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© AFP

Safins Karriereende: Zurück in der Freiheit

Glanzlos und doch erleichtert nimmt der ehemalige Weltranglistenerste Marat Safin bei den US Open Abschied vom großen Tennis.

Marat Safin packte einfach seine Tennistasche und ging. Ganz kurz winkte er noch – einmal nach rechts, einmal nach links – und verschwand dann in den Katakomben des Louis-Armstrong-Stadiums. Es gab keine Zeremonie, nicht einmal ein paar Worte des Abschiedes richteten die Veranstalter der US Open an den Mann, der hier vor neun Jahren seinen ersten Grand-Slam-Titel gewonnen hatte. Den Mann, der vor ein paar Tagen angekündigt hatte, er werde zum Ende des Jahres aufhören und in New York sein letztes großes Turnier spielen. Es endete bereits in der ersten Runde gegen den Österreicher Jürgen Melzer: Safin verlor 6:1, 4:6, 3:6 und 4:6 und beendet mit 29 Jahren seine Karriere.

„Niederlagen interessieren mich nicht mehr“, sagte der Russe. „Das ist okay, es ist eben das Ende.“ Immer schon war Safin ein Spieler, der polarisierte: Die Fans liebten ihn oder sie hassten ihn. Er war in der Lage, die Zuschauer voll und ganz mitzureißen, hakte aber auch Matches einfach ab und zertrümmerte Schläger, wenn er keine Lust hatte. Sichtlich demotiviert ging Safin, auf Rang 58 der Weltrangliste zurückgefallen, in jüngster Vergangenheit seinem Beruf nach.

Dabei hatte seine Karriere so glänzend begonnen: Nachdem Safin im Jahr 2000 mit 20 Jahren die US Open gewonnen und den viermaligen Champion Pete Sampras glatt in drei Sätzen besiegt hatte, wurde er in wenigen Monaten die Nummer eins der Welt. „Ich war nicht bereit dafür“, sagt Safin heute. Er blieb nur neun Wochen an der Spitze der Weltrangliste und erreichte sie danach nie wieder, auch wenn er über einige Jahre kontinuierlich in den Top Ten blieb. Er hatte einige Verletzungen, und es fehlte ihm an der nötigen Disziplin. Seine Schwester Dinara Safina, die heute die Frauen-Weltrangliste anführt, erzählt gern, wie er sich über sie lustig machte, weil sie so hart an sich arbeitete. „Aber ich habe nicht dasselbe Talent wie er“, sagt sie.

So wird Safin vor allem für seine Eskapaden und Frauengeschichten in Erinnerung bleiben. Nachdem er 2001 als US-Open-Sieger nach Melbourne gekommen war, saßen in seiner Box Blondinen, mit denen er in der Nacht vor dem Finale ausgiebig gefeiert haben soll. Der große Favorit Safin verlor das Endspiel gegen den Schweden Thomas Johansson. Erst 2005 gewann er bei den Australian Open seinen zweiten Grand-Slam-Titel.

Beinahe erleichtert wirkte Safin nun, da er in New York in der ersten Runde ausgeschieden ist. Die Abschiedsnummer, in der er ständig dieselben Fragen gestellt bekam, war nichts für ihn. „Gehen Sie doch auf Google“, sagte er, „da werden Sie dieselben Antworten hundertmal finden.“ Im Gegensatz zu dem Franzosen Fabrice Santoro, der seinen Abschied schon zu Beginn des Jahres ankündigt hatte und am Mittwoch bei seinem 69. und letzten Grand-Slam-Turnier ebenfalls in der ersten Runde ausschied, genießt Safin die zusätzliche Aufmerksamkeit nicht. „Ich habe noch vor zwei Tagen mit ihm gespielt“, sagte Santoro. „Glauben Sie mir, er hat wirklich die Nase voll.“

Es passt zu dem Russen, dass er offenbar noch keine Ahnung hat, was er nun tun wird. Sicher ist nur: Mit Tennis wird es nichts zu tun haben. Und sicher ist auch: Der Lebemann Marat Safin wird seine Freiheit in vollen Zügen genießen.

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