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Sport: „Repräsentieren reicht nicht“

Liga-Chef Holzhäuser über eine langfristige Nachfolge

Herr Holzhäuser, niemand will Präsident der Deutschen Fußball-Liga werden. Bayerns Aufsichtsratschef Karl-Heinz Rummenigge hat abgesagt, ebenso der Politiker Friedrich Merz. Auch Sie wollen auf Dauer nicht. Wird der Posten so schlecht bezahlt?

Das ist keine Frage der Bezahlung. Ein Ligapräsident ist kein Frühstückdirektor. Er hat als oberster Interessenvertreter der 36 Lizenzvereine mehr als einen Fulltime-Job zu bewältigen. Deshalb ist diese Funktion nicht neben einem Vereins-Engagement auszuüben. Für eine Übergangszeit geht das, dafür stehe ich bereit – aber nicht über ein paar Monate hinaus. Wer kommt da in Frage? Leverkusens früherer Manager Reiner Calmund wäre frei.

Ganz abgesehen davon, dass Reiner Calmund bereits abgewinkt hat, bin ich der Meinung, dass es eine Persönlichkeit ohne den Stallgeruch eines Vereins sein müsste. Die Aufgabe eines Präsidenten des Ligaverbandes ist vergleichbar mit der eines Vorstandsvorsitzenden eines Großunternehmens – allerdings muss politisches Fingerspitzengefühl, Durchsetzungsvermögen und diplomatisches Geschick hinzukommen. Wenn er noch etwas von Fußball versteht, wäre das ideal – aber nicht unbedingte Voraussetzung.

Wie steht es um Franz Beckenbauer? Das wäre doch die Idealbesetzung, oder?

Franz Beckenbauer ist sicher für vieles geeignet. Aber im harten Alltagsgeschäft, in dem sich neben den Vereinen und dem DFB auch die Sponsoren, die Fernsehsender und die internationalen Verbände tummeln – da ist es mit überwiegender Repräsentation nicht getan.

Nachdem der Deutsche Olympische Sportbund Michael Vesper aus der Politik als Generaldirektor engagiert hat, könnte man fragen: Wie wäre es für die DFL mit Gerhard Schröder oder Otto Schily – beide fußballbegeistert und womöglich zeitlich verfügbar?

Ich will keine Namen diskutieren. Schließlich wählen die Vereine ihren Präsidenten autark. Es wäre kontraproduktiv, weitere Namen in die Diskussion zu bringen. Michael Vesper ist leider nicht zu haben, weil er seine Aufgabe beim DOSB erfüllen will. Ligapräsident zu sein bedeutet höchsten Einsatz, repräsentative Präsenz und gleiche Loyalität gegenüber allen Profi-Vereinen. So mal nebenher geht das nicht mehr.

Das Gespräch führte Jürgen Rollmann.

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