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Saisonstart in der Handball-Bundesliga: Füchse Berlin: "Torhüter top, in der Mitte dünn besetzt"

Die runderneuerten Füchse starten am Mittwoch in die Handball-Bundesliga. Ohne Johannes Sellin, der zum Auftaktgegner nach Melsungen wechselte. Der Nationalspieler analysiert sein Ex-Team.

Die Füchse Berlin starten heute mit einem Auswärtsspiel in die neue Saison der Handball-Bundesliga. Sämtliche Experten erwarten die spannendste Spielzeit seit Jahren, weil die Spitzenmannschaften Kiel, Hamburg und Rhein-Neckar Löwen ihre Kader ebenso radikal verändert haben wie die Berliner mit ihren sechs Zu- und Abgängen. Wie stark ist der Kader der Berliner nun? Wo hat er sich verbessert, wo verschlechtert? Vor dem Auftakt schätzt Johannes Sellin das Aufgebot des Vorjahresvierten ein. Der 22 Jahre alte Nationalspieler hat drei Jahre für die Berliner gespielt, ehe er im Sommer zur MT Melsungen gewechselt ist – dem heutigen Gegner der Füchse.

TORHÜTER

Auf dieser Position kann kein Klub mithalten. Silvio Heinevetter und Petr Stochl bilden das beste Torwartgespann der Bundesliga. Sie passen so gut zueinander, weil sie so unterschiedlich sind: Heine ist ein Verrückter, extrovertiert, ein Lautsprecher. Stochl dagegen ruhig und zurückhaltend. Was beide eint: Sie können sich an schlechten Tagen darauf verlassen, dass ihr Konkurrent immer in der Lage ist, ein Spiel zu kippen oder zu entscheiden. Es sieht zwar gerade im Spiel manchmal so aus, als wären beide dicke Freunde. Aber wer sie kennt, der weiß genau, dass sie sich in erster Linie als Konkurrenten betrachten. Und, ganz wichtig, dass sie sich gegenseitig respektieren.

LINKSAUSSEN

Fredrik Petersen ist ein besserer Verteidiger als sein Vorgänger Ivan Nincevic und ein schnellerer Konterspieler. Aus schwierigen Winkeln, und die hat man als Außen fast immer, kann Petersen für mich aber nicht mithalten, da war Ivan cleverer, frecher und variantenreicher. Die Nummer zwei auf dieser Position, mein Kumpel Colja Löffler, hat sich in den letzten Jahren extrem gesteigert und auch in diesem Sommer noch einmal einen großen Schritt nach vorn gemacht, vor allem im körperlichen Bereich. In der Summe also ein leichter Qualitätsgewinn auf dieser Position.

RÜCKRAUM LINKS

Auch hier sind die Füchse sehr gut aufgestellt. Pavel Horak ist nicht nur wegen seiner Wurfkraft eine große Verstärkung, sondern auch in der Defensive. Wobei seine Verpflichtung absolut notwendig war, weil Sven-Sören Christophersen seit Monaten mit Verletzungen zu kämpfen hat. Die dritte Kraft auf dieser Position ist ebenfalls eine sehr erfahrene: Iker Romero. Auch wenn es bei ihm meistens nur noch für 15 bis 20 Minuten pro Spiel reicht, wäre jeder andere Trainer dankbar über so einen Typen im Team.

Johannes Sellin spielt jetzt gegen die Füchse.
Johannes Sellin spielt jetzt gegen die Füchse.

© picture alliance / dpa

RÜCKRAUM MITTE

Auf der Spielmacherposition ist der Kader sehr dünn besetzt. Bartlomiej Jaszka war, ist und bleibt der Alleinunterhalter, er initiiert in der Offensive alle Aktionen und Varianten. Baba (Jaszkas Spitzname/Anm. d. Red.) ist physisch eine Maschine, deshalb besteht kein Grund zur Sorge. Wenn er sich aber tatsächlich mal verletzt, haben die Füchse ein echtes Problem.

RÜCKRAUM RECHTS

Auch hier ist die Mannschaft sehr abhängig von einem Spieler: Konstantin Igropulo. Tino hat nach seinem Wechsel aus Barcelona eine überragende Rückrunde gespielt, er ist ein Leistungsträger, von dessen Form in diesem Jahr viel abhängen wird. Deshalb muss man auch bei ihm muss aufpassen, was das Thema Überbelastung angeht. Fabian Wiede als sein Back-up hat zweifellos großes Talent für einen 19-Jährigen. Ich bin allerdings sehr gespannt, wie viel Einsatzzeit ihm Trainer Dagur Sigurdsson in seiner ersten Profi-Saison geben wird, wie viel Vertrauen er ihm bereits schenkt. Mit Mark Bult hat der Verein zudem einen erfahrenen Spieler abgegeben. Das könnte sich im Verlauf der Saison negativ auswirken.

RECHTSAUSSEN

Auf meiner Position sehe ich nach meinem Wechsel eine enorme Verschlechterung. Aber Spaß beiseite: Markus Richwien ist ein sehr guter Außen, wenn er fit und selbstbewusst ist. In meiner Zeit in Berlin waren wir immer Konkurrenten, aber wir sind trotzdem gut miteinander ausgekommen, haben uns gegenseitig gepusht, das war sehr angenehm. Mattias Zachrisson kenne ich noch von diversen Junioren-Meisterschaften. Da ist er damals ziemlich arrogant umhergelaufen, hatte allerdings auch ein paar gute Wurfvarianten drauf.

KREIS

Evgeni Pevnov und Torsten Laen gleichwertig zu ersetzen, ist eigentlich unmöglich. Körperlich ist Neuzugang Jesper Nielsen in jedem Fall eine mächtige Erscheinung. Er kommt mit dem Etikett „bester Abwehrspieler“ aus der schwedischen Liga, das ist schon aussagekräftig. Seine Offensivqualitäten kann ich nicht einschätzen. Bei seinem Ersatz Jonas Thümmler verhält es sich ähnlich wie bei Fabian Wiede: Ich bezweifle, dass Thümmler in seiner ersten Bundesliga-Saison viele Einsatzminuten bekommt. Das kann durchaus zum Problem werden. Wenn man bei Dagur Sigurdsson erst mal raus ist aus der Rotation, dann ist es extrem schwierig, da wieder reinzukommen.

Aufgezeichnet von Christoph Dach.

Johannes Sellin

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