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Rückrundenvorbereitung: Hertha will lieber langsam in den Abstiegskampf

Auf Mallorca baut Hertha BSC sein neues Personal in Tests gegen Zweit- und Drittligisten ins Team ein.

Fußball ist schwer angesagt in diesen Tagen auf Mallorca. Am Sonntag siegte der Real Club Deportivo aus Palma 2:0 über Atletic Bilbao und kletterte damit in die Champions-League-Ränge. Am nächsten Wochenende geht’s im Bernabeu zu Madrid gegen das Real von Cristiano Ronaldo und Iker Casillas. „Qué Gran Mallorca ...!“, titelte die Balearen-Ausgabe der Zeitung „El Mundo“. Was für ein großartiges Mallorca!

Es geht ein wenig unter inmitten der mallorquinischen Euphorie, dass seit Montag auch der letztjährige Vierte der Bundesliga auf der Insel weilt und am Mittwoch zu einem Testspiel gegen Real Mallorca antreten wird. Kein einziges Sätzchen über Hertha BSC findet sich in „El Mundo“. Das liegt gewiss auch am zuletzt ein wenig gesunkenen sportlichen Stellenwert der Berliner, vor allem aber daran, dass sie keineswegs gegen den Vierten der Primera Division antreten. Sondern gegen Real Mallorca II, beheimatet in Liga Nummer drei.

Über das Zusammenspiel von Wetter und Psyche sind schon genug schlechte Witze gerissen worden. Aber die paar versprengten Hertha-Fans werden sich ihren Teil gedacht haben, als sie am Montagmorgen bei strömendem Regen in Palma landeten. Wie schön war doch das verschneite Berlin ... Als am frühen Nachmittag die Mannschaft mit einstündiger Verspätung folgte (in Tegel musste ein Reifen des Flugzeuges gewechselt werden), da hatte sich der Regen zwar verzogen, aber die Wolken hingen noch tief und nicht eben freundlich über der Insel. Für den Rest des einwöchigen Aufenthalts der Berliner Abordnung verheißt der Wetterbericht wenig Hoffnung auf Besserung.

Auch im Januar 2009 hatte in Berlin die Kälte geherrscht, so bitter, dass sich der entsprechend vorgebildete Ukrainer Andrej Woronin an Sibirien erinnert fühlte. Die Mannschaft verzog sich für zehn Tage ins sonnige Marbella und stimmte sich ein auf eine erfolgreiche Rückrunde, in der es um ein Haar für die Champions League gereicht hätte. Damals testete Hertha BSC Berlin gegen Young Boys Bern, SC Freiburg und VfL Osnabrück. Dieses Mal wartet neben Mallorcas Reserve noch Frankfurt. Allerdings nicht der Bundesligarivale Eintracht, sondern der FSV Frankfurt, Vorletzter in der Zweiten Liga. Positiv formuliert hat Hertha zur Vorbereitung zwei Testpartner ausgewählt, gegen die Trainer Friedhelm Funkel bequem seine vier neuen Spieler einbauen kann, ohne dass er dabei von allzu hohem Tempo gestört wird. Neben den Winter-Einkäufen Theofanis Gekas, Lewan Kobiaschwili und Roman Hubnik hat Funkel auch Florian Kringe fest für die Stammformation eingeplant. Kringe kam zwar schon im Spätsommer 2009 nach Berlin, verletzte sich aber schon in Minute 13 seines Engagements so schwer, dass er erst zur Rückrunde das Berliner Mittelfeld bereichern wird.

So radikal wie Hertha BSC will kein anderer Bundesligist seine Mannschaft in der kurzen Wettkampfpause umbauen. Nicht einmal zwei Wochen bleiben Friedhelm Funkel, die neue Hertha fitzumachen für den Klassenverbleib. Das ist ein ambitioniertes Unternehmen, denn das runderneuerte Gebilde muss auf den Punkt bereit sein. Funkel kann der Mannschaft nicht die ersten zwei, drei Spiele Zeit geben zur Orientierung. Diese ersten zwei, drei Spiele werden entscheiden über Herthas Überlebenskampf. Mindestens ein Unentschieden zum Rückrundenauftakt in Hannover und dann zwei Siege zu Hause gegen Mönchengladbach und Bochum – dann könnte vielleicht doch noch gelingen, was, rational betrachtet, kaum noch gelingen kann.

Aber welcher Spanier hätte vor einem halben Jahr schon geglaubt, das kleine Real aus Mallorca könnte das große aus Madrid auf Augenhöhe herausfordern?

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