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Gut angeschlagen. Thomas Lurz am Ende des Schwimm-Marathons im Meer vor Barcelona. Foto: dpa

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Sport: Salzwasser schmeckt doch  Schwimm-WM: Lurz holt Gold, Maurer Silber

Barcelona - Die offenen Wunden auf seinem Körper hatte Thomas Lurz bei seiner letzten Siegerehrung im Yachthafen von Barcelona vorsichtshalber verdeckt. Ist ja auch kein schöner Anblick – solch rohes Fleisch, das laut Chefbundestrainer Henning Lambertz in diesen WM-Tagen in der Achselhöhle von Lurz zu besichtigen ist.

Barcelona - Die offenen Wunden auf seinem Körper hatte Thomas Lurz bei seiner letzten Siegerehrung im Yachthafen von Barcelona vorsichtshalber verdeckt. Ist ja auch kein schöner Anblick – solch rohes Fleisch, das laut Chefbundestrainer Henning Lambertz in diesen WM-Tagen in der Achselhöhle von Lurz zu besichtigen ist. Und nicht nur da: Auch am Hals des 33-jährigen Würzburgers waren die schmerzhaften Souvenirs an die ständige Kraulerei im salzigen Mittelmeer deutlich zu erkennen. Am Samstag stellte sich Lurz zum Abschluss auch der ultimativen, ihm aber eigentlich fremden Herausforderung in seiner Branche, den 25 Kilometern. Am Ende stand er wieder als viel bewunderter Triumphator, diesmal vor dem Belgier Brian Ryckeman, da. Und beim Gang aufs Siegerpodest steckte der Körper des drahtigen Franken in einem giftgrünen T-Shirt und einer hellblauen Hose. Auch wegen der Wunden.

Aber der malträtierte Körper war eben nur die eine Seite seiner spanischen Titelkämpfe gewesen – die sich kontinuierlich steigernde Medaillenlust die andere. Zum Auftakt vor acht Tagen gewann Thomas Lurz über fünf Kilometer Bronze, 48 Stunden später über die doppelte Distanz Silber und weitere zwei Tage später Gold im Teamwettbewerb. Es lief also bestens, und deshalb schob der diplomierte Sozialpädagoge auch anfängliche Zweifel beiseite, machte sich im fortgeschrittenen Sportleralter auf zu seiner persönlichen Premiere – und betonte, als diese ihr goldenes Ende gefunden hatte: „Das war das erste und letzte 25-Kilometer-Rennen meiner Karriere.“ Denn: „Das reicht. Der Salzwassergeschmack – ich dachte, ich drehe durch.“

Dass es nicht noch schlimmer wurde, hatte Lurz den Ärzten zu verdanken, die seine Wunden vor dem Rennen mit Tape überklebt hatten. „Die Schmerzen während des Rennens gingen eigentlich. Ich habe zwischendurch mal eine Qualle an der Brust abbekommen, aber das war insgesamt schon spitzenmäßig getaped“, lobte der Weltmeister seine Helfer. Während Leistungssportdirektor Lutz Buschkow Goldschwimmer Lurz ein schlichtes, aber dickes Lob aussprach: „Chapeau für alles, Vorbild für alle Sportler.“

Erfahrener über 25 Kilometer mochten andere gewesen sein, als gewiefter in puncto Taktik, Renneinteilung und Stehvermögen auf den letzten Metern aber erwies sich der Deutsche. „Ich wollte nicht führen, und die Favoriten haben sich da aufgerieben“, stellte Lurz fest, als er in seiner prallen Sammlung an WM-Gold das Dutzend vollgemacht hatte.

Ihm als Weltmeisterin angeschlossen hätte sich beinahe Angela Maurer, die sich im Gegensatz zu Lurz gerade auf der Marathonstrecke ganz zu Hause fühlt. Doch Martina Grimaldi brachte die Hand dann doch früher an den Zielbalken als sie: Die Italienerin lag am Ende unverschämt knapp mit 0,1 Sekunden vor Maurer. „Ich bin ein bisschen frustriert, weil mein Name zunächst oben auf der Anzeigetafel stand“, sagte die Silbermedaillengewinnerin. Dann bekam sie zu ihrem 38. Geburtstag aber ein Ständchen vom versammelten deutschen Team serviert und freundete sich danach rasch mit der Erfolgsbilanz bei ihrer zweiten Weltmeisterschaft in Barcelona nach 2003 an. „Mit Silber und Bronze bei dieser WM bin ich superzufrieden. Es war wie vor zehn Jahren nur in umgekehrter Reihenfolge.“

„Superzufrieden“ – dieser Ausdruck war dem Chef der Freiwasserabteilung im DSV eindeutig zu schwach. „Kistenstolz“ sei er auf sein Team, sprudelte es im Zielraum aus dem glückseligen Coach Stefan Lurz hervor, der sofort Bilanz zog: „Sechs Medaillen, das ist der Hammer“, sagte der Bruder des wundgeschwommenen Thomas Lurz und fügte hinzu: „Gerechnet haben wir mit zwei oder drei Medaillen – und das war schon hochgegriffen.“ Andreas Morbach

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