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Sport: Retter mit Verspätung

Toppmöller hilft Kaiserslautern als Aufsichtsrat

Eigentlich hat Klaus Toppmöller alles falsch gemacht, was ein Kandidat für einen neuen Job während des Bewerbungsverfahrens falsch machen kann: Statt eines freundlich formulierten Bewerbungsschreibens sandte er vor zwei Wochen aus Georgien mittels einer Sportsendung des Südwestrundfunks ein Video mit einem saloppen Hilfsangebot an den kriselnden 1. FC Kaiserslautern. Im unmittelbaren Vorfeld des Bewerbungsgesprächs äußerte er Kritik an Vorstand und Aufsichtsrat des Zweitligaklubs, und zum vereinbarten Termin am Dienstagabend kam der georgische Nationaltrainer mit 20 Minuten Verspätung – nicht vom Arbeitsplatz im Kaukasus aus, sondern nach knapp einstündiger, nachweislich staufreier Autofahrt vom Wohnort in der Eifel an den Betzenberg. Trotzdem ist Toppmöller nach einem zweistündigen Gespräch vom Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern zum neuen starken Mann am Betzenberg ernannt worden.

Das FCK-Idol der 70er Jahre rückt als der für den sportlichen Bereich alleinverantwortliche Mann in das Kontrollgremium und will unentgeltlich helfen, das Schicksal eines die Existenz des Pfälzer Traditionsvereins bedrohenden Abstiegs in die Drittklassigkeit abzuwenden. „Wir müssen jetzt für den Verein zusammenarbeiten“, sagte Toppmöller. „Nur gemeinsam können wir den Klub vor dem Abstieg bewahren.“ Der ungewöhnliche Verlauf des Bewerbungsverfahrens passt zur verzweifelten Lage des Fritz-Walter- Klubs. Vorstandschef Erwin Göbel bezichtigte Toppmöller noch am Sonntag, dass er durch Interviews Unruhe in den Verein gebracht habe. „Wir haben die Missverständnisse ausgeräumt”, sagte nun der 48 Jahre alte Göbel. „Es geht jetzt auch nicht um persönliche Eitelkeiten, sondern darum, etwas zu bewegen.“

Leidtragender dürfte Michael Schjönberg sein. Der Sportdirektor wird wohl für Toppmöller geopfert, während der norwegische Trainer Kjetil Rekdal, der gestern seinen 39. Geburtstag feierte, offenbar eine Bewährungschance erhält. Toppmöller wiederum will nun umgehend „die Drähte glühen und seine Kontakte spielen lassen, um die Mannschaft in der Winterpause zu verstärken“.

Die FCK-Fans müssen dann nur hoffen, dass die Verspätung beim Bewerbungsgespräch nicht auf grundsätzliche Schwächen bezüglich zeitlicher Disziplin schließen lässt. Wäre ja zu schade, wenn Toppmöller am 31. Januar das Ende der Transferperiode um ein paar Minuten verpassen würde.

Daniel Meuren[Kaiserslautern]

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