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Sport: Rücksichtsloses Spiel

Schiedsrichter Amerell erklärt, warum er Juan Rot gezeigt hätte

NACHSPIEL

70. Minute in Leverkusen: Der Bayer-Verteidiger Juan rutscht mit gestrecktem Bein von vorn in den Bochumer Vahid Hashemian. Juan trifft seinen Gegenspieler so hart am Knöchel, dass Hashemians Schuh sich löst und durch die Luft fliegt. Schiedsrichter Hermann Albrecht zeigt dem Leverkusener, der in der ersten Halbzeit wegen Spielverzögerung bei einem Einwurf schon Gelb gesehen hatte, nur die Gelb-Rote Karte. Hätte er Rot zeigen müssen, Herr Amerell?

Wenn man sich die Szene im Nachhinein am Fernseher ansieht, lautet die Antwort: ja. Regel zwölf besagt, dass rücksichtloses Spiel mit der Roten Karte geahndet wird. Die Frage ist, wie der Schiedsrichter das Foul interpretiert. Wenn der Einsatz nur fahrlässig oder unverhältnismäßig war, kann er auch Gelb zeigen. Hat der Spieler aber keine Chance, den Ball zu erreichen, oder nimmt er billigend in Kauf, die Gesundheit des Gegners zu gefährden, muss er vom Platz. Natürlich ist das für den Schiedsrichter manchmal schwieriger zu erkennen als für die TV-Zuschauer. Manchmal ist der Blick versperrt oder der Referee steht zu nah an der Szene. Die Entscheidung, in diesem Fall Gelb-Rot zu zeigen, ist jedoch eine Tatsachenentscheidung, die unumstößlich ist. Der Spieler bekommt die obligatorische Sperre von einem Spiel. Ihn nachträglich schwerer zu bestrafen, ist nicht möglich. Sonst hätten wir nach jedem Spieltag dutzende Beschwerden. Anders ist es bei krass sportwidrigem Verhalten hinter dem Rücken des Schiedsrichters, wie etwa beim Spiel in Rostock, wo der Hannoveraner Kleber seinen Gegenspieler mit der Faust auf den Kopf schlug. Hier kann der Kontrollausschuss ein Verfahren einleiten, und es kommt zur Verhandlung.

Manfred Amerell erklärt im Wechsel mit Hellmut Krug eine aktuelle Szene der Fußball-Bundesliga. Er ist Mitglied im Schiedsrichterausschuss des DFB.Foto: ddp

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