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Ball in Köpfhöhe: Viel Glück, lieber Robert Lewandowski.

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Robert Lewandowski spielt gegen Barcelona: Roulette mit menschlichem Material

Robert Lewandowski wird trotz seiner Gesichtsverletzungen mit einer speziellen Maske in der Champions League gegen den FC Barcelona auflaufen. Ist das vertretbar? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sebastian Stier

Schicke Sonnenbrille, legeres Hemd – Robert Lewandowski sah aus wie einer der zahlreichen Touristen, als er auf dem Flughafen in Barcelona ankam. Die Sonne genießen, gut essen und am Abend noch ein Spiel im Fußball-Tempel Camp Nou ansehen, das ist es, was man dem Stürmer raten möchte. Robert Lewandowski wird am Mittwochabend auch im Stadion von Barcelona anwesend sein. Nur eben nicht als Zuschauer, sondern als Spieler in der Startelf. Eine unverantwortliche, ja irre Entscheidung. Vor nicht einmal einer Woche hatte er sich gegen Dortmund Oberkiefer und Nasenbein gebrochen sowie eine Gehirnerschütterung erlitten. Nun soll er zum Schutz mit einer Gesichtsmaske auflaufen. Barcelonas Verteidigern dürfte das herzlich egal sein, sie werden auf Lewandowski keine Rücksicht nehmen.

Der Fall verdeutlicht, wie sehr Fußballer im Profigeschäft zu menschlichem Material auf der Hatz nach Titeln und Pokalen mutiert sind. Der Spieler als Mittel zum Zweck. Lewandowski ist dabei nur in zweiter Instanz ein Vorwurf zu machen. Die große Bühne Champions League und die Chance aufs Finale vernebeln womöglich seine Gedanken. Nur wenige Sportler würden vor dem Jahreshöhepunkt freiwillig zurückziehen. Kritischer ist die Rolle des Vereins und des Trainers zu betrachten.

Jeder werde benötigt, sagt Präsident Karl Hopfner, allein schon der vielen Verletzten wegen. Das verdeutlicht die Denkweise im Profifußball, nicht nur beim FC Bayern München. Was zählt, ist der Moment. Scheinbar nebensächlich die möglichen Langzeitfolgen. Die Maske mag Lewandowskis Gesicht schützen, sein Gehirn schützt sie nicht. Das Thema Gehirnerschütterung wird im Spitzensport noch nicht ausreichend sensibel behandelt. Dabei zeigen die Fälle von schwer geschädigten Eishockey- und American-Football-Spielern, was passieren kann, wenn Sportler zu früh wieder eingreifen. Axel Gänsslen, Mannschaftsarzt beim EHC Wolfsburg sagt: „Das Risiko, eine erneute Gehirnerschütterung zu erleiden, wenn die erste noch nicht komplett abgeschlossen ist, ist deutlich höher.“

So bleibt die Frage, ob es ein einziges Spiel wert ist, seine Gesundheit wie einen Ball in die Roulettemaschine zu werfen. Die Antwort kann nur lauten: nein.

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