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Sport: Rezept ohne Wirkung

Bayers Boss Holzhäuser gerät unter Druck, weil er Völler nicht überzeugt

In der Stunde des Sieges sah sich Wolfgang Holzhäuser bestätigt. Seit langer Zeit schon, nicht erst seit der Entlassung Klaus Augenthalers bei Bayer Leverkusen, favorisiert der Geschäftsführer ein Teammanager-Modell nach englischem Muster, berühmte Namen wie Sir Alex Ferguson (Manchester United) oder Arsène Wenger (Arsenal London) fallen ihm als Vorbild ein.

Rudi Völler, der eigentlich Sportdirektor ist, könne diese Rolle bestens ausfüllen. Nach dem 3:1-Sieg in Duisburg, dem erfolgreichen Comeback Völlers als Coach, legte Holzhäuser nach: „Ich versuche, ihn von meinem Modell zu überzeugen.“ Und: „Der Rudi wird das machen, was für Bayer 04 das Optimum ist.“ Konziliant im Ton, aber hart in der Sache erteilte Völler dem Werben seines Chefs jedoch eine Absage: „Das Ergebnis ändert nichts an meiner Entscheidung, es nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu tun.“ Selbst neutrale Beobachter mussten diese Bemerkungen als Affront auffassen. Es stellt sich die Frage, wie die beiden Männer kommunizieren.

Einer, der im Auftrag des Konzerns die Fußball-Tochter kontrolliert und beobachtet, sieht die Angelegenheit weniger aufgeregt. „Das Verhältnis Völler/Holzhäuser ist nicht kaputt, die reden viel miteinander“, sagt der Sportbeauftragte der Bayer AG, Meinolf Sprink. Er stehe „voll dahinter“, wie Holzhäuser in der ersten schweren Klubkrise nach dem Abgang Reiner Calmunds als alleiniger Geschäftsführer auftrete. Er weiß aber auch, dass das Image Holzhäusers, der Fußballtrainer einmal als „temporäre Erscheinungen“ bezeichnete, Gefahren birgt. Der Geschäftsführer stehe, so hieß es kürzlich im Chat des Bayer-Fan-Forums „werkself.de“, für „knallharten Kapitalismus, für null Emotion, ein Zahlenmensch“. Deswegen hat Sprink Holzhäuser geraten, als dieser die Fans über die Entlassung Augenthalers informieren wollte, dass er „beim Text nicht abhebt in Formulierungen, die zu akademisch sind“, der Fan wolle schließlich „im richtigen Ton“ angesprochen werden.

Meinolf Sprink konstatiert eine „ziemlich diffizile Situation“ bei der Trainersuche, „egal, wer die Mannschaft trainiert, selbst wenn es weiterhin Rudi Völler ist“. Nach den zwei anstehenden englischen Wochen verabschieden sich die meisten Spieler zu ihren Nationalmannschaften. Den richtigen Zeitpunkt für ein Trainer-Debüt zu finden, fällt demnach schwer – ein Argument für die Zwischenlösung Völler. „Die Fußball-GmbH wird ihre Hausaufgaben machen und den einen oder anderen Kandidaten kontaktieren.“ Und das Ergebnis werde sicherlich, weil eine „sehr bedeutende Personalie“, mit dem Gesellschafterausschuss als Kontrollorgan besprochen.

Die Frage ist, wie lange die Ruhe hält. Denn trotz Rückendeckung durch den Konzern wird Holzhäuser selbst zunehmend zur Zielscheibe der Kritik, wenn auch vorerst nur bei den Balkenblättern. Am Montag brachten „Bild“ und „Express“ in ungewohnter Zweisamkeit als Nachfolger Holzhäusers schon mal den Namen Ilja Kaenzig ins Spiel, dessen Vertrag bei Hannover 96 im Sommer 2006 ausläuft – ungeachtet des wenig harmonischen Abschieds Kaenzigs aus Leverkusen im Jahre 2003. Auch Holzhäuser benötigt also dringend Siege, will er die Debatten auf dem Boulevard eindämmen. Den nächsten am besten schon am Mittwoch, im Derby gegen den 1. FC Köln.

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