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Der Hauptgewinn. Fast alle NBA-Teams machten vor dieser Saison Jagd auf Center Dwight Howard (Mitte), am Ende unterschrieb er bei den Lakers.

© AFP

Saisonstart in der NBA: Ernte des Sommers

Die Los Angeles Lakers haben sich spektakulär verstärkt, Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks gingen hingegen leer aus. Zum NBA-Start treffen sie am Dienstag aufeinander - allerdings ohne den deutschen Superstar.

Die Saison in der NBA beginnt im Herbst, im Winter nimmt die nordamerikanische Basketball-Profiliga Fahrt auf, im Frühjahr strebt alles in den Play-offs dem Höhepunkt entgegen. Manchmal hat man allerdings das Gefühl, dass der Sommer die wichtigste der NBA-Jahreszeiten ist. Dann entscheidet sich – nach unzähligen Gerüchten, Wirrungen und Verhandlungen –, wie sich die Teams für die kommende Saison aufstellen. Sowohl die Dallas Mavericks als auch die Los Angeles Lakers mühten sich in diesem Sommer nach Kräften – mit höchst unterschiedlichem Erfolg. Während die Lakers zwei Superstars verpflichten konnten und sich zum Titelkandidaten aufschwangen, gingen Dirk Nowitzkis Mavericks nahezu leer aus. Am heutigen Dienstag treffen beide Teams zum Saisonstart aufeinander.

„Es gab ein paar große Fische auf dem Markt, aber wir haben keinen abgekommen“, sagte kürzlich Dirk Nowitzki, der seiner Mannschaft nach einer Knieoperation mindestens die ersten zehn Spiele fehlen wird. Die Mavericks hatten sich vergeblich um Aufbauspieler Deron Williams und Center Dwight Howard bemüht. Williams blieb bei den Brooklyn Nets, Howard unterschrieb bei den Lakers, genauso wie Spielmacher Steve Nash aus Phoenix. Mit Kobe Bryant und Pau Gasol bilden Nash und Howard nun ein regelrechtes „All-Star-Team“, wie es Nowitzki bei seinem Besuch in Berlin immer wieder betonte. Dallas hingegen schusterte sich aus ordentlichen, aber keinesfalls furchteinflößenden Profis einen Kader zusammen, dem viele Experten erstmals seit 2001 nicht einmal das Erreichen der Play-off-Plätze zutrauen. „Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder zerlegst du das Team komplett und fängst von vorne an, oder du nimmst einige Spieler nur für ein Jahr unter Vertrag und setzt auf den Markt im kommenden Jahr“, sagte Nowitzki. Mavericks-Besitzer Mark Cuban entschied sich für die zweite Lösung, um 2013 erneut um Stars mitzubieten.

Dazwischen könnte allerdings eine deprimierende Saison liegen. Nowitzki ist verletzt, Center Chris Kaman schleppt sich mit ständig wiederkehrenden Blessuren dahin und wird gegen die Lakers wohl ebenfalls fehlen. Der manisch-depressive Aufbauspieler Delonte West wurde während der Saisonvorbereitung wegen „teamschädigenden Verhaltens“ zweimal suspendiert und hat nun noch vor dem ersten Sprungball die Kündigung erhalten. Details der Suspendierung wurden nicht bekannt, der großzügig tätowierte und wegen unerlaubten Waffenbesitzes vorbestrafte West soll einen schlechten Einfluss auf jüngere Mitspieler gehabt haben. Dafür verpflichteten die Mavericks in letzter Sekunde Center Eddy Curry, der in der Vergangenheit vor allem durch sein Übergewicht und einer Anklage seines Chauffeurs wegen sexueller Belästigung aufgefallen war. In Ermangelung von Alternativen wird Curry heute wohl sogar in der Startaufstellung stehen.

Die sommerliche Ausbeute der Lakers ist um einiges eindrucksvoller. Dwight Howard musste sich zuletzt zwar einer Rückenoperation unterziehen, ist in gesundem Zustand aber unter dem Korb nicht aufzuhalten und wurde von 2009 bis 2011 dreimal in Folge zum besten Verteidiger der Liga gewählt. Der 2,11 Meter große und wie ein Bodybuilder gebaute Howard dürfte hervorragend mit dem zweiten Neuzugang Nash harmonieren, dem vielleicht besten Passgeber der NBA. Der zweimal zum Wertvollsten Spieler (MVP) gekürte Kanadier ist zwar schon 38 Jahre alt, kann ein Spiel aber immer noch lesen wie kein zweiter Basketballer. Nash hatte auch Angebote aus Toronto und von den New York Knicks, entschied sich dann zum Schrecken der Konkurrenz doch für L.A., um in der Nähe seiner drei Kinder zu bleiben, die bei seiner Exfrau in Phoenix leben. Nash und Howard dürften gemeinsam mit der Punktemaschine Bryant und dem spielintelligenten Hünen Gasol ein allabendliches Spektakel bieten.

Ein Selbstläufer wird die Saison jedoch auch für die Lakers nicht. Howard und Bryant sind nach Verletzungen noch nicht fit, das vermeintliche All-Star-Team stand in der Vorbereitung kaum einmal gemeinsam auf dem Feld und verlor sogar alle acht Testspiele. „Wir erwarten nicht, dass wir alle 82 Saisonspiele gewinnen“, sagte Howard. „Aber wir erwarten, dass wir zur Saisonmitte unsere Offensive gefunden haben und im Fluss sind.“ Trainer Mike Brown sieht das ähnlich: „Im Januar wird dieses Team meiner Meinung nach eine Maschine sein.“ Auch Lakers-Legende Magic Johnson ist sich sicher, dass die neu formierte Mannschaft im neuen Jahr „auf allen Zylindern“ laufen wird. Am Ende der Saison könnte für L.A. der 17. NBA-Titel stehen, dann wären die Lakers gemeinsam mit Boston Rekordtitelträger. Danach kehrt Dwight Howard als Free Agent zurück auf den Markt. Dallas bekommt also eine zweite Chance auf den ganz dicken Fisch.

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