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Sport: Routinierte Abwehr

Lance Armstrong wehrt sich wieder einmal gegen Dopingvorwürfe

Gelegentlich fühle er sich wie ein 800 Pfund schwerer Gorilla, hat der ehemalige Radprofi Lance Armstrong einmal gesagt, unübersehbar selbst im Urwald - und alles fällt auf ihn zurück. Aber wehe, wenn der Gorilla brüllt, dann zuckt die Welt zusammen. Im Augenblick ist er wieder einmal böse auf die Medien, sehr böse. Eine Rufmordkampagne wirft Armstrong der „New York Times“ vor, weil die einen Artikel veröffentlicht hat, in dem Frankie Andreu und ein anderer seiner ehemaligen Tour-de-France-Helfer gestehen, gedopt zu haben. „Das ist ein ziemlich gemeiner Versuch, mich mit Doping durch das Geständnis eines anderen in Verbindung zu bringen“, sagte Rekordgewinner Armstrong der Nachrichtenagentur AP, „man muss ziemlich lange lesen, bis Frankie sagt: ‚Ich habe Lance nie irgend etwas tun sehen’“

Der Zitierte machte mittlerweile selbst einen halben Rückzieher. Andreu, der 1999 und 2000 zum US-Postal-Team des siebenmaligen Tourgewinners gehörte, bestritt, dass er einen Zeitpunkt für sein Dopingvergehen genannt habe. Außerdem distanzierte er sich von dem Verdacht, dass auch Armstrong gedopt gewesen sein könnte: „Ich habe Epo genommen, um mir selbst zu helfen, nicht irgend jemand anderen.“ Die „Times“ hatte geschrieben, er und ein weiterer, namentlich nicht genannter Radprofi hätten sich bei der Frankreichrundfahrt 1999 mit dem Blutdopingmittel Erythropoietin (Epo) fit gemacht, um Armstrong zu seinem ersten Sieg zu verhelfen.

Andreu wird in dem Artikel mit den Worten zitiert, er gestehe nun, um dem Radsport zu helfen, sauber zu werden. „Für mich ist es eine Geschichte über Frankie Andreu“, sagte Armstrong, „die Tatsache, dass er Drogen nahm, hat nichts mit mir zutun.“ Der Geständige, der sich 2000 vom Profiradsport verabschiedet hat und mittlerweile als Immobilienmakler in Michigan arbeitet, muss nun theoretisch sogar befürchten, nachträglich bestraft zu werden. Allerdings sprang ihm der dreimalige Tourgewinner Greg LeMond zur Seite: „Wenn die amerikanische Anti-Doping-Agentur Frankie unter Druck setzt, weil er ehrlich ist, würde das den Schweigecode im Radsport nur noch weiter stärken.“

Der Präsident des Internationalen Radsportverbandes UCI, Pat McQuaid zeigte dagegen Unverständnis: „Ich verstehe nicht, was Andreu versucht zu erreichen. Sich zu dopen, ist eine individuelle Entscheidung eines einzelnen Radsportlers.“ Andreu und Armstrong, die in ihrer aktiven Zeit Freunde und Zimmergenossen waren, geraten nicht zum ersten Mal aneinander. Der ehemalige Helfer und seine Frau hatten kürzlich in einem Prozess ausgesagt, dass Armstrong vor seiner Krebsoperation seinem Arzt gestanden habe, er habe Steroide, Testosteron, Kortison, Wachstumshormone und Epo genommen. Der Sponsor, der die Klage anstrengte, weil er fünf Millionen Dollar Prämien wegen der Dopingvorwürfe gegen Armstrong nicht zahlen wollte, unterlag am Ende vor Gericht.

Armstrong wertet das nun als weiteren Beweis seiner Unschuld. „Man gewinnt diese Fälle nicht, wenn man schmutzig ist“, sagte er, „der 800-Pfund-Gorilla hat jeden Test bestanden, jede Ermittlung, jede Befragung, alles. Er hat niemals verloren.“ Der Verdacht jedoch steht weiterhin wie ein Elefant im Raum, der nur schwer zu übersehen ist.

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