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Typisch Ronny. Änis Ben-Hatira (li.) bedankt sich bei seinem brasilianischen Mitspieler für dessen Tor zum 1:1. Foto: dpa

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Sport: Rückkehr des Freistoßungeheuers

Spät eingewechselt, schnell getroffen: Ronny sichert Hertha durch sein Tor ein 1:1 bei Hannover 96.

Zehn Minuten waren im Stadion zu Hannover noch zu spielen. Da lief Ronny zum Freistoß an und wuchtete den Ball in den linken Winkel. Es war das Tor zum verdienten 1:1 und erinnerte an jene Zeiten, in denen sich Herthas Brasilianer einen Ruf als Freistoßungeheuer erschossen hatte. Am Ende blieb es vor 46 500 Zuschauern beim Unentschieden, das sich für die Berliner etwas besser anfühlen dürfte. Beide Mannschaften bleiben damit die ersten Verfolger der Bundesligaspitzengruppe.

Drei Spiele lang hatte es gedauert, bis Herthas Trainer Jos Luhukay erkannt hatte, dass Ronny vielleicht nicht so wertvoll als Startspieler sein mag, dafür aber ein idealer Joker ist. Einer, der spät kommt, wenn vielleicht nichts mehr geht und dann noch einmal was Verrücktes macht. In Hannover schoss er nun schon sein drittes Tor als Einwechselspieler. Wie gut, wenn man einen wie den schussgewaltigen Ronny in der Hinterhand hat. „Jeder weiß, dass das ein Moment für Ronny ist“, sagte Luhukay nach dem Spiel im Fernsehinterview. Zunächst hatte er gestern Abend jener Formation vertraut, die vor einer Woche gegen Mainz in der zweiten Hälfte den 3:1-Sieg herausgeschossen hatte. Änis Ben-Hatira ersetzte auf der Spielmacherposition Ronny, der auf der Ersatzbank begann. Zudem beackerte Nico Schulz den linken Flügel und Per Skjelbred verdichtete neben Hajime Hosogai die Räume im defensiven, zentralen Mittelfeld. In den ersten 20 Minuten ging der Plan von Hertha auf, die Berliner waren die dominante Mannschaft. Sie attackierten sehr früh, sodass sich die bislang in Heimspielen ausschließlich siegreichen Hannoveraner aufs Kontern verlegen mussten. Doch auch die Herthaner konnten aus ihrer Dominanz in der Anfangszeit keine zwingenden Möglichkeiten kreieren. Ein Schuss aus der Distanz von Hosogai und einer von Schulz, wobei den Abpraller von Torwart Ron-Robert Ziegler der mitgelaufene Sami Allagui knapp verpasste, das war es auch schon.

Praktisch aus dem Nichts erzielte Hannover dann die Führung: Nach der dritten Ecke bekommt Hertha den eigentlich harmlosen Ball nicht wirklich geklärt. Irgendwie landet der hohe Ball bei Hosogai, der diesen zu schwach und leider auch zentral Richtung der eigenen Strafraumgrenze köpft. Da aber steht Hannovers Ersatzverteidiger Christian Schulz, der sofort mit links abzieht. Torwart Thomas Kraft ist machtlos. Mit der Führung im Rücken wurden die Niedersachsen etwas selbstsicherer. Kraft musste einmal gegen Sobiech retten, ansonsten aber spielte Herthas Hintermannschaft im ersten Abschnitt aufmerksam. Nur nach vorn ging nicht viel. Es sah mitunter gefällig aus, wie der Ball bei den Berlinern lief, doch dem finalen Pass fehlte es meist an Genauigkeit. Oder aber, wie im Fall Ben-Hatiras, wurde zu oft das schwierigere Zuspiel gewählt. So brachte Hertha in der ersten Halbzeit keine Zielstrebigkeit auf den Platz.

In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel munterer. Hertha riskierte jetzt mehr. Nach einer Stunde hatte Ben-Hatira nach einem schönen Zuspiel von Adrian Ramos die bis dahin beste Chance des Spiels. Doch der Schuss des 25-Jährigen klatschte gegen den Pfosten. Das Spiel flipperte zwischen beiden Toren hin und her, wobei Hertha sich ein Chancenplus erarbeitete. Vor allem der lauffreudige Skjelbred trieb die Berliner an. Mitte der zweiten Halbzeit spielte er Ramos mit einem Sensationspass völlig frei, doch Herthas Stürmer verzog aus bester Position.

Die Berliner aber blieben dran. Das Zeichen kam von außen. Luhukay brachte Sandro Wagner für Ramos und, wichtiger, Ronny für Allagui. Ronny war kaum auf dem Platz, da bekam Hertha einen Freistoß dicht an der Strafraumgrenze zugesprochen. Ein klarer Fall für Ronny. Der Brasilianer lief an und drosch den Ball in den Winkel. Ein erlösender Hammer. „Vielleicht war auch ein bisschen Frust dabei“, sagte Luhukay.

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