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Nach dem Gruppenspiel zwischen England und Russland kam es zu brutalen Auseinandersetzungen.

© dpa

Russland droht EM-Ausschluss: Immer wieder Russland: Eine Sportmacht am Pranger

Russland spielt bei der EM ab sofort auf Bewährung. Sollten Fans erneut randalieren, muss sich die Uefa an ihrer Ausschlussdrohung messen lassen.

Dopingvorwürfe ohne Ende, Olympia in Gefahr - und jetzt auch noch randalierende Fußballfans und ein drohender EM-Ausschluss: Die Sportmacht Russland steht nach den erschreckenden Bildern von Marseille wieder einmal am Pranger. Das Last-Minute-Remis gegen England oder das ordentliche Pflichtspieldebüt des Schalker Bundesliga-Profis Roman Neustädter gerieten am Eröffnungswochenende der Europameisterschaft in Frankreich schnell zur Nebensache.

Im Raum Odeon II des schicken Pullman-Hotels unter dem Eiffelturm wird nun über das EM-Schicksal der Russen beraten. Dort tagt die Disziplinarkommission der Uefa, die wegen der Ausschreitungen im Stade Vélodrome ein Verfahren gegen den russischen Verband eingeleitet hat. Dienstagnachmittag soll das Urteil stehen. Gerechnet wird zumindest mit einer saftigen Geldstrafe und einem Punktabzug auf Bewährung.

Mit der Ausschlussandrohung durch das Uefa-Exekutivkomitee hat dieses Verfahren nichts zu tun. Es wird von dem Gremium um den deutschen Richter Hans Lorenz quasi on top geführt, da die Fans der Sbornaja im Gegensatz zu den Engländern nicht nur außerhalb, sondern auch in der Arena randalierten, Feuerwerkskörper abbrannten und wieder einmal rassistische Ausfälle dokumentiert wurden.

Schlechte Stimmung bei der Uefa

Die Stimmung bei der Uefa wendet sich gegen Russland. „Viele haben die Schnauze richtig voll von diesen Dingen“, berichtete ein Teilnehmer der Sondersitzung des Exekutivkomitees. Denn die Erinnerungen an die EM vor vier Jahren in Polen und der Ukraine sind noch präsent.

Im Sommer 2012 verhandelte die Gerichtsbarkeit des europäischen Dachverbandes gleich mehrmals. Feuerwerkskörper, verbotene Transparente, Attacken auf Ordner und rassistische Gesänge lauteten damals die Urteilsbegründungen. Der russische Verband RFS musste eine sechsstellige Geldstrafe bezahlen. Zudem drohte die Uefa mit dem Abzug von sechs Punkten in der Qualifikation zur diesjährigen EM. Und jetzt muss die Uefa schon wieder ein Drohszenario aufbauen. Am Mittwoch steht das zweite EM-Spiel Russlands in Lille gegen die Slowakei an - mit erhöhter Polizeipräsenz und unter besonderer Beobachtung.

Auch wenn Politiker und Offizielle des Riesenreiches die wohlbekannte Taktik des Beschwichtigens und Relativierens verfolgen und andere für die Fehlleistungen von Marseille in die Verantwortung nehmen: Sollte es erneut zu Krawallen kommen, muss sich die Uefa an ihrer Ankündigung messen lassen. Wohlwissend, welch gravierende Folgen ein EM-Ausschluss Russlands in der öffentlichen Wahrnehmung und für das Selbstverständnis des Landes nach sich ziehen würde.

Als zukünftiger WM-Gastgeber ist Russland unter Beobachtung

Denn der WM-Gastgeber 2018 steht besonders im Fokus. Bislang hatten Funktionäre wie der Sportminister und Verbandspräsident Witali Mutko Fangewalt als Problem im heimischen Fußball und der nationalen Liga zurückgewiesen. Der Weltverband Fifa verbreitete jedenfalls bereits die Hoffnung, dass die russischen WM-Organisatoren Konsequenzen für das Sicherheitskonzept beim Confederations Cup 2017 und bei der WM 2018 ziehen würden.

Demnach würden die russischen Behörden „alle Lektionen von anderen Veranstaltungen“ wie der EM und der Olympischen Spiele in Rio in ihre laufenden Planungen einfließen lassen, um die Wiederholung solcher Vorfälle zu verhindern, teilte die Fifa mit und und sprach von einer „Minderheit idiotischer Störenfriede, die nichts mit dem Fußball und seinen wahren Fans zu tun haben“.

Allerdings fürchtet nun sogar eine offizielle Fanvereinigung negative Auswirkungen für das Welt-Turnier in zwei Jahren. Die Krawalle „versetzen allen russischen Fans und Russland als Gastgeber der Weltmeisterschaft 2018 einen Schlag“, teilte die „All-Russia Association of Football Fans“ am Montag mit. (dpa)

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