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Sport: Rudern: Heiratsantrag nach 2000 Metern

Die Ruderer haben dem deutschen Olympia-Team mit einem erfolgreichen Wochenende aus dem Stimmungstief verholfen. Einen Tag nach dem Sieg im Frauen-Doppelzweier und zwei dritten Plätzen im Einer besserte die Elite des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV) auch am Sonntag auf dem Lake Penrith die bisher mäßige deutsche Medaillenbilanz auf.

Die Ruderer haben dem deutschen Olympia-Team mit einem erfolgreichen Wochenende aus dem Stimmungstief verholfen. Einen Tag nach dem Sieg im Frauen-Doppelzweier und zwei dritten Plätzen im Einer besserte die Elite des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV) auch am Sonntag auf dem Lake Penrith die bisher mäßige deutsche Medaillenbilanz auf. Dank der Siegfahrt des Frauen-Doppelvierers, dem zweiten Rang im leichten Frauen-Doppelzweier und dem dritten Platz im Männer-Doppelvierer blieb der DRV auf der 47 Kilometer westlich von Sydney gelegenen Regattastrecke im Soll. Mit insgesamt zwei Mal Gold, ein Mal Silber sowie drei Mal Bronze standen am Ende zwei Bronzemedaillen mehr zu Buche als 1996 in Atlanta.

Einmal mehr als Erfolgsgarant erwies sich der Frauen-Doppelvierer. Das seit 1993 ungeschlagene Vorzeigeboot verwies mit einem Start-Ziel-Sieg die Teams aus Großbritannien und Russland deutlich auf die Plätze. "Wir waren vorn, also war es gar nicht schwer. Es hat einen Riesenspaß gemacht, jetzt wird nur noch gefeiert", jubelte Meike Evers (Ratzeburg) nach dem Sieg, den sie gemeinsam mit den Zwillingsschwestern Kerstin und Manja Kowalski und Manuela Lutze errang. Mit einer Bootslänge Vorsprung vor Großbritannien überquerten die Deutschen als Erste die Ziellinie und machten die dritte Goldmedaille für den deutschen Frauen-Doppelvierer bei Olympia in Folge perfekt.

Trainerin Jutta Lau hatte eine komplett neue Mannschaft in das 2000 Meter lange Rennen geschickt und sich damit gegen einen Doppelstart der erfahrenen Kathrin Boron entschieden, die am Vortag Gold mit dem Doppelzweier geholt hatte. Auf Schlagfrau Kerstin Kowalski wartete nach dem Zieleinlauf eine Überraschung: Ihr Freund machte ihr einen Heiratsantrag, den sie strahlend annahm. Der Tag hatte für die Potsdamerin ohnehin gut begonnen. Schon morgens fand sie ein vierblättriges Kleeblatt.

Dem hohen Anfangstempo Tribut zollen musste hingegen der Männer-Vierer. Die Olympiasieger von Barcelona und Atlanta hatten bis zur 1000-Meter-Marke geführt, kamen aber nach einem Kräfteeinbruch als Dritte hinter Italien und den Niederlanden ins Ziel. Bedrückt ließ Andreas Hajek (Halle) das Rennen Revue passieren: "Wir haben viel Kraft investiert, konnten den Angriff der Italiener aber nicht parieren."

Für die aus deutscher Sicht größte Überraschung sorgten gestern Valerie Viehoff und Claudia Blasberg. Das Duo aus Siegburg und Dresden lieferte den Favoritinnen aus Rumänien im leichten Doppelzweier erbitterte Gegenwehr und musste sich erst auf den letzten 100 Metern knapp geschlagen geben. "Das war unser bestes Saisonrennen", meinte die 25-jährige Claudia Blasberg, "alle Sachen sind top gelaufen."

Im abschließenden Achter-Rennen der Männer, das ohne deutsche Beteiligung stattfand, dominierte Großbritannien vor Australien und Kroatien. Für den Briten Steven Redgrave war es die fünfte Goldmedaille seiner Karriere. Vom Publikum wurde er mit begeistertem Applaus gefeiert.

Bei aller Freude über die sechs Medaillen und den zweiten Platz im Ruder-Medaillenspiegel hinter Rumänien sorgte das miserable Abschneiden der Riemen-Ruderer für Enttäuschung. Erstmals seit über 20 Jahren war der DRV in keinem Finale vertreten. Der Stellvertretende DRV-Vorsitzende Holger Siegler wollte auch personelle Konsequenzen nicht ausschließen. Dennoch gilt es als unwahrscheinlich, dass der für den Männer-Riemen-Bereich zuständige Chefcoach Ralf Holtmeyer die Kündigung erhält. Eher scheint eine Weiterbeschäftigung in einer weniger exponierten Position denkbar. "Kaum ein Trainer ist kündbar. Das entspricht der Einschätzung unseres Hausjuristen", sagte DRV-Sportdirektor Müller.

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