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Achter

© dpa

Rudern: Ein Erfolg und kein Sieg

Der deutsche Achter überzeugt mit Platz zwei und ist Mitfavorit für die WM.

Dramaturgisch folgt die Ruderregatta auf dem Rotsee einer perfekten Inszenierung. Als letztes Rennen sieht der Zeitplan traditionell das Finale der Achter vor, das der wichtigsten und prestigeträchtigsten Klasse im Rudersport. Auch gestern hielt das Duell zwischen dem deutschen Boot und den in dieser Saison überragenden Kanadiern, was der Zeitplan versprach. Allerdings lagen die Kanadier schon bei der 1000-Meter-Marke fast eine Bootslänge vor dem Rotsee-Sieger der vergangenen zwei Jahre. Bei hochsommerlichen Temperaturen über 30 Grad fehlte es den Deutschen im Finish an Kraft, um das Blatt noch zu wenden. Allerdings hielten sie die Russen und Briten auf Distanz.

„Eine halbe Länge weniger Rückstand auf Kanada wäre zufriedenstellender gewesen. Das kotzt mich an“, stellte Bernd Heidicker dennoch verärgert fest. Der 29-jährige Schlagmann war nach seiner Fußverletzung für das Weltcup-Finale in Luzern in den Achter zurückgekehrt und bekundete noch einige Probleme: „Ich bin die hohen Belastungen noch nicht gewohnt und spürte meinen Rücken.“ Letztlich musste sich aber auch der an der Ruhr-Universität in Bochum eingeschriebene Maschinenbau-Student eingestehen, dass sich der Deutschland-Achter in Luzern insgesamt gut präsentierte: „Wir können zufrieden sein mit dem zweiten Platz.“

Nach einer mäßigen Saison und dem vierten Rang beim Weltcup in Amsterdam war die Devise für Luzern klar. Das deutsche Ruder-Flaggschiff wollte sich mit einem guten Resultat auf dem Rotsee zur Vorbereitung auf die Heim-Weltmeisterschaften in München-Oberschleissheim (26. August bis 2. September) zurückziehen. Nach dem souveränen Sieg im Vorlauf, der mit 13 Booten besetzten Klasse, diktierte das deutsche Boot das Halbfinale und gewann dadurch an Selbstbewusstsein. In diesem Rennen verwies es die Konkurrenz aus Russland und Australien mit einem Vorsprung von einer viertel Bootslänge auf die Plätze zwei und drei. Das animierte selbst Bundestrainer Dieter Grahn zu besonderem Lob: „Das war ein weiterer Schritt nach vorne. Wir haben gezeigt, wer das Sagen hat – wer Weltmeister ist.“ Der erhoffte Aufwärtstrend war eingetreten, die Crew konnte beim Weltcup-Finale ihren Platz in der Weltspitze festigen.

Das Finale an die überragend rudernden Kanadier verloren, hatten die Achtercracks bereits auf den ersten 500 Metern, „unserem eigentlichen Paradestück“, wie Schlagmann Heidicker sagte. Der Grund fürs Scheitern gegen die dominierenden Kanadier sah der Westfale in der Müdigkeit. „Wir waren matschig“, sagte er in der Sportlersprache. Nicht nur die Rennen hatten den Athleten zugesetzt, sondern auch die Hitze. Nicht nur an der Ruderstrecke. Im Mannschaftshotel der Deutschen war ausgerechnet in dieser Hitzephase die Klimaanlage ausgefallen war. „Als Ausrede soll dies aber nicht herhalten“, sagte Heidicker.

Dennoch, „den Rotsee will man immer gewinnen“, bilanzierte Dieter Grahn. Seine Mannschaft gewann im vergangenen Jahr in Luzern und wurde in Eton danach Weltmeister. „Es ist häufig so, dass der Luzern-Sieger auch Weltmeister wird. Aber es muss nicht so sein“, stellte der Bundestrainer klar. „Dieser Rückstand von zwei Sekunden auf Kanada ist im Training aufzuholen.“ Viel werde in München von der Tagesform abhängen und vom Selbstbewusstsein. Und selbstbewusst aufzutreten war bei den erzielten Resultaten in dieser Saison nicht einfach. Deshalb war der zweite Platz in Luzern umso wichtiger. Und schließlich weiß Bernd Heidicker, dass bei der Titelverteidigung im eigenen Land für das deutsche Flaggschiff noch „alles drin ist“. Er verspricht: „Im Finale von München werden wir um einiges knackiger als heute antreten.“

Regula Schweizer[Luzern]

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