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Sport: Ruhe für die Fledermaus

Die Bayern erledigen in Wien nur ihre Pflicht

Auf einmal war die Fledermaus da. Sie muss irgendwo in den Katakomben des Wiener Ernst-Happel-Stadions ihr Nest haben, jedenfalls war sie Mittwochabend kurz vor 23 Uhr durch die Gänge des Stadions geflogen, und gerade als Rapid- Trainer Josef Hickersberger nach der Champions-League-Partie gegen Bayern München seine Pressekonferenz beginnen wollte, war sie plötzlich aufgetaucht.

Während der gesamten Konferenz flog sie aufgeregt durch den Saal, auch als danach Felix Magath Hickersbergers Platz einnahm, um seine Mannschaft für ihren „Arbeitssieg“ zu loben. Magath dürfte ziemlich abgelenkt gewesen sein, wirklich erhellende Sätze über das Spiel sagte er nämlich nicht, und zum Schluss meinte er nur ganz lapidar: „Gut, dann gehen wir jetzt also und damit hat auch die Fledermaus ihre Ruhe.“

Tatsächlich dürfte die Erinnerung an das Tier das Aufregendste sein, was Felix Magath und seine Bayern von der Dienstreise nach Wien mit nach Hause genommen haben – und natürlich die drei Punkte, die es für den 1:0-Auswärtssieg gab. Das Spiel selbst hatte für die Bayern nämlich wenig Höhepunkte, und neue Erkenntnisse über die Spielstärke seiner Mannschaft dürfte Magath ebenfalls nicht bekommen haben.

Die Bayern hatten das Spiel gegen den auf europäischer Ebene relativ unerfahrenen Österreichischen Meister nach einer kurzen Anfangsoffensive des Gastgebers nach einer knappen Viertelstunde unter Kontrolle gebracht, und fortan ließen sie keinen Zweifel mehr aufkommen, dass sie als Sieger vom Platz gehen würden. Sie kontrollierten die Partie vor allem aufgrund ihres aggressiveren Zweikampfverhaltens im Mittelfeld. Rapid verlegte sich derweil aufs Kontern und Standardsituationen, die aber nicht wirklich gefährlich waren. Einzig ein Freistoß von Ex-Bayern-Spieler Steffen Hofmann, der an die Latte ging, war ein bisschen brenzlig.

Vor allem in der ersten Halbzeit taten die Bayern nur wenig mehr als notwendig, nur Ze Roberto und der für den verletzten Michael Ballack aufgestellte Mehmet Scholl zeigten hin und wieder ihre Klasse. Für Rapid Wien reichte es trotzdem, und vor allem, als kurz nach der Pause Guerrero für den verletzten Claudio Pizarro ins Spiel kam war klar, dass die Bayern irgendwann das Siegestor schießen würden. In der 60. Minute war es dann auch so weit. Rapids Tormann Helge Payer wehrt einen Kopfball von Roy Makaay nur kurz ab, und Guerrero stochert den Ball irgendwie über die Linie. Danach begannen die Bayern schon wieder, ihre Kräfte zu schonen, was zehn Minuten vor Schluss fast noch ins Auge gegangen wäre, doch Jozef Valachovic schoss einen Elfmeter am Tor der Bayern vorbei.

Die Wiener Spieler, die vor dem Match noch mit einer Sensation spekuliert hatten, wurden jedenfalls so wieder auf den Boden zurückgeholt – die Bayern waren in jeder Situation selbst mit halber Kraft um mindestens eine Klasse stärker als ihr Gegner. Rapid wusste es nicht einmal auszunutzen, dass Makaay an diesem Abend weit von seiner Normalform entfernt war. In den österreichischen Medien wurde der Klassenunterschied jedenfalls auch am Donnerstag ein bisschen neidisch anerkannt. „Rapid tapfer, aber glücklos“, titelte etwa die „Kronen-Zeitung“, der „Kurier“ notierte „Eine starke Stunde war zu wenig“. Wo auch immer diese starke Stunde von Rapid stattgefunden haben mag.

Im Haus der Fledermaus jedenfalls nicht.

Markus Huber[Wien]

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