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Saisonstart der Eisbären: Früh in Rückstand

Die Eisbären laufen im Moment ihren eigenen Ansprüchen hinterher. Trainer Don Jackson ist nicht zufrieden mit der Leistung und spricht schon von einer "kleinen Krise".

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Berlin - Fünf Minuten waren am Sonntagabend im Schlussdrittel des Spiels gegen die Iserlohn Roosters absolviert, als die Welt der Eisbären wieder in Ordnung zu sein schien. Soeben hatte Nick Angell die Führung erzielt. Lange waren die Berliner zuvor einem Rückstand hinterhergelaufen, immer wieder an Gästetorhüter Sébastien Caron oder eigenen Ungenauigkeiten gescheitert. Doch mit der friedlichen Welt im Hause des deutschen Eishockeymeisters war es nicht weit her. Die Iserlohner machten sie kaputt, weil sie sich tatsächlich noch einmal zurückkämpften und 4:2 gewannen.

Wieder – wie schon zuvor gegen Mannheim – verließen die Berliner so als Verlierer das Eis, wieder verspielten sie eine Führung. „Das Ende hätte schlimmer nicht sein können“, sagte Eisbären-Trainer Don Jackson, der sich auch am Montag noch nicht richtig abgeregt hatte: „Wir sind immer noch alle ziemlich frustriert.“ Schließlich sollte diesmal alles anders laufen als im Vorjahr, als man eine ziemlich holprige Hauptrunde hinlegte und immer wieder ins Straucheln geriet. „Unser Ziel ist es, von Beginn an zu zeigen, dass wir die Besten sind“, hatte der Trainer noch vor kurzem gesagt, „wir wollen uns schon in den ersten zehn Spielen oben etablieren.“ Jetzt spricht er erstmals in der jungen Saison von einer „kleinen Krise“.

Dass er sich so schnell revidieren müsste, hatte Jackson selbst nicht gedacht. Aber sein Team rennt nach vier Spielen schon den eigenen Ansprüchen hinterher. Mit fünf Punkten rangiert der Meister nur auf Rang zehn der Tabelle, drei Plätze hinter den Augsburger Panthern, die in der vergangenen Saison Letzter waren. Was ist nur los mit den Berlinern? „Wir machen zu viele fundamentale individuelle Fehler und müssen uns erst noch richtig finden“, sagt Jackson, „einige Spieler sind noch nicht in der Form der vergangenen Saison.“

Die Gewichte innerhalb der Mannschaft haben sich in der Tat merklich verschoben. Die erste Sturmreihe mit Kapitän Ustorf, Travis Mulock und André Rankel, die in den Play-offs herausragte, fällt deutlich hinter einer anderen zurück. Bislang stehen die Leistungsträger der Vergangenheit im Schatten der neu formierten zweiten Reihe, in der Florian Busch mit den beiden Zugängen Darin Olver und Barry Tallackson spielt. Sieben der zwölf Eisbären-Tore hat sie erzielt. Warum es in den anderen drei Reihen nicht so läuft? „Da müssen Sie den Trainer fragen“, sagt Sven Felski aus der vierten Reihe. Anscheinend sehen die angestammten Spieler ihre Stellung auch ein Stück gefährdet. Zwei etablierte Berliner Profis deuteten schon an, dass das Zusammenspiel mit den Neulingen noch nicht so gut läuft.

Und auch der Berliner Coach sieht bei seinen neuen Stars noch Verbesserungspotenzial – in der Defensivarbeit. „Olver und Tallackson müssen im Unterzahlspiel mehr machen“, sagt er. Und das obwohl oder vielleicht gerade, weil Jackson bisher heftig mit seinen Unterzahl- und Überzahlformationen experimentierte, gegen Iserlohn warf er zudem die Angriffsreihen durcheinander. Sicherheit vermittelte der Trainer so nicht – auch das haben einige seiner Spieler schon kritisch angemerkt. Es scheint, als hätten es ein paar Disharmonien zwischen Coach und Team aus der Vorsaison – trotz Meisterschaft – in die neue Saison hinübergeschafft. Aus den Reaktionen der Spieler sprach dann auch eine gewisse Ratlosigkeit. Wirklich erklären konnten sie die zweite Niederlage in Folge nicht. Nach der Führung weiter auf Angriff zu spielen, sei richtig gewesen, sagte Verteidiger Nick Angell. Auch sein Kollege Frank Hördler sah keine taktischen Fehler: „Kleinigkeiten“ hätten den Unterschied gemacht. „Jedes Spiel ist ein Lernprozess“, sagte Hördler. Aber eigentlich war der Plan ja gewesen, Spiele zu dominieren und nicht, aus ihnen zu lernen.

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