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Sport: „Sanktionen bis hin zum Zwangsabstieg“

Brandenburgs Fußball-Chef Siegfried Kirschen über Rassismus auf den Fußballplätzen

Herr Kirschen, bereits am ersten Spieltag der neuen Verbandsliga-Saison sollen Fans von Viktoria Frankfurt/Oder in Strausberg randaliert und rassistische Parolen skandiert haben. Wie steht es aktuell um die Sicherheit in Brandenburger Stadien?

Die Sicherheitsproblematik steht bei uns immer auf der Tagesordnung. Obwohl Brandenburg in den Sportgerichten nicht mehr solcher Fälle bearbeitet als die anderen Bundesländer auch. Aber man darf sich nicht zurücklehnen. Auch wenn es mal ein Vierteljahr ruhig ist, kann es plötzlich wieder aus dem Ruder laufen. Wir wollen dem verstärkt prophylaktisch entgegenwirken.

Was heißt das konkret?

Wichtig ist, dass von den Spielern und Betreuern keine Impulse auf die Zuschauer ausgehen, die zu Tumulten führen könnten. Die Verantwortlichen müssen Vorbildcharakter haben. Den versuchen wir über Weiterbildungen und Lizenzlehrgänge zu vermitteln.

Gibt es Projekte gegen Gewalt oder Fremdenfeindlichkeit, die der Verband initiiert hat oder unterstützt?

Gerade mit dem DFB arbeiten wir in diesem Zusammenhang eng zusammen. Vor drei Jahren haben wir außerdem ein Riesenprojekt gestartet, das jeden Brandenburger Verein zu einer Stadionordnung verpflichtet, damit Verstöße auch rechtlich verfolgbar sind. So müssen selbst die 50 Zuschauer in der Kreisklasse wissen, dass sie sich an Regeln zu halten haben, wenn sie ein Stadion betreten.

Und wenn es trotzdem knallt?

Dann haben wir einen Strafenkatalog, der im Ausnahmefall auch drastische Strafen vorsieht. Für Rassismus habe ich keine Toleranz. Ab Oktober werden wir die Richtlinie des Weltverbands Fifa für unseren Amateurbereich umsetzen. Das kann in letzter Instanz zu Sanktionen führen – bis hin zum Zwangsabstieg. Und das gilt für alle, ob Kreisklasseverein oder Jugendmannschaft.

Dieser Vorstoß wird sicher nicht nur Jubel unter den kleinen Vereinen hervorrufen.

Also zu mir hat noch keiner gesagt, das sei überzogen. Ganz im Gegenteil.

Wie hoch schätzen Sie denn die Anzahl der gewaltbereiten Fans in Brandenburg?

Da kann ich keine Zahlen nennen. Ich will auch keine Vorbehalte gegen bestimmte Vereine schaffen. Dass würde ja genau dazu führen, dass dort konzentriert Leute hingehen, die Unfug machen wollen.

Sie sind ja auch Vorstandsmitglied im Nordostdeutschen Fußball-Verband, dem NOFV. Können Sie uns den aktuellen Stand der Verhandlungen um die fremdenfeindlichen Aktionen gegen Adebowale Ogungbure verraten, den nigerianischen Abwehrspieler bei Sachsen Leipzig?

Da das in Halle passiert ist, wird die Angelegenheit in Sachsen-Anhalt bearbeitet. In der letzten NOFV-Sitzung haben wir über diesen Fall kein Wort verloren.

In Brandenburg gab es eine Art Fortsetzung der Diskriminierungen gegen Ogungbure, als Fans des FC Energie Cottbus II beim Oberligaspiel gegen Sachsen Leipzig rassistische Transparente entrollten. Gibt es da Untersuchungen?

Davon ist mir nichts bekannt.

Die Fragen stellte Konrad Litschko

Siegfried Kirschen , 62, als Vertreter der DDR WM-Schiedsrichter 1986 in Mexiko und 1990 in Italien, amtiert seit 1990 als Präsident des Fußball-Landesverbandes Brandenburg.

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