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Sport: Rückschlag ohne Wirkung

Anna-Lena Grönefeld scheitert in Wimbledon erneut in Runde eins, sieht sich aber auf einem guten Weg

Manchmal sind es die eher banalen Methoden, die als letztes Mittel herhalten müssen, wenn so gar nichts mehr zu helfen scheint. „Ich werde einfach ganz locker rangehen. Schlimmer kann es ja nicht werden“, sagte Anna-Lena Grönefeld im Vorfeld. Und was blieb ihr auch übrig: Vier Mal war sie bisher in Wimbledon angetreten, noch nie hatte die 23-Jährige ein Match beim wichtigsten Grand Slam des Jahres gewonnen. „Der Rasen und ich, wir haben uns noch nicht angefreundet“, fügte sie kopfschüttelnd hinzu. Zu verstehen ist dieses unglückliche Verhältnis eigentlich nicht, verfügt Grönefeld doch über einen der schnellsten Aufschläge im Frauentennis. Diesen Vorteil konnte sie jedoch bisher nicht für sich nutzen. „Jeder sagt mir, ich müsste super auf Gras spielen. Aber vielleicht wollte ich es immer zu sehr. Es hat einfach noch nicht klick gemacht“, erklärte Grönefeld. Und auch gegen Sania Mirza wollte sich das erlösende Geräusch partout nicht einstellen. Sie unterlag der Weltranglisten-85. in der ersten Runde mit 2:6, 6:2 und 2:6.

Nur schwer vermochte sich Grönefeld vom Druck, den die quirlige Mirza ausübte, zu befreien. Die Inderin, die nach langer Verletzungspause um die Rückkehr in die Top 40 kämpft, spielte aggressiver und meistens auch eine Spur cleverer als Grönefeld, die zudem große Probleme mit ihrem Aufschlag hatte. Lange acht Minuten dauerte bereits ihr Auftaktspiel im ersten Satz, das sie abgab und den Rückstand nicht wieder aufholte. Im zweiten Durchgang nutzte Grönefeld eine kurze Schwächephase Mirzas, doch sie sollte schließlich auch im dritten Vergleich der beiden die Oberhand behalten.

Lange wird dieser Rückschlag bei Grönefeld wohl nicht wirken, sie ist mittlerweile viel selbstbewusster geworden. Vor drei Jahren hätte sie jede Niederlage tief frustriert und zu Selbstzweifeln getrieben. Doch die Zeit ist vorbei, in der sie vom spanischen Trainer Rafael Font de Mora mit überharten Methoden auf und abseits des Platzes drangsaliert und zu einem Menschen geformt wurde, der funktionierte und gehorchte. „Früher hatte ich nur eine Marschroute, die ich verfolgen musste. Jetzt darf ich auch mal Fehler machen und mich ausprobieren“, erklärte Grönefeld. Die Trennung von Font de Mora war äußerst schmerzvoll für die junge Nordhornerin, und es dauerte lange, bis die tiefen seelischen Wunden, die er ihr zugefügt hatte, verheilten. Noch vor zwei Jahren brach Grönefeld bei den French Open unter Tränen fast zusammen, als Font de Mora demonstrativ ihre Gegnerin anfeuerte. Im letzten Jahr reiste sie erst gar nicht nach Paris, sondern zog sich für eine mehrmonatige Turnierpause in ihre neue Heimat Saarbrücken zurück. Nur wenige glaubten noch an ihre Rückkehr auf die Tour. Doch im Sommer spielte sie wieder, wenn auch bei unbedeutenderen Veranstaltungen. „Die Pause war der richtige Schritt“, sagte Grönefeld rückblickend, „so wie vorher, hätte ich nicht weitermachen können. Das hätte mich nur weiter nach unten gezogen. Jetzt bin ich viel lockerer und habe Spaß.“

Ihr neuer Trainer, der Ex-Profi Dirk Dier, baute sie damals behutsam und geduldig wieder auf und konnte sich darüber freuen, dass es Grönefeld im Spätsommer bei den US Open durch die Qualifikation bis ins Achtelfinale schaffte. Der Schritt war groß für die ehemalige Weltranglisten-14. und weckte wohl auch zu schnell zu große Erwartungen bei Grönefeld, die am liebsten von jetzt auf gleich wieder in die Top 20 zurückkehren würde. Der leichten Ungeduld waren die kleinen Rückschläge geschuldet, die sie in dieser Saison mitunter erlebte. Inzwischen ist sie wieder die 52. der Rangliste, diese Region möchte sie bis zum Saisonende mindestens halten. „Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich muss einfach Geduld haben.“

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