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Marcel Hacker

© dpa

Ruder-WM: Ein Titel zum Aufwärmen

Für Ruderer Marcel Hacker ist die WM in München nur ein Zwischenziel. Auf dem Weg zum Gewinn von Olympia-Gold 2008 ist der WM-Titel fest eingeplant.

Am Ende hatte Marcel Hacker zwei Längen Vorsprung, das war standesgemäß. Seine stärksten Gegner hießen Andre Vonaburg aus der Schweiz und Peter Hardcastle aus Australien, Statisten in einem Vorlauf-Rennen mit Hacker aus Kassel. Der hatte seinen ersten Einsatz bei der Ruder-WM in München auch nur als Aufwärmtraining betrachtet, wirklich alles gibt er erst im Finale. Er will Weltmeister im Einer werden. Aber selbst wenn er den Titel holt, dann ist das auch bloß eine Aufwärmübung. Marcel Hacker, 30 Jahre alt, Profi-Ruderer, will 2008 Olympiasieger werden.

Er hat da etwas gutzumachen. Bei seinen Fans, seinen Sponsoren, seinem Trainer, sogar ein bisschen etwas bei den Funktionären des Deutschen Ruderverbands, vor allem: bei sich selbst. Marcel Hacker, Weltmeister von 2002, Vize-Weltmeister von 2003 und 2006, hatte bei den Olympischen Spielen 2004 nicht mal das Finale erreicht. Ein Trauma bis heute. Er hatte alles auf dieses Ziel ausgerichtet, Olympiasieger. „Als Olympiasieger“, sagt er, „bist du unsterblich.“

Er scheiterte am Druck. Er hatte zu viel vorher gewonnen, er wurde das Opfer seiner Erwartungshaltung. Und deshalb hat er sein Leben „komplett auf ein Ereignis umgestellt“. Gold 2008. Die WM 2007 ist da ein wichtiger Baustein in seinem Plan. Sein Plan besteht auf kontinuierlicher Steigerung. Jedes Jahr will er besser werden. 2006 wurde er Vize-Weltmeister, mit einer sehr guten Zeit. Der Plan sieht für dieses Jahr vor: Titelgewinn.

Aber Titelgewinn allein sagt ja noch nicht viel aus bei ihm, Titel hatte er auch schon früher, an seinen Nerven ist er im entscheidenden Moment trotzdem gescheitert. Marcel Hacker richtet sich an einem anderen Gedanken auf: „Ich bin lockerer geworden.“ Den Einzelkämpfer Hacker gibt es immer noch, aber er kämpft jetzt nicht mehr so verbissen wie früher. Früher betrachtete er die Funktionäre als Gegner. Die weigerten sich, seinen Trainer Andreas Maul angemessen zu respektieren und zu honorieren, weil Maul keinen hochkarätigen Trainerschein hat, sondern gelernter Bootsbauer ist. Deshalb zog Hacker in seine eigenen Trainingslager, vermied die Mannschaftshotel und schimpfte auf den Verband. Ein Michael Kohlhaas im Rollsitz. Die Gegenliebe der Funktionäre war entsprechend. Eine Niederlage von Hacker war der gefühlte Sieg von anderen.

Inzwischen haben sich beide Seiten arrangiert. Hacker sagt, er sei ruhiger geworden, „weil ich weiß, dass mir nichts passiert, wenn ich versage“. Der Verband bietet ihm trotzdem Unterstützung an. Und die Funktionäre rudern emotional zurück, weil es zu Hacker national einfach keine Alternative gibt und er immer noch ein großer Medaillenkandidat ist. Und Edelmetall von einem ungeliebten Athleten ist immer noch besser als Platz sieben von einem Sympathieträger.

Außerdem hat Hacker natürlich Heimvorteil. Die WM-Strecke ist quasi „mein Swimmingpool“. Er wohnt an der Strecke über der Bootshalle 32, er trainiert täglich in Oberschleißheim. Andreas Maul, der Trainer, wohnt mit Hacker zusammen. Eine Ruder-WG. Nur mit den Chinesen hatte Hacker nicht gerechnet. Denen wurde bei der WM Halle 32 zugewiesen. Und ihnen ist es völlig egal, ob über ihnen Hacker schlafen möchte. Sie beginnen um sechs Uhr morgens mit der Arbeit, sehr zu Hackers Freude. „Jetzt“, sagte Hacker in München gallig zu Journalisten, „brauche ich wenigstens keinen Wecker mehr.“

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