zum Hauptinhalt
Update

Riesenslalom: Neureuther gut, Luitz im Pech

Felix Neureuther legte fünf Tage nach seinem Autounfall einen bemerkenswerten Auftritt hin und hat nach Lauf eins wie Fritz Dopfer noch Medaillenchancen. Mit der zweitbesten Zeit wurde Stefan Luitz disqualifiziert. Beim Torfehler dachte er nur eins: "Vollidiot".

Felix Neureuther trumpfte fünf Tage nach seinem Autounfall „Weltklasse“ auf - doch Teamkollege Stefan Luitz hätte ihn fast noch überholt. Der 21-Jährige legte am Mittwoch beim olympischen Riesenslalom in Krasnaja Poljana die zweitbeste Zeit hin, fädelte aber am letzten Tor ein. „Du Vollidiot“, schilderte der Skirennfahrer aus dem Allgäu seinen ersten Gedanken. „Aber es hilft nichts. Ich muss jetzt den Kopf hochnehmen und einfach das Gefühl, das ich beim Lauf gehabt habe, mitnehmen und in den nächsten Rennen wieder umsetzen.“ Statt auf Silberkurs in den zweiten Durchgang zu starten, ist Luitz im Finale nur noch Zuschauer. Gold scheint an Weltmeister Ted Ligety aus den USA vergeben, der mit fast einer Sekunde Vorsprung das Feld anführt. Dahinter geht es eng zu. Zwischen Platz drei und zehn liegen weniger als drei Zehntel. Auch Fritz Dopfer ist als Elfter keine zwei Zehntel hinter dem Bronze-Platz in Medaillennähe und kündigte die „letzte Attacke“ an. Der tapfere Neureuther hat nach dem ersten Lauf als Achter nur 0,16 Sekunden Rückstand auf Platz drei.

„Ich hätte es vor zwei Tagen, wenn ich ehrlich bin, niemals für möglich gehalten, dass ich heute hier starte“, gestand Neureuther und dankte seinem Physio Martin Auracher. „Wenn ich im zweiten Durchgang noch schmerzfrei bin, dann hat er ein Schleudertrauma, weil ich ihn so fest umarmen werde. Der hat einen Wahnsinnsjob gemacht.“ Im Ziel streckte er den Rücken durch, vor dem Start wurde noch einmal die Nackenmuskulatur gecheckt. „Das ist echt schon eine sehr großes Wunder passiert irgendwie.“ Mitgefühl drückte Neureuther für seinen Teamkollegen Luitz aus.

„Das wünscht man absolut keinem. Vor allem, wenn man so cool Ski fährt wie der - das ist schon brutal bitter.“ Und für Luitz nicht mal eine neue Erfahrung: Bei der WM vor einem Jahr in Schladming fuhr er durch das letzte Tor, statt daran vorbei. Auch damals wurde er disqualifiziert. „Da ist schon ein bisschen Frust dabei. Am letzten Tor einfädeln nach so einer sensationell guten Vorstellung - das hat einen gewissen Beigeschmack“, betonte Alpindirektor Wolfgang Maier. Einmal mehr wurde er „vom Felix“ überrascht. „Die Vorstellung war auf jeden Fall Weltklasse, die er gegeben hat“, sagte der Alpindirektor. Im zweiten Lauf sei „alles noch möglich“.

Allerdings nicht mehr für Luitz. „Für Stefan tut es uns extrem leid, da ist er wirklich um eine Chance gebracht worden“, haderte Maier. „Aber vielleicht muss das dazugehören, dass er mal ein richtig Großer wird, weil er aus dem hoffentlich mal lernt, dass man erst, wenn man über die Ziellinie ist, die Position auflösen darf. Immerhin hat er eine coole Performance gebracht.“ Ob das Pech eines Doppel-Olympiasiegers ein Trost für Luitz ist? Markus Wasmeier schied 1988 beim olympischen Super-G von Calgary gleich beim ersten Tor aus - sechs Jahre später wurde er mit Gold entschädigt. (dpa)

Zur Startseite