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Hiddink

© AFP

Russisches Team: Willkommen in Europa!

Gegen Spanien wollen sich die von Guus Hiddink trainierten jungen Russen einen Namen machen. Allerdings muss der Holländer den Ausfall zweier wichtiger Spieler verkraften.

Ein bisschen Lokalpatriotismus muss sein. Guus Hiddink ist Holländer, und damit es jeder sieht, trägt er ein oranges Polohemd über dem blauen des russischen Verbandes, dem er im zweiten Jahr als Trainer dient. Heute also im Innsbrucker Tivoli-Stadion gegen Spanien. Hiddink hat schon Real Madrid betreut, den FC Valencia und Betis Sevilla, und noch heute, mit 61, schwärmt er von der großartigen Atmosphäre, von der Art und Weise, wie Fußball gelebt wird „in einer der schönsten Ligen der Welt“. Als ein spanischer Sender um eine kurze Einschätzung seiner Mannschaft bittet, hält er aus dem Stand einen geschliffenen Vortrag, natürlich auf Spanisch. Sogleich fragt ein Reporter aus Moskau nach, wann Gospodin Hiddink denn nun Russisch lernen werde.

Die Sonne scheint in Innsbruck, es ist warm, und Hiddink erzählt von der harten Arbeit in den vergangenen Tagen und Wochen. Er bemüht sich, Gelassenheit auszustrahlen, könnte ja sein, dass das auf seine Mannschaft abfärbt. Alles ganz hervorragende Fußballspieler, aber eben noch sehr jung, sagt Hiddink. „Das Spiel gegen Spanien ist ihr erster Auftritt auf einer ganz großen Bühne. Ich hoffe, sie können und werden ihr Spiel spielen, unabhängig von äußeren Einflüssen.“ Bei der WM 2002 traf Hiddink mit Südkorea im Viertelfinale auf die Spanier und hatte im Elfmeterschießen das bessere Ende für sich. „Aber damals hatte ich mehrere Monate Zeit zur Vorbereitung, das kann man mit heute nicht vergleichen.“

Neben ihm sitzt Sergej Semak. Der Mittelfeldspieler von Rubin Kasan ist 32 Jahre alt, einer der wenigen Routiniers im Team. Sind die jungen Kollegen nervös? Ach was, sagt Semak, „viele von ihnen haben im Europacup schon Erfahrungen gemacht“. Natürlich sei das Spiel gegen Spanien das wichtigste, aber haben sie in der EM-Qualifikation nicht auch das Schlüsselspiel gegen die überheblichen Engländer gewonnen? Dann hält Semak den russischen Reportern einen kurzen Vortrag, in dem verdächtig oft das Wörtchen „Rabota“ vorkommt, Arbeit. Die Spanier dürfen sich auf einen hoch motivierten Gegner freuen. Einen, deren Hauptdarsteller einige von ihnen nach eigener Auskunft gar nicht kennen. „Na, ich hoffe, dass sich das in 24 Stunden ändert“, sagt Hiddink.

Zwei der bekanntesten Russen werden heute fehlen. Andrej Arschawin ist für die ersten beiden EM-Spiele gesperrt. Und Pawel Pogrebnijak, der Bayern-Schreck von Zenit St. Petersburg, hat das Trainingscamp wegen einer Knieverletzung endgültig verlassen. Bis zum Samstag hatte Hiddink auf seinen Einsatz gehofft und dabei sogar den Rat des russischen Verbandspräsidenten ignoriert. Es hat darum in Russland einen kleinen Skandal gegeben mit der zugespitzten These, der Trainer opfere die Gesundheit eines Einzelnen dem Erfolg des Kollektivs. Bei diesem Thema kann der gemütliche Guus Hiddink ganz ungemütlich werden. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich als erster die Gesundheit meiner Spieler schütze“, sagt Hiddink.

Das Thema habe sich nach Pogrebnijaks Abreise erledigt, und Guus Hiddink scheint keine große Lust zu verspüren, sich weiter darüber auszulassen. Über alles andere aber lasse sich reden, auch darüber, wann er denn nun endlich Russisch spricht: „Beim nächsten Turnier!“ Das wäre die WM 2010, in der Qualifikation spielt Russland auch gegen Deutschland.

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