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Saison-Endspurt: Kacar trifft Hertha

Der junge Alleskönner bereichert das Berliner Team wie kaum ein anderer. Für ein Spiel wird der Serbe jetzt fehlen. Erst im Endspurt kann er die Mannschaft wieder antreiben.

Berlin - Gojko Kacar wusste nicht so recht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. Der Serbe hatte am Sonntag in Hamburg nach gut einer gespielten Stunde mit einem tollen Schuss den Ausgleich erzielt und Hertha damit im Titelrennen gehalten. Doch kurz vor Schluss sah er seine fünfte Gelbe Karte, weshalb er am kommenden Samstag gegen Bochum erneut aussetzen muss. Gojko Kacar, dem seine Mitspieler nach dem Traumtor um den Hals gefallen waren, stand nach dem Spiel mit gesenktem Kopf da. „Dieses Tor gibt mir Selbstvertrauen“, sagte er mit leiser Stimme, aber „dass ich jetzt wieder pausieren muss, ist für mich bitter.“

Gojko Kacar trifft Hertha – in beiden Richtungen. Es gibt kaum einen Spieler, der in dieser Saison das Spiel der Berliner so sehr bereichert hat wie der Mittelfeldspieler. Im Januar 2008 hatte ihn der Bundesligist für 3,3 Millionen Euro aus Novi Sad nach Berlin geholt. Kacar schlug sofort ein, er war nicht mehr wegzudenken aus der Stammelf von Lucien Favre. In der Hinrunde der laufenden Spielzeit erzielte Kacar fünf Tore, eine gute Quote für einen defensiven Mittelfeldspieler.

Dann allerdings wurde der Nationalspieler Opfer einer heiklen Verletzung. Im letzten Hinrundenspiel gegen Karlsruhe hatte er sich einen Haarriss im Schienbeinköpfchen zugezogen. Die Phase der Rehabilitation verlief nicht frei von Komplikationen. Aufgrund von Fehl- und Überbelastungen schmerzte die Achillessehne. Kacar, mit dessen Rückkehr Anfang Februar gerechnet worden war, musste sein Comeback verschieben. Die prägende Figur fehlte Hertha für sechs Spiele. Über vier Kurzeinsätze kämpfte sich Kacar wieder heran, wobei auch er Herthas kleine Negativserie von drei Niederlagen in Folge nicht verhindern konnte. Mitte April stand er dann gegen Bremen das erste Mal wieder in der Startelf. Mit ihm kehrte auch der Erfolg nach Berlin zurück. Hertha schlug Werder und gewann auch in Hoffenheim. Nun gab es das 1:1 bei den heimstarken Hamburgern.

Ein starker Kacar macht Hertha deutlich stärker, aber auch ein nicht ganz fitter Kacar kann Hertha helfen. An der Seite von Pal Dardai war ihm anzumerken, dass ihm physisch noch einiges fehlt. Das Spiel des kleinen Alleskönners ist geprägt von Explosivität und Dynamik, von Draufgängertum, Zweikampfhärte und Torgefährlichkeit. In seinem Stil erinnert er immer ein bisschen an den jungen Lothar Matthäus, den der WM 1990.

Beim Spiel in Hamburg aber hatte sein Spiel viele Unrundungen. Dem Serben fehlte es ein wenig an Timing und Kondition. Aber seine Schusstechnik hat unter der Verletzung nicht gelitten. Nach einem Abschlag Jaroslav Drobnys bis an den gegnerischen Strafraum war es Marko Pantelic, der seinem Landsmann den Ball auflegte. Kacar nahm den Ball an, ließ ihn kurz aufprallen und schoss ihn in die Maschen. Für Kacar war es sein sechster Saisontreffer, für Hertha aber war es mehr – die Berliner bleiben oben dran.

„Gojko braucht noch Spielpraxis“, sagte Lucien Favre anderntags. „Auf seiner Position ist es intensiv.“ Dort müsse man nach vorn und hinten denken, schnell umschalten. Ihm fehle nach seiner Verletzung noch etwas, „aber er ist jung, er wird noch einiges lernen. Er ist auf einem guten Weg. Das Tor wird ihm noch mehr Mut geben“, sagte Favre.

Die Spielsperre stört den Rhythmus des Serben wieder. Das sei für ihn und Hertha ägerlich, wie es Dieter Hoeneß sagte. Doch Herthas Manager wollte sich am Positiven festhalten. Kacar hätte eine schwere Phase hinter sich: „Deshalb freue ich mich besonders für ihn. Er ist auf dem Weg, seine Kraft zu finden. Bei ihm ist immer sehr viel Wille dabei. Die Sperre wird ihn nicht aufhalten.“

Gegen Bochum wird Gojko Kacar fehlen, aber dank seines Ausgleichtores ist für Hertha noch alles drin. Für die letzten drei Spiele wird ein ausgeruhter Kacar bereit sein. „Frische wird vielleicht den Unterschied machen“, sagte Lucien Favre und lächelte vielsagend.

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