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Gut in Schwung. Bernhard Langer gewann am vergangenen Wochenende die Senior British Open mit einem Rekordvorsprung von 13 Schlägen.

© AFP

Ryder-Cup: Bernhard Langer könnte Golfgeschichte schreiben

Der Golfsenior Bernhard Langer ist immer noch topfit – sogar die Teilnahme am Ryder Cup scheint möglich. Sollte er tatsächlich aufgestellt werden, könnte er zum ältesten Spieler in der Geschichte des Turniers werden.

Das größte Lob kam vom Zweitplatzierten. „Was Bernhard Langer hier gezeigt hat, gehört zu den herausragenden Vorstellungen in der Geschichte des Golfsports“, sagte Colin Montgomerie. Der Schotte und alle anderen Spieler sind am Sonntag bei den British Open der Über-50-Jährigen in Porthcawl/Wales von ihrem deutschen Kontrahenten geradezu deklassiert worden. Langer gewann das Turnier mit einem Rekordvorsprung von 13 Schlägen. Hinterher sagte er gewohnt bescheiden: „Das ist sehr ungewöhnlich. So etwas passiert normalerweise nicht bei einer derart hochklassig besetzten Veranstaltung.“

Schon am Montag saß der 56-Jährige wieder im Flieger Richtung USA, um sich auf sein nächstes Turnier vorzubereiten. Während er das mit der für ihn typischen Akribie tut, wird in Europa über eine mögliche Ryder-Cup-Nominierung Langers diskutiert. Der frühere europäische Kapitän Tony Jacklin machte sich dabei öffentlich stark für den Deutschen: „Bernhard ist ein großartiger Teamsportler und ich würde anstelle von Paul McGinley ernsthaft darüber nachdenken.“ Der Ire McGinley ist beim Mannschaftswettbewerb zwischen Europa und den USA im September im schottischen Gleneagles Kapitän der Gastgeber und für die Aufstellung der europäischen Mannschaft verantwortlich. Neun Spieler qualifizieren sich über die European Tour oder die Weltrangliste, drei weitere kann der Kapitän frei wählen.

Zwei Deutsche könnten an den Start gehen

Sollte sich McGinley für Bernhard Langer entscheiden, könnte der zum ältesten Spieler in der langen Geschichte des Ryder Cups werden. Erstmals könnten damit sogar zwei Deutsche für Europa an den Start gehen, denn die Teilnahme von Martin Kaymer gilt als fast sicher. Kaymer hatte vor wenigen Wochen die US Open überlegen gewonnen. „Jetzt weiß ich, wie er sich fühlt, wenn er mit acht Schlägen Vorsprung die US Open gewinnt“, sagte Langer am Sonntag.

Doch während Kaymers Erfolg durchaus überraschend kam, ist der Sieg von Langer alles andere als das. Seit er 2007 von der regulären auf die Champions Tour der Über-50-Jährigen gewechselt ist, hat er 22 Titel gewonnen und ist damit bereits der erfolgreichste Europäer und der sechstbeste Senior-Golfer überhaupt. Allein in dieser Saison hat Langer vier Turniersiege gefeiert und landete fünf weitere Male unter den Top Drei. Der Sieg bei den Senior British Open war sein zweiter Major-Titel nacheinander, erst vor einem Monat hatte er die Players Championship für sich entschieden. Langer ist bei den Senioren vierfacher Major-Champion und kassierte seit 2007 fast 15 Millionen Dollar Preisgeld – vier Millionen mehr als zuvor in mehr als 30 erfolgreichen Jahren als Profi auf der European- oder US-Tour.

Kaum ein Golfer ist so fit wie Langer

Doch wie vergleichbar sind Langers Leistungen bei den Senioren mit denen der besten Profis in der Weltrangliste? Jacklin glaubt nicht, dass sich der deutsche Altmeister vor den aktuellen Topstars verstecken muss. „Auch wenn die jungen Spieler in Porthcawl dabei gewesen wären, sie hätten ihn nicht geschlagen.“ Montgomerie, Langers Dauerrivale schon in jüngeren Jahren meinte: „McIlroy und seine Freunde müssen so eine Leistung erst einmal bringen.“ Und dass Langer tatsächlich noch mit den Besten der Welt mithalten kann, bewies er erst im April. Beim US Masters, für das er als ehemaliger Sieger ein lebenslanges Startrecht genießt, wurde Langer Achter und benötigte in vier Runden fünf Schläge weniger als beispielsweise Martin Kaymer.

Warum sich Langer den Tourzirkus auch mit 56 Jahren noch antut, bleibt sein Geheimnis. Fakt ist, kaum einer ist so fit wie Langer – schon gar nicht bei den Senioren. Dazu kommt sein ausgeprägter Trainingsfleiß und eine gesunde Portion Ehrgeiz. Und fehlende Länge in den Schlägen kompensiert er mit einem außergewöhnlich guten kurzen Spiel, das vielleicht so stark ist wie noch nie in seiner Karriere.

Teilnahme an den Olympischen Spielen

Eine elfte Ryder-Cup-Teilnahme als Spieler ist daher tatsächlich nicht auszuschließen, zumal Erfahrung bei diesem Wettbewerb besonders wichtig ist. Doch selbst wenn Langer nicht nominiert werden sollte, bleibt ihm womöglich noch ein anderes Ziel – die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio. Golf ist dann erstmals seit 112 Jahren wieder Bestandteil des olympischen Wettkampfprogramms. „Natürlich wäre Bernhard Langer ein Thema, aber wir müssen uns an die Nominierungskriterien halten“, sagte Katja Bayer vom Deutschen Golf-Verband dem Tagesspiegel.

Die sind allerdings für Langer nicht ohne Weiteres zu erfüllen, weil es auf der Champions Tour keine Weltranglistenpunkte gibt. Es bräuchte demnach wohl einen Sieg beim US Masters 2016, damit der dann 58-Jährige in Rio an den Start gehen kann. Langer müsste also wieder Golfgeschichte schreiben. Dass ihm das durchaus zuzutrauen ist, unterstreicht er auch im hohen Sportleralter immer wieder aufs Neue.

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