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Volleyball: Den Freund als Gegner

SCC-Trainer Urnaut trifft in der Volleyball-Bundesliga auf einen alten Bekannten. Beide sind bemüht, die Sache herunterzuspielen.

Berlin - Sie sind beide bemüht, die Sache herunterzuspielen. „Es ist ein Match wie jedes andere auch“, sagt Andrej Urnaut. „Ich werde mich nur auf das Spiel meiner Mannschaft konzentrieren“, ist die Version von Mirko Culic. Urnaut und Culic sind gute Freunde, doch das wird, ja das darf am Samstag keine Rolle spielen, wenn ihre beiden Mannschaften aufeinandertreffen. Wenn Urnauts SC Charlottenburg am neunten Spieltag der Volleyball-Bundesliga Culics Netzhoppers aus Königs Wusterhausen empfängt (19 Uhr, Max-Schmeling-Halle), trifft nicht nur der Tabellenvierte auf den Tabellensechsten. Es treffen auch zwei Männer aufeinander, die eine lange gemeinsame Geschichte verbindet.

Und so muss Mirko Culic dann doch zugeben, dass dieses erste Spiel gegen Andrej Urnaut, der den SCC erst im Sommer übernahm, „sicher etwas ungewöhnlich“ wird. Wie lange sie sich schon kennen, das vermag keiner der beiden Trainer ganz genau zu sagen. Rund dreißig Jahre müssen es sein, denn sicher sind sie sich, dass sie als Teenager in der Jugendnationalmannschaft des ehemaligen Jugoslawien zusammen gespielt haben. „Wir haben damals viel Zeit miteinander verbracht“, erzählt der heute 46-jährige Culic, der nun Serbe ist, während der zwei Jahre jüngere Urnaut die slowenische Staatsbürgerschaft bekam. Auf ihre Freundschaft hatten die unterschiedlichen Nationalitäten wenig Einfluss. Auch dass sie nun zwei unterschiedliche deutsche Mannschaften trainieren, beeinträchtigt ihr Verhältnis nicht.

Während sich Culic schon länger vorwiegend am Rand der Volleyballfelder aufhält, war Urnaut bis 2003 noch selbst auf dem Feld aktiv und holte damals mit dem SCC den deutschen Meistertitel, sein Trainer damals hieß: Mirko Culic. Nach fünf Jahren als Spieler in Berlin, kehrte Culic von 2001 bis 2005 als Coach zurück. „Mich verbindet nicht nur mit Andrej eine lange Geschichte, sondern auch mit dem SCC“, sagt der Serbe. Als die Berliner im Sommer einen Trainer suchten, stand er ganz oben auf der Liste. Doch Culic hatte gerade einen Vierjahresvertrag in Königs Wusterhausen unterschrieben – bei einer Mannschaft, die er in der vergangenen Saison völlig überraschend auf Platz vier der Meisterschaft führte.

Dennoch erwartet Mirko Culic beim SCC eher ein aufschlussreiches Trainingsspiel vor ungewohnt großer Kulisse für seine junge Mannschaft. Dass Andrej Urnaut das etwas anders sieht, liegt wohl nicht nur an der hohen Wertschätzung für seinen langjährigen Freund. „Es ist ein sehr gutes Team, das in dieser Saison lange in der Tabelle vor uns lag“, sagt der SCC-Trainer, der mahnend an die Niederlage beim vorerst letzten Spiel in der Schmeling-Halle zum Saisonauftakt gegen die vermeintlich schwächeren Rottenburger erinnert.

Wer weiß, wie viele freundschaftliche Lorbeeren sich auf beiden Seiten in die Äußerungen mischen. Eins ist jedenfalls klar: Wie auch immer das heutige Match ausgehen wird, diskutieren werden die zwei bei keinem ihrer zahlreichen Abendessen in Berlin, wo auch Culic lebt, über den Ausgang. Denn über Volleyball reden sie fast nie: „Wir beschäftigen uns doch sonst schon die ganze Zeit mit Volleyball“, sagt Andrej Urnaut. „Man muss auch mal über andere Dinge sprechen.“ Wie man das eben so tut unter guten Freunden.

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