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Sport: Rüde und müde

Die Eisbären unterliegen im hart umkämpften zweiten Finalspiel um die Meisterschaft 1:2 in Köln

Disziplin ist eines der Schlagwörter von Don Jackson. Immer wieder fordert der Eisbären-Trainer diese Tugend von seiner Mannschaft. Gestern dürfte der ehemalige Weltklasseverteidiger Jackson einigen Kummer gehabt haben. Bereits in der 17. Spielminute verließ Nathan Robinson kopfschüttelnd das Eis der Kölnarena in Richtung Berliner Umkleidekabine, weil er sich nach einem Schlag ins Gesicht von Sebastian Furchner eine Spieldauerstrafe eingehandelt hatte. Dass es mit Robinson ausgerechnet ihren besten Play-off-Scorer traf, war ein schwerer Schlag für die Berliner. Ohne ihren technisch versierten Stürmer verloren sie das zweite Finalspiel um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft gegen die Kölner Haie 1:2 (0:0, 1:0, 0:2). Damit steht es in der Best-of-five-Serie nun 1:1 und mindestens zwei weitere Begegnungen zwischen den spielstarken Mannschaften sind garantiert – am Freitag in Berlin und am Sonntag erneut in Köln.

Mit seiner rüden Aktion lenkte Nathan Robinson die Blicke der 18 000 Zuschauer ungewollt von einem anderen Eisbären-Profi ab. Florian Busch, der durch einen zunächst verweigerten Dopingtest die Aufmerksamkeit eigentlich für sich gepachtet hatte (siehe Text rechts), trat nur zu Beginn der Partie in Erscheinung, als er von den Berlinern in der Startformation aufgeboten wurde. Dass dies zu den Maßnahmen gehört, die die Eisbären ergreifen wollen, um ihm den „Ernst der Situation begreiflich zu machen“, ist nur schwer zu glauben. Das Kölner Publikum quittierte den Auftritt von Busch mit Pfiffen. Abgesehen davon blieb der Stürmer während des Spiels jedoch unauffällig. Was sich von seinen Kollegen nicht unbedingt behaupten lässt: Im ersten Abschnitt kassierten sie etliche Strafen. Nicht nur Nathan Robinson, sondern auch Sven Felski, André Rankel und Jens Baxmann mussten das Spiel übergangsweise von der Strafbank verfolgen. Diese Nachlässigkeiten verhalfen den Kölnern zu einigen guten Gelegenheiten, von denen sie zunächst aber keine nutzen konnten. Und so blieb nach dem ersten Drittel nur festzuhalten, dass die Eisbären in Unterzahl ordentlich spielten.

Auch im zweiten Abschnitt änderte sich an diesem Eindruck nur wenig. Köln machte das Spiel – die Eisbären aber das Tor. Mit seinem zweiten Treffer der Endrunde erzielte Kapitän Steve Walker die 1:0-Führung. Philip Gogulla und Ivan Ciernik vergaben unterdessen auf der anderen Seite gleich mehrfach. So entwickelte sich wie schon beim ersten Spiel am Sonntag in Berlin eine enge und taktisch geprägte Partie, da auch die Eisbären laut Kotrainer Hartmut Nickel „um jeden Zentimeter kämpften“. Erst zu Beginn des Schlussdrittels schafften es die Haie, Rob Zepp im Tor der Berliner zu überwinden – im Fallen erzielt Kamil Piros das 1:1. Dieser Treffer lockerte den Kölner Spielaufbau offensichtlich, denn nach schöner Vorarbeit von Gogulla ließ Dave McLlwain nur kurze Zeit später das nach jedem Kölner-Treffer eingespielte „Viva Colonia“ zum zweiten Mal erklingen.

Es schien, als würde sich das Publikum doch noch „zum entscheidenden Faktor im Spiel“ entwickeln, wie es Kölns Trainer Doug Mason schon vor Beginn der Begegnung prophezeit hatte. Die Eisbären ließen sich aber nicht nur vom lautstarken Haie-Anhang irritieren. Nach und nach gelang es den Kölnern um den überragenden Gogulla, das schnelle Spiel zu dominieren, während die Berliner zunehmend müde wurden. Es schien, als müssten sie nicht nur dem Fehlen Robinsons, sondern auch ihrer eigenen aggressiven Spielweise Tribut zollen – das eigene Drittel verließen sie gegen Ende des Schlussabschnitts nur noch selten. Es wirkte, als würden die Haie im Powerplay agieren, obwohl beide Teams zahlenmäßig gleichwertig vertreten waren. Auch eine von Don Jackson genommene Auszeit half nicht mehr. Die Eisbären verloren eine spannende Partie, die noch eine bittere Konsequenz hat: Nathan Robinson fehlt den Eisbären aufgrund seiner Spieldauerstrafe auch im dritten Finalspiel am Freitag in Berlin.

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