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„Ich lobe, wenn es was zu loben gibt“, sagt Jos Luhukay: „Und ich kritisiere, wenn es was zu kritisieren gibt.“

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Update

Ronny mit leichter Verletzung: Hertha kämpft gegen den Trott

Nach dem missglückten Rückrundenstart in Frankfurt setzt Jos Luhukay im Training auf Konfrontation. Herthas Trainer war von der fehlenden Intensität bei den üblichen Passübungen am Dienstag alles andere als erbaut.

Fabian Holland unternahm einen zarten Annäherungsversuch. Doch Ronny schickte seinen Kollegen gleich wieder weg. Was aus der Ferne wie der Ausdruck großer Verärgerung wirkte, war in Wirklichkeit das Signal, dass sich Holland nicht unnötig sorgen müsse. Es war nicht seine Schuld gewesen, dass Ronny sich am Sprunggelenk verletzt hatte. Der Brasilianer war einfach umgeknickt, ohne Fremdeinwirkung. Nachdem der Mittelfeldspieler von Hertha BSC kurz am Spielfeldrand behandelt worden und sein verletztes Sprunggelenk mit Verbandsmaterial notdürftig fixiert worden war, humpelte er vom Platz. Offensichtlich aber hat er sich nur eine Außenbanddehnung zugezogen. Eine längere Trainingspause bleibt dem Brasilianer wohl erspart.

Doch zumindest für den Moment bestand bei Hertha in der Offensive ein akuter Personalengpass. Bei der ersten Trainingseinheit der neuen Woche fehlte neben Stürmer Adrian Ramos auch dessen potenzieller Ersatzmann Sandro Wagner. Während Ramos sich am Samstag bei der 0:1-Niederlage in Frankfurt eine Fleischwunde am Knie zugezogen hat, die erst richtig verheilen muss, wird Wagner von einer Blase an der Ferse geplagt. Nichts Gravierendes also, und trotzdem wurde Jos Luhukay gefragt, ob er sich Sorgen mache. „Sorgen mache ich mir nie“, antwortete Herthas Trainer, „nur Gedanken.“ Obwohl Ramos laut Luhukay frühestens am Donnerstag wieder trainieren wird, ist sein Einsatz im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg wohl nicht ernsthaft gefährdet.

Mehr Sorgen scheint es Herthas Trainer am Dienstag bereitet zu haben, wie sorglos sich seine Spieler anfangs im Training gaben, vor allem angesichts der vorangegangenen Niederlage gegen den Abstiegskandidaten Eintracht Frankfurt. „Johannes, mehr Qualität!“, rief er Linksverteidiger van den Bergh zu. „Du schläfst ein.“ Luhukay war von der fehlenden Intensität bei den üblichen Passübungen alles andere als erbaut. „Das ist zu träge“, meckerte er. „Keine weichen Bälle. Ihr müsst eure Mitspieler fordern, gerade weil ihr keinen Gegnerdruck habt.“

Der Holländer besitzt ein gutes Gespür dafür, wann er laut werden muss - selbst wenn er bestreitet, dass seine Wutausbrüche auf dem Trainingsplatz taktisch kalkuliert sind. „Ich lobe, wenn es was zu loben gibt“, sagt er. „Und ich kritisiere, wenn es was zu kritisieren gibt.“ Aber es gibt eben Situationen, in denen Luhukay sensibler auf Missstände reagiert und sich deshalb eher zu korrigierenden Maßnahmen gezwungen sieht. Nach dem missglückten Rückrundenstart in Frankfurt und einem der spielerisch dürftigsten Auftritte in dieser Saison ist offensichtlich ein Punkt erreicht, an dem Luhukay übermäßige Nachsicht für kontraproduktiv hält.

Die Punkteausbeute der Hinrunde und die komfortable Tabellensituation könnten die Spieler leicht zu Nachlässigkeiten verleiten. Aber genau das will Luhukay verhindern: dass die Mannschaft in einen gefährlichen Trott verfällt, nach dem Motto: Okay, gewinnen wir eben das nächste Spiel. Eigentlich kann uns ja nichts passieren. „Wir müssen im Training von Anfang an fokussiert sein“, sagt Herthas Trainer. „Wir wollen uns verbessern, gerade im Ballbesitz.“ Dass in dieser Hinsicht durchaus bedarf besteht, hat sich am Wochenende in Frankfurt gezeigt, als sich Hertha im ganzen Spiel eine einzige echte Chance erspielt hat.

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