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Sport: Return des Amtsinhabers

Im Wahlkampf um die Tennis-Präsidentschaft setzt Georg von Waldenfels auf ein „Team Deutschland“

Berlin - Es ist wohl nicht so, dass sich Georg von Waldenfels mit aller Macht um eine Verlängerung seines Ehrenamtes als Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) gerissen hätte. „Ich habe vor einigen Monaten nicht gesagt, hurra, ich bin der Kandidat“, sagt er, „ich habe vielmehr gefragt: Wollt ihr, dass ich weitermache?“ Präsidium und Landesverbände wollten es damals. Inzwischen aber ist in Dirk Hordorff ein angriffslustiger Gegenkandidat aufgetaucht, was für von Waldenfels eigentlich eine gute Möglichkeit gewesen wäre, sich von seinem Amt zu verabschieden. Doch der ehemalige bayerische Finanzminister fühlt sich unverändert unterstützt, weshalb er nun sagt: „Nur weil ein Gegenkandidat auftritt, ziehe ich doch nicht zurück.“

So kommt es gegenwärtig vor der Präsidiumswahl am 12. November in Bremen zu einem offenen Wahlkampf im Deutschen Tennis-Bund. Der Herausforderer Dirk Hordorff, ein 49 Jahre alter Immobilienunternehmer und Manager des Tennisprofis Rainer Schüttler, hat zuletzt sein Konzept vorgelegt. Darin kritisiert er im Wesentlichen die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit und Vermarktung des Tennis und fordert Veränderungen in der Spitzensportstruktur. „Ich will die Stagnation, ja sogar den Rückschritt der vergangenen Jahre überwinden“, sagte Hordorff gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Alleine in der besseren Vermarktung der wirtschaftlichen Aktivitäten wären Potenziale von mehreren Millionen Euro erzielbar.“

Georg von Waldenfels konterte gestern, indem er eine Idee des ehemaligen Daviscup-Spielers und Journalisten Hans-Jürgen Pohmann aufgriff. „Ich will ein Team Deutschland ins Leben rufen, um das Image und die Bedeutung des Tennis in Deutschland zu fördern“, sagte Georg von Waldenfels. Dies sei jedoch keine Reaktion auf Hordorff, er habe vielmehr schon vor einiger Zeit mit Pohmann darüber gesprochen.

Neben dem Initiator Pohmann, der auch Sportchef im Rundfunk Berlin-Brandenburg ist, sollen der ehemalige Fedcup-Teamchef Klaus Hofsäß und der ehemalige Spitzenspieler Michael Stich diesem Team angehören. „Mit beiden habe ich aber noch nicht gesprochen“, sagte von Waldenfels. Auch seinen Gegenkandidaten könne er sich in dieser Gruppe gut vorstellen, sagte er. Dirk Hordorff war gestern für eine Stellungnahme dazu nicht zu erreichen. Der Präsident des Niedersächsischen Tennisverbandes begrüßte die Idee. „Eine Task Force zu bilden, ist vom Grundsatz sicher richtig“, sagte Gottfried Schumann, „es ist nicht verkehrt, solche Leute einzubinden.“

Hordorff hatte auch die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit kritisiert, von Waldenfels sagte dazu: „Wir standen kurz vor der Insolvenz, da ist es schwer, positive Schlagzeilen zu machen.“ Der Verband hatte vor einigen Jahren elf Millionen Euro Schulden, nun besitzt der DTB zwar eine positive Bilanz – aber nur noch die Hälfte der Rechte am Hamburger Rothenbaumturnier. Hordorff klagt, der Verband habe durch Turnierverkäufe sein Tafelsilber veräußert. Von Waldenfels erklärte: „Jeder, der sagt, er hätte es anders gemacht, hätte den Verband in den Konkurs getrieben.“

Der Amtsinhaber glaubt, die Mehrzahl der Landesverbände hinter sich zu haben. Bei der Wahl in eineinhalb Wochen entspricht die Anzahl der Stimmen eines Landesverbandes dem Verhältnis der Mitgliederzahlen. Der mitgliederstarke Bayerische Tennis-Verband, der 24 der 123 Stimmen besitzt, hat sich schon für von Waldenfels ausgesprochen. Auch der Präsident des Niedersächsischen Verbandes, der zwölf Stimmen vergibt, unterstützt ihn. Schumann sagte: „Wir werden das Konzept von Herrn Hordorff durchsprechen, doch an meiner Meinung wird sich nicht mehr viel ändern.“ Trotzdem, so glaubt er, könnte die Wahl spannend werden. „Da ist Bewegung drin, aber ob sich im Wesentlichen noch etwas ändert, wage ich zu bezweifeln.“

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