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Sport: Robinho

Wie der Brasilianer das Spiel gegen Deutschland erlebte

Das Erste, was seine Mitspieler mit ihm machen: Sie schicken Robinho in der zweiten Spielminute aus dem eigenen Strafraum. Dort hat der Stürmer der Brasilianer nichts zu suchen. Robinho soll Tore machen, zumindest aber kreieren, nicht aber welche verhindern. Dafür ist er denkbar ungeeignet. Er hat zwar das Talent von Pelé in seinen dünnen Beinchen, ist aber viel zu leicht und zu schmächtig für ein Duell in der Luft. Da sich auf beiden Seiten kein Spiel entwickelt, bleibt Robinho nichts anderes übrig, als am Strafraum der Deutschen zu lauern.

Plötzlich steht er im Mittelpunkt. Während das Spiel läuft, rennt ein Flitzer samt einer Fahne aufs Spielfeld. Sein Weg führt ihn vorbei an Stars wie Ronaldinho und Kaká. Der Mann hat nur ein Ziel. Er sprintet schnurstracks auf das 21 Jahre alte Kerlchen mit der Rückennummer 7 zu. Robinho weiß in diesem Moment gar nicht, wie ihm geschieht. Solche Momente kennt der überaus begabte Spieler nicht. Für gewöhnlich hat er für alle Lagen eine Lösung in seinen Füßen, weshalb sie ihn zum besten Fußballer Brasiliens gewählt haben. Die Sicherheitskräfte entfernen den aufdringlichen Eindringling. Robinho guckt erleichtert.

Die erste klare Aktion, die Robinho in diesem Spiel hat, führt direkt zum 1:0. In der 19. Minute lässt der Erlebnisfußballer gleich vier Deutsche im Mittelfeld aussteigen, erst Frings bremst ihn mit einem Foul. Den Freistoß verwandelt Adriano.

Es gibt aber auch Phasen im Spiel, in denen er teilnahmslos wirkt, so ohne Ball. Wenn er den Ball aber an einen seiner Füße bekommt, entsteht meist Kunst. Sein Improvisationstalent hat er sich auf den Straßen und löchrigen Bolzplätzen in seiner Heimat Sao Vicente geholt. Dort kann man nur bestehen, wenn einem der Ball gehorcht. Nur in der Luft hat er Probleme: Nach einer halben Stunde steigt er hoch zum Kopfball und ist seinem Gegenspieler Robert Huth hoffnungslos unterlegen. Der lange und kantige Deutsche ist so etwas wie der Gegenentwurf zu ihm. Kurz darauf leitet Robinho auf dem Rasen eine Traumkombination über Ronaldinho und Adriano ein, der verschießt.

Sobald der Ball die Mittellinie überquert, suchen seine Mitspieler den Mann, der mit Pelés früheren Klub FC Santos schon zweimal Meister wurde. Als Robinho 16 war, stand Brasiliens Idol vor ihm, gab ihm ein paar Tipps und die Hand. Robinho wusch sie sich danach drei Tage nicht. Real Madrid versucht seit Monaten schon, Robinho aus seinem bis 2008 laufenden Vertrag herauszukaufen. Zuletzt boten sie 18 Millionen Euro – Santos empfand diese Ablösesumme für den begnadeten Fußballer als Beleidigung.

In der 48. Minute schießt er selbst aufs Tor, Lehmann hält. Manchmal reicht dem Mann mit dem Jungengesicht eine Körpertäuschung, um sich seinen Bewachern zu entziehen. Dann verspringt ihm einmal der Ball, was äußerst selten vorkommt. Er ist bockig, bleibt stehen. Er würde nie den Deutschen hinterherlaufen, um den Ball zu erobern. Ein Spiel in die für ihn verkehrte Richtung ist nicht sein Spiel. Er legt ein schöpferisches Päuschen ein.

In der 76. Minute überkommt ihn die Lust. Ein Querschläger fällt ihm vor die Füße, er reagiert schneller als die anderen und spitzelt den Ball genau in den Lauf von Adriano, der schließlich zum 3:2 trifft. Das Spiel ist gelaufen. In der 82. Minute zeigt er im deutschen Strafraum noch ein Kunststückchen, doch sein Schuss trifft Lehmann genau vor der Brust. Kurz darauf holt ihn sein Trainer Parreira vom Feld. Seine Bilanz: zwei Tore vorbereitet, ein bisschen gezaubert – Auftrag erfüllt.

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