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Sport: „Rote Schnecken“

Nach Istanbul und vor Monza: Ferrari-Team ratlos

Ferrari ist ein Mythos in Italien. Bei diesem Thema gelten ganz besondere Maßstäbe. Und deshalb kommt die gnadenlose Kritik nach dem Großen Preis der Türkei in der Formel 1 nicht wirklich überraschend. „Das schlechteste Rennen seit Jahren für Ferrari“, schrieb die einflussreiche italienische Sportzeitung „Gazetta dello Sport“. In diesem Ton geht es dann weiter: „Die Ferrari F2005 haben sich in rutschende, rote Schnecken verwandelt.“ Ganz so schlimm war es nicht, aber die Ferrari-Bilanz dieses Rennens ist schlecht genug. Der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher hat in Runde 52 aufgegeben, Rubens Barrichello wurde, überrundet, nur Zehnter. Und das ausgerechnet zwei Wochen vor dem Großen Preis von Italien in Monza.

Wenigstens kommt der Kurs von Monza Ferrari etwas entgegen. Die langen Geraden und Schikanen liegen dem F2005 mehr als schnelle, anspruchsvolle Kurvenkombinationen, wie sie der Kurs in Istanbul hat. Und am Wochenende zeigte sich wieder: Je anspruchsvoller eine Strecke, desto mehr Probleme bekommt Ferrari. Und nach Monza kommen die Strecken von Spa, Interlagos und Suzuka – sie alle sind anspruchsvoll.

Die Frage nach der Schuld am Ferrari-Debakel ist seit neuestem ungeklärt. Die Bridgestone-Reifen gelten jetzt nicht mehr als Hauptübel. „Ich möchte eigentlich im Moment niemandem die Schuld geben“, sagte Michael Schumacher am Sonntagabend. Am Samstag noch hatte er die Reifen kritisiert. Jetzt aber herrscht nur noch Ratlosigkeit oder betretenes Schweigen.

Dass fast pausenloses Testen keine Fortschritte bringt, gibt einen Hinweis darauf, dass es ein grundlegendes, derzeit unlösbares Problem in der Basiskonstruktion des F2005 gibt. Aber natürlich spielten auch in Istanbul die Reifen eine Rolle. Ferrari konnte nicht mit jenen Pneus fahren, mit denen das Team in Hockenheim und Budapest zumindest einigermaßen klargekommen ist. Den Belastungen, die der F2005 in Istanbul aushalten musste, hätte jener Reifentyp, der damals montiert worden war, nie standgehalten. Ferrari montierte in der Türkei Reifen mit einer neuen Gummimischung, die bei den jüngsten Tests im Einsatz waren. Die Ergebnisse waren angeblich nicht besonders ermutigend, jedenfalls deutet Bridgestone an, dass die Firma in Istanbul Ferrari empfohlen habe, diese Pneus im Rennen nicht zu verwenden. Aber Ferrari-Teamchef Jean Todt habe eben anders entschieden. Von Ferrari gab es zu diesem Punkt keine Aussage.

Vier Testtage in Monza stehen Ferrari jetzt noch vor dem Großen Preis von Italien zur Verfügung. Aber kein Mensch glaubt, dass das Team in dieser kurzen Zeit entscheidende Fortschritte erzielt. Michael Schumacher hatte schon nach dem Großen Preis von Deutschland in Hockenheim erklärt, dass er den Kampf um den WM-Titel aufgegeben habe. Aber damals gab es für ihn noch theoretische Titel-Chancen. Jetzt ist endgültig alles aus. „Wir müssen nicht mehr darüber nachdenken“, sagte er. Es geht jetzt nur noch um Schadensbegrenzung. „Monza ist uns sehr wichtig, wir wollen den Tifosi doch das Bestmögliche bieten. Das sind wir ihnen und uns einfach schuldig.“

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