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Sport: Revolution im Handballpalast

Stürzt IHF-Chef Moustafa über die Manipulationen?

Hamburg - Wie ein Hilferuf wirkte der Auftritt. „Wir sind doch eine Familie. Wir müssen alle zusammenarbeiten“, flehte Hassan Moustafa, der ägyptische Präsident der Internationalen Handball-Föderation (IHF) am Rande der EM in Lillehammer. Während gestern Südkoreas Frauen die Wiederholung des Olympia-Qualifikationsturniers gegen Japan mit 34:21 gewannen und heute die Männer der beiden Nationen aus dem selben Grund gegeneinander antreten, verweigern dem obersten Handballfunktionär die meisten asiatischen Mitglieder längst die Gefolgschaft.

Rädelsführer ist der kuwaitische Scheich Ahmad Al Fahad Al Sabah, der Präsident der Asiatischen Handball-Föderation (AHF). Er kritisiert, dass die IHF die Qualifikationsturniere neu angesetzt hatte, die Kasachstan (Frauen) und Kuwait (Männer) unter manipulationsverdächtigen Umständen gewonnen hatten. Al Sabah kündigte „Gespräche“ mit anderen Föderationen an – eine Rhetorik, die Insider als Drohung deuten: Der Scheich will den IHF-Präsident absetzen.

Wie schwer das Wort Al Sabahs wiegt, belegt die Tatsache, dass die drei arabischen Teilnehmer Kuwait, Katar und Vereinigte Arabische Emirate das Wiederholungsturnier der Männer boykottieren. Der Scheich hatte den Verbänden andernfalls mit Ausschluss aus der AHF gedroht.

Die IHF aber hält unter dem Druck des Internationalen Olympischen Komitees, das einen Olympiaauschluss des Handballs angedroht hatte, an dem Beschluss fest. Moustafa: „Die Sieger von Tokio gehen direkt zu Olympia nach Peking.“

Moustafa räumte aber erstmals ein, dass er persönlich beteiligt war an der Absetzung der deutschen Schiedsrichter Lemme/Ullrich, die beim ersten Turnier das Männer-Spiel Kuwait gegen Südkorea pfeifen sollten – und dass die beiden jordanischen Schiedsrichter, die Kuwait zu einem 28:20-Sieg pfiffen, nicht über die nötige Lizenz verfügten. Geschäftemacherei bestritt er – ein Fax Al Sabahs lässt das Gegenteil vermuten. Darin erinnerte er seinen einstigen Freund Moustafa daran, dass er ihm „persönlich versprochen“ hatte, dass die AHF sich die Schiedsrichter selbst aussuchen könne. Erik Eggers

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