zum Hauptinhalt

Sport: Rocky kämpft vor Gericht

Im Hafturlaub streitet der Berliner Boxer um Schadenersatz und Schmerzensgeld

New York (dpa/Tsp). Profiboxer Graciano Rocchigiani kann frühestens nächste Woche mit einem Urteil in seinem Rechtsstreit gegen den World Boxing Council (WBC) rechnen. Das erklärte Richter Richard Owen nach der Eröffnung des Gerichtsverfahrens am Montag in New York.

Die Verhandlung im Saal 1106 des United States Courthouse in Manhattan hatte am Montag begonnen. Der seit Jahresbeginn in Berlin inhaftierte Rocchigiani, dem ein zweiwöchiger Hafturlaub gewährt wurde, war in Begleitung von zwei Rechtsanwälten und einer Dolmetscherin pünktlich erschienen. Der WBC wurde durch seinen Präsidenten Jose Sulaiman (Mexiko) vertreten.

Nach der Vorstellung der Prozess-Beteiligten wurde die Auswahl und Befragung der acht Geschworenen vorgenommen. Anschließend verlas der Richter die Liste der zu befragenden Zeugen. Mehr als zwei Dutzend n wurden genannt. Dazu zählten unter anderem die Box-Promotor Wilfried Sauerland, Don King und Cedrik Kushner sowie der amtierende Halbschwergewichts-Weltmeister Roy Jones Jr.

Rocchigiani streitet gegen den WBC um mehr als 1,2 Millionen Dollar Schadenersatz und um ein Schmerzensgeld, das auch im siebenstelligen Bereich liegen soll. Der in Mexiko-Stadt sitzende WBC hatte dem 38-jährigen Berliner den im März 1998 gegen Michael Nunn (USA) gewonnenen WM-Titel im Halbschwergewicht ohne Begründung aberkannt und den früheren Titelträger Roy Jones Jr. wieder zum Weltmeister erklärt.

Rocchigiani boxte damals in der Berliner Max-Schmeling-Halle gegen Nunn um den WM-Gürtel. Der war vakant, nachdem Superstar Jones seinen Titel-Verzicht erklärt hatte, weil er ins Schwergewicht wechseln wollte. Jones kehrte nach einem kurzen Abstecher ins höhere Limit zurück ins Halbschwergewicht, und der WBC führte ihn plötzlich wieder als Weltmeister.

Rocchigiani verbüßt derzeit in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Tegel eine einjährige Haftstrafe wegen Verkehrsdelikten. Das Amtsgericht Tiergarten hatte Bewährungen aus früheren Verurteilungen aufgehoben. Zudem war ein Gnadengesuch abgelehnt worden. In einem weiteren Ermittlungsverfahren wird Rocchigiani Körperverletzung und Widerstand gegen Polizeibeamte vorgeworfen. Im Dezember des Vorjahres hatte eine Frau in Berlin-Steglitz Rocchigiani schlafend auf dem Beifahrersitz ihres Autos entdeckt und die Polizei alarmiert. Der Boxer hatte sich gegen die Beamten zur Wehr gesetzt und soll einen Polizisten zweimal im Gesicht getroffen haben. Die Prozesseröffnung in Berlin war Mitte August wegen verhinderter Zeugen überraschend geplatzt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Rocchigiani war 1988 sowie zehn Jahre später Weltmeister im Halbschwergewicht geworden. Zahlreiche Alkoholeskapaden hatten großen Anteil am Karriereabstieg des gelernten Gebäudereinigers aus Berlin. Prominente Boxer-Kollegen wie der ehemalige Schwergewichtsprofi Axel Schulz hatten sich für den Freigang von Rocchigiani eingesetzt. Box-Veranstalterin Eva Rolle plant nach der endgültigen Entlassung Rocchigianis im nächsten Jahr einen Kampftag mit dem einstigen Ringhelden. Außerdem möchte sie ihn in ihrem Sportstudio als Trainer für gefährdete Jugendliche beschäftigen.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false