zum Hauptinhalt
Der Ball und sein Benutzer. Ricardo Teixeira, zwielichtiger Funktionär.

© dpa

Ricardo Teixeira tritt zurück: Urlaub vom Kungeln

Brasiliens Fußballboss Ricardo Teixeira zieht sich vorerst von seinem Posten als Präsident des nationalen Fußballverbandes CBF zurück. Zu den Gründen hält sich der 64-Jährige allerdings bedeckt.

Ricardo Teixeira gehört nicht zu den großen Sympathiefiguren des brasilianischen Fußballs. Aber er ist mächtig und seit fast einem Vierteljahrhundert Präsident des nationalen Fußballverbandes CBF. Seit Wochen wird über den Rücktritt des Funktionärs spekuliert, der sich seit Jahren gegen Korruptionsvorwürfe zu Wehr setzen muss. Nun ließ er sich aus gesundheitlichen Gründen auf zunächst unbestimmte Zeit beurlauben.

Die zweizeilige Mitteilung an die Präsidenten der Regionalverbände hatte der 64-Jährige persönlich unterzeichnet: Sein Vize José Maria Marin werde seine Amtsgeschäfte für unbestimmte Zeit übernehmen. Über die Motive seiner Auszeit verlor Teixeira kein Wort, ebenso wenig über den Zeitpunkt seiner Rückkehr. Von seinem Amt als Chef des WM-Organisationskomitees für das Turnier 2014 ließ er sich jedoch nicht offiziell beurlauben. Dort sitzt er mit den früheren Weltmeistern Bebeto und Ronaldo im Aufsichtsrat. Alle erforderlichen Unterschriften können von Ronaldo geleistet werden.

Für das Umfeld des bisher allmächtigen Herrschers des brasilianischen Fußballs kam die Entscheidung des kurzfristigen Rückzugs nicht überraschend. Bei einer Vollversammlung des Verbandes Ende Februar soll er erklärt haben, dass er sich krankmelden werde. Dennoch wurde er einstimmig im Amt bestätigt. Von einem Rücktritt hatte er nicht gesprochen. Vertrauten soll er jedoch erklärt haben, dass er kurzfristig die Verbandsspitze und die Leitungen des Organisationskomitees abgeben und in ein anderes Land ziehen werde. In Florida besitzt Teixeira einen beeindruckenden Privatsitz.

Auch wenn er selbst nicht über das Motiv seines Rückzuges spricht, so gibt es eine lange Liste von Gründen, die ihn zu dieser Entscheidung bewegt haben könnten. Da sind zum einen rechtliche und politische Kämpfe, die in jüngster Vergangenheit an Brisanz gewonnen haben. Für die Abwicklung der TV-Rechte zur Fußball-WM soll er über die frühere Fifa-Rechtevermarktungsagentur ISL rund 7,5 Millionen Euro erhalten haben. Und das brasilianische Innenministerium ermittelt gegen Teixeira wegen Unterschlagung von 3,5 Millionen Euro für die Organisation von Freundschaftsspielen der brasilianischen Nationalmannschaft im Jahre 2008.

Teixeira hat wenig Rückhalt bei der Regierung, und auch bei Joseph Blatter ist das Fifa-Exekutivkomiteemitglied in Ungnade gefallen. Der Präsident des Weltverbandes hatte Ende vorigen Jahres angekündigt, möglicherweise die ISL-Dokumente zu veröffentlichen, die Teixeira belasten könnten. Doch in Brasilien weiß man auch, dass ihm der Zuschlag für die WM 2014 zu verdanken ist.

Teixeira ist außerdem gesundheitlich angeschlagen. Seit einem Sturz von einem Pferd ist er gehbehindert. Im September 2011 wurde er wegen einer Darminfektion ins Krankenhaus eingeliefert. Eine Woche später erlitt er einen Schwächeanfall. Bis Ende Januar ließ er sich bereits aus gesundheitlichen Gründen beurlauben und flog nach Florida.

Ob Teixeira seinen endgültigen Rückzug vollzieht, bleibt unklar. Der ehemalige Schwiegersohn von Fifa-Ehrenpräsident Joao Havelange kennt nach 23 Jahren und zwei Monaten im Amt alle Schliche. Laut Statuten kann er bis zu 180 Tage von seinen Amtsgeschäften fernbleiben. Sein Vertreter Marin gilt als unbeschriebenes Blatt. Der 79-Jährige wurde jedoch zuletzt dabei gefilmt, wie er sich bei einem Jugendturnier heimlich eine Siegermedaille in die Tasche steckte.

Weitere Aufregung wird vorerst vemieden: Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke hat seine für kommende Woche geplante WM-Inspektionsreise auf unbestimmte Zeit verschoben. Er hatte zuletzt für Empörung gesorgt, als er einen „Tritt in den Hintern“ für Brasilien forderte. (dapd/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false