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Rudern: Entsetzen nach dem Bauernopfer

Empörung über Umbau des Deutschland-Achters: Das stärkste Mitglied des Deutschland-Achters muss das Boot verlassen, der Berliner Thorsten Engelmann.

Berlin - Thorsten Engelmann ist „fassungslos und entsetzt“. Der Berliner war bisher das stärkste Mitglied des Deutschland-Achters, er wurde 2006 Welt- und 2007 Vize-Weltmeister, aber er hat das Boot jetzt verlassen. Wie berichtet, beschloss der Deutsche Ruderverband am Mittwoch, den Achter völlig umzuformieren. Sechs Weltmeister von 2006 müssen raus, Bundestrainer Dieter Grahn darf das Boot nicht mehr betreuen, dafür besetzen jetzt acht Athleten das deutsche Flaggschiff, die noch nie zusammen gerudert sind. Und das zwei Monate vor Olympia. Dass es nach Platz fünf von Luzern Veränderungen geben würde, war klar – ein solcher Kahlschlag nicht.

Beim letzten Weltcup in Posen startet nur der neuformierte Achter, obwohl der Deutsche Ruderverband (DRV) zwei Startplätze hat. Sebastian Schulte, ein Opfer des neuen Kurses, würde gerne mit dem bisherigen Achter gegen die neue Besatzung in Posen ein Duell absolvieren, „dann würden wir ja sehen, wer stärker ist und zu Olympia darf“. Doch der DRV hat beschlossen, nur ein Boot zu melden. Und das wird nur dann „enttäuschen, wenn es rückwärts fährt“, sagt Engelmann. Denn die vier besten Achter des Finales von Luzern würden in Posen wahrscheinlich fehlen, damit dürfte klar sein, dass der Deutschland-Achter eine vernünftige Platzierung erreicht und damit für Olympia nominiert werde. „Dabei würden wir sogar auf eigene Kosten nach Posen fahren“, sagt Schulte. Doch DRV-Sportdirektor Michael Müller sagt: „Wir wollen einen unbelasteten Neuanfang.“

Für Schulte ist Grahn ein „Bauernopfer“. Er könne nur bedingt den Achter eigenverantwortlich besetzen. Ein Gremium, in dem unter anderem der U-23-Trainer und ein Vereinspräsident sitzen, bestimmt die Besetzung. Ein U-23-Trainer? „Das ist einzigartig““, sagt Schulte. Engelmann durfte sich überlegen, ob er ins neue Boot einsteigt, das Angebot kam vom DRV. Er lehnte entnervt ab: „Da hätte ich in Peking keine Medaillenchance.“ Die hat das alte Boot bislang aber auch nicht, doch Engelmann ist sicher, dass sich das bis Peking geändert hätte. So aber, sagt er, könne es sein, „dass ich meine Karriere auf diese Weise beenden muss“. Frank Bachner

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