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© dpa

Robert Enke: Ein Riese unter Mauerblümchen

Robert Enke kehrt ins Tor von Hannover 96 zurück – und will sich dort wieder in die Nationalelf spielen.

Von Christian Otto

Am liebsten hätte er es heimlich, still und leise. Aber das geht selbst in Hannover nicht. Wann immer die Aussicht auf Auftritte von Robert Enke besteht, gerät eine Stadt in Wallung, die so gerne ein richtig großer Fußball-Standort wäre. Dass der Kapitän von Hannover 96 heute im Bundesligaspiel beim 1. FC Köln sein mit Spannung erwartetes Comeback gibt, entfacht im Fan-Lager der Niedersachsen neue Begeisterungsstürme. Denn der 32-Jährige ist der einzige echte Star im Team eines Klubs, der in den unteren Niederungen der Tabelle seit Jahren Stammgast ist. „Es ist schön, wieder dabei zu sein“, sagt Enke, dem der Trubel um seine Person nicht immer recht ist. Bälle halten, Klappe halten: Seinem Naturell entsprechend möchte er seinen Weg zurück in den Erstliga-Alltag und in die deutsche Nationalmannschaft gerne so ruhig und sachlich wie möglich gehen.

Dass Robert Enke, den sie in Hannover voller Ehrfurcht Robert Riese nennen, auf mediales Getöse um seine Person gut verzichten kann, ist für die Verantwortlichen von Hannover nicht unerheblich. Denn sie können ihm – im Gegensatz zur prominenten Konkurrenz in München, Hamburg oder Stuttgart – keine Reichtümer oder Auftritte im Europapokal bieten. Mit der Rückkehr des erfahrenen Torhüters, der wegen einer bakteriellen Infektion zwei Monate lang hatte pausieren müssen, ist sofort wieder die Frage aufgekommen, was aus seinem im Sommer 2010 auslaufenden Vertrag wird. „Natürlich wollen wir Robert behalten und werden uns deshalb in absehbarer Zeit mit ihm zusammensetzen“, sagt 96-Sportdirektor Jörg Schmadtke.

Dass es eine Reihe hochkarätiger Vereine gibt, die Enke gerne ablösefrei übernehmen würden, steht außer Frage. Aber das Thema, ob der ehrgeizige Enke seine Karriere in einem durchschnittlichen Verein wie Hannover ausklingen lässt, soll möglichst bis zum Frühjahr vertagt werden. Bis dahin wird für Enke klar sein, ob er eine Chance auf das begehrte Trikot mit der Nummer 1 in der Nationalelf hat.

Bei allen Debatten um einen möglichen Vereinswechsel ist nicht zu übersehen: Es macht dem fleißigen Enke nur bedingt Spaß, immer und immer wieder auf seine Arbeit beim Bundesliga-Mauerblümchen Hannover 96 angesprochen zu werden. „Ich habe doch gezeigt, dass es auch von hier aus geht“, sagt der Torwart und glaubt, dass man selbst mit guten Paraden im Mittelmaß zum Stammtorhüter für eine Weltmeisterschaft reifen könne. Auf dem Weg zu diesem großen Ziel war es zuletzt auch gar nicht das biedere Hannoveraner Image, sondern eine Darm-Infektion, die ihn gestoppt hatte.

Während die Ärzte lange brauchten, bis sie die Diagnose gestellt hatten und das richtige Antibiotikum verabreicht war, wurde Enke im Tor der Nationalelf vom Leverkusener René Adler abgelöst. „Jetzt bleiben mir zwei Spiele, um mich bis zur nächsten Nominierung wieder zu beweisen“, sagt Enke, der im Nationalteam vom Pech verfolgt wird.

Vor einem Jahr hatte sich der zum Stammspieler aufgestiegene Enke das Kahnbein in der linken Hand gebrochen. Bei seinem nächsten und vielleicht letzten Anlauf in der Nationalelf darf jetzt nichts mehr schiefgehen. „Robert ist in einer sehr guten Verfassung. Er kehrt mit alter Stärke zurück“, sagt 96-Trainer Andreas Bergmann. Er hat nicht gezögert, als es darum ging, Enkes zuletzt starken Stellvertreter Florian Fromlowitz wieder auf die Ersatzbank zu verbannen. „Für mich ist Robert Enke ganz klar Deutschlands Nummer eins“, sagt Bergmann.

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