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Sport: Rennen ohne Risiko

Sportler müssen sich bei Unfällen nicht extra versichern

Berlin. Am Freitag war Winfried Banzer ein wenig glücklich. Der Gesundheitsbeauftragte des Sportbundes hatte wie viele Deutsche die Reformrede des Bundeskanzlers gesehen. Und er war einer der wenigen Deutschen, die die Ansprache Gerhard Schröders im Bundestag gut fanden. Der Grund war Schröders Ankündigung, dass Sportunfälle weiterhin von den gesetzlichen Krankenkassen versichert werden. Am Mittwoch war Banzer noch glücklicher. Da hatte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) in einem Spitzengespräch mit dem Sport die neue Linie der Regierung bestätigt. „Die positive Wirkung des Sports auf die Gesundheit wird damit anerkannt“, sagt Banzer zufrieden.

In Deutschland gibt es 4,5 Millionen Freizeitunfälle pro Jahr, davon sind ein Drittel Sportunfälle. Im Zuge der geplanten Gesundheitsreform sollten diese Unfälle von den Kassenmitgliedern extra versichert werden. So erhoffte sich die Koalition eine finanzielle Entlastung der Krankenkassen. Die Behandlung der Sport- und Freizeitunfälle kostet jährlich etwa zehn Milliarden Euro.

Der Sport argumentierte dagegen mit seiner gesundheitsfördernden Wirkung. „Bewegung von Sportlern entlastet die Kassen ebenfalls in Milliardenhöhe“, meint Banzer. Der Sport favorisiert ein Modell, nach dem sportliche Betätigung belohnt wird. Vor einer Woche wurde eine Studie veröffentlicht, nach der sich Kinder immer weniger bewegen. Nach Schätzung der AOK verursachen Krankheiten in Folge von Bewegungsmangel jährliche Kosten von 30 Milliarden Euro.

Nach Informationen des Tagesspiegels soll auch ein zweites Anliegen des Sports in die Gesundheitsreform einfließen. Schmidt habe bei dem Gespräch auch zugesagt, so genannte Risikosportarten nicht extra zu versichern, berichten Teilnehmer. Nach Erhebungen des Sportbundes verursachen Fußballer jährlich 472 000 Unfälle, dazu gibt es 179 000 verletzte Hand-, Volley- und Basketballer. Banzer warnt jedoch davor, nur die absoluten Zahlen zu sehen. „Es gibt ja viel mehr Ballsportler als Inlineskater“, sagt er. Bei Skatern und Boardfahrern gibt es jährlich 111 000 Unfälle. All diese Unfälle sollen nun nicht als Risikofälle eingestuft werden. Sie bleiben weiterhin normal versichert.

Die Opposition begrüßt die neue Linie. In einem Gesetzentwurf, der in den Bundestag eingebracht wurde, fordert die FDP eine stärkere Berücksichtigung des Sports im Gesundheitswesen. Winfried Banzer wird es freuen.

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