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Sport: Rückläufer erwünscht

Organisatoren und Fans ärgern sich über freie Plätze

Berlin - Die Stadien sind ausverkauft, der Ticketverkauf ist „eine Erfolgsstory“. So stellte es Wolfgang Niersbach, der Vizepräsident des WM-Organisationskomitees (OK), am Dienstag in Berlin dar. In der Tat sind fast alle Stadien voll besetzt. Bei anderen Weltmeisterschaften waren noch ganze Blöcke leer geblieben.

Dennoch bleiben bei vielen Fans Unklarheiten, vor allem über die Weitergabe der personengebundenen Karten. Auch die Organisatoren müssen oft bis kurz vor dem Anpfiff bangen. In Leipzig blieben beim Duell zwischen den Niederlanden und Serbien-Montenegro mehr als 1000 Plätze unbesetzt. „Mich hat das auf der Tribüne geschmerzt, weil ich wusste, dass draußen Tausende noch Einlass begehrten“, räumte der für Tickets zuständige OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt ein. Er fahndet weiter nach der Ursache für die Panne im als ausverkauft gemeldeten Stadion. „Die Detektei hat keine neuen Ergebnisse“, scherzte er am Dienstag. In Organisationskreisen wird davon ausgegangen, dass vor allem Sponsoren ihre Karten verfallen ließen. Der Plan, Plätze kurzfristig mit Volunteers zu besetzen, kam nicht zur Anwendung. „So viele freie Sitze können wir nicht nachbesetzen“, sagte Schmidt. Auch in anderen Stadien gab es jeweils mehr als 100 leere Plätze, etwa in Nürnberg (Iran – Mexiko), in Kaiserslautern (Australien – Japan) und am Dienstag in Frankfurt am Main (Südkorea – Togo).

Die WM-Planer appellieren weiter an die Firmen und die Landesverbände, überschüssige Karten zurückzugeben. So wurden 3500 Rückläufer für das Spiel zwischen Tunesien und der Ukraine am 23. Juni in Berlin im Internet angeboten. „Sie waren nach drei Stunden vergriffen“, berichtet Niersbach. Nach wie vor werden vorrangig Käufer von Optionstickets bedient, die sich in Wartelisten eingetragen haben. Es liegen 100 000 Bestellungen vor, bei weniger attraktiven Spielen sind es nur einige Hundert. In diesen Fällen gehen Rückläufer in den Verkauf unter www.fifaworldcup.com.

Mehr Fans als erwartet lassen ihre Karten umschreiben. Vor den Ticketschaltern an den Stadien bilden sich oft lange Schlangen. 140 000 Karten wurden übertragen, meist unter Familienmitgliedern. Vor der WM hatten die Organisatoren noch Bedingungen dafür definiert, etwa den Nachweis von Krankheiten. Inzwischen wird die Praxis lockerer gehandhabt. „Es gibt Regeln auf dem Papier und es gibt die Realität“, sagt Niersbach. Zudem sind die Stichproben übersichtlich, pro Stadion werden im Durchschnitt nur etwa 1000 Fans auf ihre Identität kontrolliert. Ihre Wirkung haben die personalisierten Tickets aber erreicht, sagen Organisatoren. Hooligans seien abgeschreckt worden.

Viele Fans versuchen ihr Glück auf dem Schwarzmarkt. Die Preise liegen meist bei mehreren hundert Euro. „Wer eine gültige Karte hat, wird nicht abgewiesen“, verspricht Niersbach. Sollten Fans, die ihre Tickets nicht umgeschrieben haben, an den Kontrollen scheitern, werden sie zu so genannten „Clearing Points“ gebeten. Dort können Karten nachträglich übertragen werden. Es empfiehlt sich aber, eine Vollmacht vom ursprünglichen Käufer dabei zu haben.

Ein Risiko auf dem Schwarzmarkt bleibt. „Wenn man gefälschte Karten gekauft hat, bleibt der Eintritt verwehrt“, sagt Niersbach. Die leeren Plätze in Leipzig sind so aber nicht zu erklären. Vor dem Spiel wurde lediglich ein US-Amerikaner festgenommen – er hatte 17 gefälschte Karten angeboten.

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