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Ronny Ackermann: Der Adrenalin-Junkie

Ronny Ackermann setzt in der Olympia-Saison alles auf eine Karte. "Bei den Winterspielen in Turin möchte ich eine Medaille gewinnen", sagt der zweimalige Weltmeister in der Nordischen Kombination und meint die goldene.

Baden-Baden - Selbst der Gesamtweltcup, in nichtolympischen Jahren von den Athleten stets als mindestens so wertvoll wie ein WM-Sieg eingestuft, spielt diesmal für den Bundeswehr-Sportsoldaten aus der Thüringer Rhön nur eine Nebenrolle.

Dabei ist der 28 Jahre alte Doppelweltmeister vom WSV Dermbach alles andere als ein Zocker. Hinter der Fassade lockerer Sprüche verbirgt sich ein ehrgeiziger und trainingsfleißiger Arbeiter mit unbändigem Siegeswillen. Das war der bei Siegfried Sturm in Oberhof trainierende Protagonist der Nordischen Kombination nicht immer. Lange galt er als «schlampiges» Talent.

Erst nach längerer Auszeit wegen des Pfeiffer'schen Drüsenfiebers und eines mysteriösen Verkehrsunfalls schaffte er in der Saison 1999/2000 den Vorstoß in die Weltspitze und zum Frontmann des deutschen Teams. Die Rolle füllt er seitdem wie niemand zuvor aus. Der Liebhaber schneller Autos kämpft um gute Veranstaltungen, um Anerkennung der Kombination als «Krone des Skisports» und schreckt dabei mit seiner ehrlichen und direkten Art auch nicht vor Kritik an heimischen Veranstaltern zurück. «Das hat sich gelohnt, denn inzwischen gehören die deutschen Weltcups zu den besten der Saison», meint der modebewusste und heimatverbundene Ackermann, der sich vehement für die Förderung des Nachwuchses einsetzt.

«Das Verrückte bei Ronny ist: Bei all seinem Ehrgeiz schafft er es, sich eine gewisse Lockerheit zu bewahren», sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch über seinen Musterschüler. Und wenn Ackermann dann doch Mal übers Ziel hinaus schießt, wie beim Stockschlag gegen den Finnen Hannu Manninen, hat er die Größe, sich zu entschuldigen.

«Ich werde stocksauer, wenn unfair attackiert wird. Da muss ich einfach Dampf ablassen. Gegen Hannu sind die Gäule mit mir durchgegangen. Das hätte nicht sein dürfen. Doch inzwischen haben wir das in einem Gespräch unter Männern ausgeräumt», berichtet der «Adrenalin-Junkie», der sich im Cockpit eines Rennautos oder beim Fallschirmspringen Nervenkitzel holt, und der 2001 als Vorspringer beim Skifliegen mit 196,5 m an der magischen 200-m-Marke kratzte. (Von Uwe Jentzsch, dpa)

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