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Selbst die drei erstplatzierten waren mit den neuen Regeln nicht unbedingt einverstanden.

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Update

Saisonstart in der Formel 1: "Ziemlicher Müll" – Kritik am Qualifikationsmodus wächst

Die Formel 1 hat den Modus der Qualifikation geändert – mal wieder. Der Saisonstart in Australien zeigt nun: sinnvoll war das nicht. Die wahren Probleme liegen ganz woanders. Ein Kommentar.

Von Christian Hönicke

Die einfachsten Dinge sind am Ende die besten – das gilt auch fürs Autofahren. Weil unsere Welt aber immer komplexer wird, arbeiten auch die Unternehmen dieser Branche unablässig daran, diese recht banale Angelegenheit mit komplexen Systemen aufzuwerten. Das Fernziel ist das selbstfahrende Auto.

So weit ist die Formel 1 noch nicht. Wenn die neue Saison mit dem Rennen am Sonntag in Melbourne startet, dürfen immer noch Menschen hinterm Steuer sitzen. Drumherum um den Fahrersitz allerdings hat die höchste Motorsport-Rennklasse schon länger den Weg der sinnlosen Verkomplizierung eingeschlagen. Dass betrifft die Autos selbst, die vor lauter Systemen und Softwareversionen selbst die Mechaniker kaum noch verstehen. Und es betrifft den Modus. Der war in dieser so technischen Sportart von Beginn an trotzdem so simpel und einleuchtend, dass ihn auch das klassische Tuner-Publikum verstehen konnte. Wer am schnellsten ist, gewinnt.

Rosberg: „Wir sollten zum alten System zurückkehren“

Lange galt das auch für die Qualifikation, in der die Rangfolge der Startplätze festgelegt wird. Es ging darum, innerhalb einer Stunde die schnellste Runde zu fahren. Die Zeiten sind längst vorbei, und nun wird der Modus schon wieder ein wenig komplizierter. Es bleibt bei der Einteilung in drei Abschnitte, in Melbourne schied am Samstagmorgen nun aber jeweils nach 90 Sekunden das langsamste Auto aus, bis am Ende nur noch eins übrig bleiben sollte. Eine Art Reise nach Jerusalem - die schon bei ihrer Premiere scheiterte. Zum Ende der letzten K.-o.-Runde am Samstag fuhr keiner der übrig gebliebenen Piloten mehr auf die Strecke. Sebastian Vettel zum Beispiel schonte seine Reifen. Eigentlich war das neue Format eingeführt worden, um für mehr Spannung zu sorgen und so die Zuschauer besser zu unterhalten.

„Das neue Qualifikationsformat ist ziemlicher Müll“, schimpfte aber Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff am Samstag. Zwar belegten seine Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg die ersten beiden Plätze. Doch auf die Frage, ob der Modus schon zum zweiten Rennen in Bahrain am 3. April wieder geändert werden könne, antwortete Wolff: „Ja, das sollte das Ziel sein.“ Und auch die Piloten selbst halten das neue Format für verfehlt. „Es ist gut, dass die Formel 1 etwas versucht, aber das ist nicht der richtige Weg. Wir sollten zum alten System zurückkehren“, verlangte der zweitplatzierte Rosberg.

Genau dieses Hin und Her zeigt aber einmal mehr den Kern des Problems der Formel 1: Weil die wahren Baustellen, das Motorenreglement, die sinkenden Sponsoreneinnahmen, der Exodus aus dem europäischen Kernmarkt, die austauschbaren Retortenstrecken, wegen der komplizierten Abstimmungsregeln unbearbeitet bleiben, wird ständig am restlichen Regelwerk herumgedoktert. So verliert man Fans – einer der Hauptgründe für den Erfolg des Fußballs sind die seit Jahrzehnten konstanten Regeln. Die Formel 1 hat die verbliebenen Fans, die sich gerade an den alten Modus gewöhnt hatten, dagegen mal wieder vor den Kopf gestoßen.

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