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Sport: Rückwärts nimmer

Leipzigs Bewerbung für Olympia schafft die positive Wende

Berlin. Am Mittwochabend in Leipzig mochte sich niemand mehr mit der Vergangenheit beschäftigen. Finanzskandale, Stasi- Querelen, Personaldebatten – im Aufsichtsrat der Leipziger Bewerbung für Olympia 2012 „war das alles kein Thema“ , berichtete der Vizechef des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), Dieter Graf Landsberg-Velen. Die Chancen für die Stadt sind besser als in den vergangenen Wochen, als die Bewerbung in eine Krise geraten war. Eine Übersicht über die aktuellen Entwicklungen:

Der Bewerbungsbogen: Bis zum 15. Januar 2004 muss Leipzig seinen Bewerbungsbogen beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) abgeben. Darin müssen 25 Einzelfragen, etwa zur Verkehrs- und Sportstättenplanung, beantwortet werden. Die Rohfassung ist bereits fertig. Vom Bogen hängt ab, ob Leipzig die internationale Vorauswahl übersteht. Die Stadt tritt gegen Metropolen wie New York, Paris und Rio de Janeiro an.

Die Hotelfrage: „Diese Frage ist geklärt“, sagt die Sprecherin der Bewerbung, Steffi Würzig. Das IOC fordert eine Garantie von 42 000 Hotelbetten, bislang gibt es in Leipzig nur 25 000. Nun will die Stadt Residenzen auf Drei-Sterne-Niveau herrichten. Bürgermeister Wolfgang Tiefensee erklärt das so: „Wir werden Häuser aus der Gründerzeit renovieren. Für die Zeit der Spiele wird es dort Servicestationen geben für den Empfang der Gäste und das Essen.“ Obwohl eine solche Lösung im IOC als ungewöhnlich gilt, stimmte der Aufsichtsrat dem Plan zu. „Es steht nirgendwo geschrieben, dass die Quartiere Hotels sein müssen“, sagt Landsberg-Velen.

Der Olympiagipfel: Bundeskanzler Gerhard Schröder wird einen Tag vor Abgabe des Bewerbungsbogens die Protagonisten Leipzigs ins Kanzleramt einladen. Zu dem Treffen sollen aber nur die Ministerpräsidenten der Länder Sachsen und Mecklenburg- Vorpommern, NOK-Präsident Klaus Steinbach sowie Vertreter der Leipziger Bewerbung wie Bürgermeister Tiefensee kommen. Ein nationaler Gipfel mit den Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Sport soll nach Informationen des Tagesspiegel erst später einberufen werden. Als Termin wird in Regierungskreisen das kommende Frühjahr genannt.

Politische Unterstützung: Am Donnerstagabend debattierte der Bundestag über die Bewerbung. Dabei wurde einstimmig ein Antrag verabschiedet, der die Kandidatur als „nationale Aufgabe“ unterstützt. „Nach einigen Gegentoren werden wir den Rückstand wieder aufholen“, sagte CDU-Politiker Eberhard Gienger in der Debatte. Die SPD hatte zuvor auf ihrem Parteitag ein positives Votum für Leipzig abgegeben. Ebenfalls beschlossen wurde ein Gesetz zum Schutz der olympischen Ringe – eine Bedingung des IOC. Darüber hinaus gibt es Finanzgarantien von Bund und Ländern. Ein genaues Budget für die Spiele steht aber noch nicht fest.

Die Vergangenheit: In Leipzig sind frühere Verfehlungen nur noch ein Randthema. Berichte, nach denen Prüfer einen laxen Umgang der Bewerbungsgesellschaft mit Steuergeldern monieren, weisen Leipzigs Planer zurück. „Alles ist aufgeklärt“, meint NOK-Chef Steinbach. Der für Unkorrektheiten verantwortliche Geschäftsführer Dirk Thärichen wurde fristlos entlassen; der Fall beschäftigt nun die Gerichte. Die Zukunft soll das nicht berühren. „Wir sind nicht der Staatsanwalt“, sagt Innenminister Otto Schily. Es ist sein einziger Kommentar zur Vergangenheit.

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