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Sport: Runden, die versöhnen

Guido Fulst und René Wolff holen auf der Radbahn im Punktefahren und im Einzelsprint Bronze

Eine halbe Bahnlänge vor der Ziellinie hatte Guido Fulst bereits Silber vor Augen. Der letzte Sprint sollte es bringen, die fünf Punkte für den Sieger hätten dafür gereicht. Dann reichten die Kräfte des 34-Jährigen aber doch nicht mehr. Fulst wurde von mehreren Fahrern überspurtet. Frust kam beim Berliner wegen der verpassten Chance nicht auf. Hinter dem Russen Michail Ignatjew und dem Olympiasieger von Sydney 2000, Joan Llaneras aus Spanien, bejubelte er ausgelassen seinen dritten Platz. Einen Tag nach dem vierten Rang in der Mannschaftsverfolgung, der den in dieser Disziplin sieggewohnten Deutschen überhaubt nicht behagte, hatte niemand mehr mit Bronze im Punktefahren über die 40-km-Distanz gerechnet.

„Für mich gilt immer: Nutze die Chance. Das war das Optimale, was ich rausholen konnte“, sagte Fulst all jenen, die in seinem Einzelstart lediglich einen Lückenfüller sahen. Für Fulst war es die dritte olympische Medaille seiner Karriere nach seinen Olympiasiegen mit den Bahnvierern 1992 und 2000. Erstmals schaffte er in einem Einzelwettbewerb den Sprung auf ein olympisches Siegerpodest. In den über die 100 Runden verteilten 16 Sprintwertungen sammelte er im Velodrom von Athen 79 Punkte, von denen 60 Zähler allein durch Rundengewinne auf sein Konto kamen. Nur der Überraschungs-Olympiasieger Ignatjew (93 Punkte) überrundete das Feld einmal mehr, Llaneras (82) sprintete lediglich einmal besser.

Während Fulst sich feiern ließ, konzentrierte sich der Erfurter René Wolff noch auf seinen Kampf um Bronze. Mit Wut im Bauch, obwohl er schon Gold im Teamsprint mitgewonnen hatte. Seine Halbfinal-Niederlage gegen Theo Bos aus den Niederlanden ärgerte ihn sehr. „Ich habe mich in den zwei Läufen wie der erste Mensch angestellt“, sagte Wolff. „Wenn man sich die Taktik des Gegners aufdrängen lässt, dann kann man nicht gewinnen.“ Zumindest nicht gegen den Weltmeister. Doch Bos fand in drei Finalläufen im Australier Ryan Bayley schließlich seinen Meister.

René Wolff traf um Bronze auf den Franzosen Laurent Gane. Der Student der Literaturwissenschaft und Philosophie aus Erfurt rang den Zweiten von Sydney in zwei Läufen souverän nieder. Als dieser Erfolg sicher war, damit die vierte Medaille für den Bund Deutscher Radfahrer vor dem letzten Tag der Bahnwettbewerbe, war Wolff ebenfalls glücklich. „Der Einzelwettbewerb ist meine Hauptdisziplin, dadurch ist Bronze für mich genauso wichtig wie Gold mit der Mannschaft“, sagte der 26-Jährige. „Darauf habe ich mich in den letzten Wochen vor allem intensiv vorbereitet.“

So selbstverständlich war dieses Abschneiden für den neuen deutschen Sprinterstar, den Nachfolger von Jens Fiedler, nicht. Der WM-Dritte im Sprint dieses Jahres und im Keirin von 2002 war vor elf Wochen bei den Weltmeisterschaften in Melbourne im Training gestürzt, als er in voller Fahrt einem Kampfrichter hatte ausweichen müssen. Die Knieverletzung hatte ihn zunächst zurückgeworfen. „Nach der WM hatte René Defizite im Kraftbereich, aber vor Athen stimmte die Form wieder“, sagte Sprint-Bundestrainer Detlef Uibel.

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