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Sport: Robben glänzt für Holland

Der Torschütze ist beim 1:0 über Serbien-Montenegro der überragende Spieler auf dem Platz

Robin van Persie sieht nicht aus, wie jemand, dessen innigster Wunsch es ist, sich ein ganzes Land zum Feind zu machen. Er ist 22 Jahre alt und hat noch die weichen Gesichtszüge eines Heranwachsenden. Die Fassade täuscht: Offensichtlich ist van Persie ein durch und durch furchtloser Mensch. Der 22-Jährige hat gestern Abend vermutlich nicht nur die Technische Kommission der Fifa gegen sich aufgebracht, sondern auch den Großteil seiner Landsleute. Van Persie, Rechtsaußen der holländischen Fußball-Nationalmannschaft, war wahrscheinlich der einzige Mensch, der etwas Negatives über seinen Teamkollegen Arjen Robben äußerte. Robben hatte das einzige Tor zum WM-Aufaktsieg seiner Mannschaft erzielt, er war an fast jeder Offensivaktion der Holländer beteiligt gewesen und nach dem 1:0 (1:0) gegen Serbien-Montenegro von der Fifa-Kommission zum besten Spieler des Spiels gewählt worden. „Ich respektiere Arjen und seine Art, Fußball zu spielen“, sagte van Persie. „Das Problem ist, dass er manchmal Entscheidungen trifft, die gut für ihn sind, aber nicht gut für die Mannschaft.“

Robben ist ein Fummler, wie sie im Hochgeschwindigkeitsfußball nur noch selten vorkommen. „Es gibt Spieler, die kann man nicht aufhalten“, sagte Serbien-Montenegros Trainer Illija Petkovic. „Dazu würde ich Ronaldinho zählen, aber auch Robben.“ Problematisch wird es nur dann, wenn der Linksaußen vom FC Chelsea seine Ballverliebtheit zu exzessiv auslebt, nicht die Mitte findet zwischen Eigennutz und Gemeinsinn. Das war es, was van Persie kritisch anmerkte.

Immerhin traf Robben in der 18. Minute eine Entscheidung, die sowohl für ihn als auch für die Mannschaft die richtige war. Van Persie hatte einen langen Ball von Mark van Bommel in den Lauf Robbens verlängert, und wenn Robben einmal ins Laufen kommt, ist er kaum noch aufzuhalten. Goran Gavranic versuchte es mit einem Zupfer an seinem Trikot, war jedoch ebenso erfolglos wie Torhüter Dragoslav Jevric gegen Robbens Abschluss. „Ich hätte nie gedacht, dass wir auf diese Weise ein Gegentor kassieren würden“, sagte Trainer Petkovic. Noch am Tag zuvor hatte er seinen Spielern die Angriffszüge der Holländer aufgemalt, darunter auch den, mit dem Robben das 1:0 erzielte.

Es war kein Zufall, dass der Linksaußen in diesem taktischen Spiel ohne allzu viele herausgespielte Torchancen den Unterschied machte. „Wir haben in der ersten Halbzeit harte Arbeit abgeliefert“, sagte Hollands Mittelfeldspieler Phillip Cocu. Mehr als 60 Prozent Ballbesitz wies die Statistik am Ende für seine Mannschaft aus, und das, obwohl der Gegner einen Rückstand aufzuholen hatte. Die Serben, die sich im Mittelfeld selten durchsetzen konnten, versuchten es in der zweiten Hälfte vor allem mit langen hohen Bälle auf den eingewechselten Riesen Nikola Zigic. Gefährlich wurden sie selten.

Arjen Robben ist mit seinen Dribblings in der Lage, die Starre zu lösen, in die ein funktionierendes System wie das der Serben ein Spiel versetzen kann. Er suchte immer wieder erfolgreich die Eins-gegen-eins-Situationen, noch vor der Pause wurde sein Gegenspieler Nenad Djordjevic ausgewechselt. Einmal scheiterte der 22-Jährige mit einem Schuss an Torhüter Jevric, zweimal verfehlte er knapp das Tor. „Ich war sehr glücklich, dass Arjen einer von uns war“, sagte Hollands Bondscoach Marco van Basten.

Wäre die holländische Nationalmannschaft eine politische Partei, müsste sie wegen extremer Linkslastigkeit vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Van Persie beklagte, dass er auf der rechten Seite lange Zeit aus dem Spiel genommen war, und auch Ruud van Nistelrooy in der Mitte zählte zu den Leidtragenden von Robbens Spiel. Weil der Stürmer seine Tore fast ausschließlich aus dem Strafraum heraus erzielt, ist er auf Vorlagen der Außenstürmer angewiesen. Nach 55 Minuten kam van Nistelrooy erstmals im serbischen Sechzehnmeterraum an den Ball. Zu diesem Zeitpunkt hatte er wenigstens schon einmal aufs Tor geschossen. Aus dem Mittelkreis.

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