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Sport: Ribéry rettet die Bayern

Nach seiner Einwechslung bereitet der Franzose den 1:1-Endstand gegen den HSV vor

Es war kurz nach sechs am Sonntagabend, als sein Name zum ersten Mal ertönte. „Ribéry, Ribéry!“, riefen die 69 000 Zuschauer in der Münchner Arena, leise erst, dann ein wenig lauter. Franck Ribéry lief an der Seitenlinie auf und ab und bereitete sich auf seine Einwechslung vor. Sie haben ihn vermisst in München, drei Pflichtspiele hatte er pausieren müssen nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel. Als das 1:1 (0:0) des FC Bayern München gegen den Hamburger SV allerdings zu Ende war, da war Ribéry schon wieder vergleichsweise uninteressant. Mark van Bommel hatte ihm die Show gestohlen.

Zunächst aber schien das Thema des Spiels die Ersatzbank beider Mannschaften zu sein: Nicht nur der FC Bayern musste auf seinen besten Offensiv-Angestellten verzichten, sondern auch der HSV, bei dem Rafael van der Vaart nach seinem Bänderanriss im Sprunggelenk auf der Bank saß. Ribéry hatte sich vor der Partie mit Trainer Ottmar Hitzfeld besprochen, „ich hab mich noch nicht so weit gefühlt“, sagte er, weshalb Bastian Schweinsteiger erneut den Auftrag bekam, den Franzosen zu ersetzen. Der Auftrag misslang ihm weitgehend – wieder einmal.

Besonders in der ersten Halbzeit war es stattdessen Hamit Altintop, der sich als treibende Offensivkraft hervortat, er drängte immer wieder auf das Hamburger Tor zu, als sei die eigene Platzhälfte von scharfen Hunden besetzt. So war das überhaupt das gesamte Spiel über: Die Bayern dominierten, der HSV reagierte. Doch er reagierte gut, bissig und giftig, weshalb die Begegnung zunehmend hitziger wurde. Es war eines dieser Spiele, in denen man froh ist, nicht Schiedsrichter geworden zu sein – dass der Hamburger David Jarolim in der 58. Minute der Erste war, der eine Gelbe Karte sah (nach einem Foul an Zé Roberto), war wirklich überraschend.

Wie auch das erste Tor: Es fiel, als der Ball in der Verteidigung der Bayern sicher schien. Lucio aber, dem Hitzfeld später attestierte, „heute keinen guten Tag“ gehabt zu haben, er legte sich den Ball am eigenen Strafraum schockierend weit vor, Jarolim nahm den Ball auf, passte ihn zu dem alleine im Strafraum stehenden Ivica Olic, und Olic vollendete mühelos zum 1:0. Da lief die 60. Minute, und Franck Ribéry hatte all das von der Seitenlinie aus mitansehen müssen – er wartete auf seine Einwechslung (Rafael van der Vaart musste noch 18 Minuten länger warten, ehe er den Torschützen Olic ersetzen durfte). Als Schweinsteiger ging und der Franzose für ihn kam, kehrte auch die Hoffnung der Bayern zurück. Es dauerte genau sechs Minuten, bis Ribéry an der Grundlinie an den Ball kam, auf Zé Roberto zurücklegte – und der das 1:1 erzielte. Vorausgegangen war allerdings ein Einwurf für die Münchner, der eigentlich dem HSV hätte zugesprochen werden müssen, weil Altintop den Ball zuletzt berührt hatte.

Und dann kam die letzte Spielminute – der Auftritt des Mark van Bommel. Nach einem Zweikampf entschied Schiedsrichter Lutz Wagner korrekt auf Einwurf für den HSV, van Bommel beschwerte sich, und Wagner zückte die Gelbe Karte. Dann, so beschrieb es van Bommel später, „habe ich mich gehen lassen“. Er applaudierte, als sei gerade der letzte Vorhang im Theater gefallen, woraufhin Wagner ihm Gelb-Rot zeigte. Dass van Bommel dem Schiedsrichter in dessen Rücken auch noch den angewinkelten Ellbogen mitsamt Faust entgegenschleuderte, sah dieser gar nicht. Der Holländer wäre schon durch die erste Gelbe Karte beim Spiel gegen Schalke am kommenden Wochenende gesperrt gewesen – „das hat mich geärgert“. Dem Schiedsrichter wollte er keinen Vorwurf machen. Van Bommel weiß wohl, dass seine Geste noch ein Nachspiel haben könnte. Für den Verein hat sie es auf jeden Fall: „Es wird eine Geldstrafe geben“, sagte Trainer Hitzfeld.

Kurz darauf beendete Wagner die Partie, die Spieler liefen in die Kabine, die Zuschauer pfiffen. So richtig zufrieden war an diesem Sonntagabend niemand.

Michael Neudecker[München]

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