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© dpa

Schach: Anand verteidigt den Weltmeistertitel

Er hat es geschafft: Der "Tiger aus Madras", wie der indische Großmeister Viswanathan Anand genannt wird, hat die Krone verteidigt und bleibt König der 64 Felder.

Viswanathan Anand bleibt der König auf 64 Feldern. Der 38 Jahre alte Großmeister aus Indien verteidigte bei der Schachweltmeisterschaft in Bonn seinen WM-Titel in königlicher Manier. Durch einen verdienten 6,5:4,5-Erfolg gegen Herausforderer Wladimir Kramnik (Russland) setzte sich Anand zum dritten Mal nach 2000 und 2007 die Schachkrone auf. Nach elf von zwölf Partien stand der "Tiger aus Madras" am Mittwoch als alter und neuer Champion fest.

"Ich hatte mich ein halbes Jahr auf diese WM vorbereitet. Für mich war es etwas Besonderes und das größte Match seit dem Kampf gegen Garri Kasparow 1995 in New York", erläuterte Anand seine souveräne Vorstellung in der Bonner Kunsthalle. Er spielte fast fehlerlos und zugleich brillant, mit Mut zu Neuerungen und Verwicklungen. "Vielleicht wirke ich nach außen ruhig, innerlich war ich aber auch nervös", gestand der Weltmeister. In der letzten Sizilianischen Partie eröffnete er erstmals mit dem Königsbauern und wehrte alle Angriffe seines Herausforderers ab.

Gipfel der Schachkarriere

Während der mit 1,5 Millionen Euro dotierten WM verlor er nur einmal. Er verbuchte drei Siegpartien, darunter zwei in brillantem Stil mit den schwarzen Figuren. Siebenmal trennten sich beide Kontrahenten remis. Kleiner Trost für Kramnik: Er erhielt ebenso wie der Sieger ein Preisgeld von 600.000 Euro. Die restlichen 300.000 Euro gingen an den Weltschachbund Fide. "Anand kann schnell rechnen, besitzt ein gutes Stellungsgefühl, pflegt eine aggressive und gleichzeitig natürliche Spielweise. Er hat die notwendige innere Balance gefunden und ist auf dem höchsten Punkt seiner Schachkarriere", erklärte WM-Kommentator Artur Jussupow.

Der Inder zeigte in dem stets fairen Match alle Tugenden eines guten Schachspielers. "Er ist schon immer ein sehr starker Großmeister gewesen, aber im letzten Jahrzehnt noch weiter gereift und heute ein universeller Spieler. Das ist wirklich der beste Anand, den die Schachwelt je gesehen hat", lobte Großmeister Helmut Pfleger den Schachkönig. "Das Niveau war gut, die Wiedervereinigung im Schach ist jetzt endgültig gelungen. Zwei untadelige Sportler haben viel dazu beigetragen", freute sich Pfleger.

Anand lebt in Spanien und Deutschland

Kramnik, der achtmal die Dortmunder Schachtage gewann, bewies bei der ersten WM in Deutschland seit 74 Jahren trotz der Niederlage gute Moral. Durch eine Leistungssteigerung in den letzten vier Partien, als er Stellungsvorteile hatte und sogar zwei Matchbälle abwehren konnte, vermied der 33-Jährige ein Debakel. "Ich war froh, dass er die zehnte Partie gewinnen konnte", sagte Robert von Weizsäcker, Präsident des Deutschen Schach-Bundes (DSB).

Nicht nur im Anand-Lager knallten am Mittwochabend die Sektkorken. Auch beim deutschen Mannschaftsmeister OSG Baden-Baden war die Freude über den WM-Sieg groß. Der Weltmeister ist dort an Brett eins gemeldet, wird in der Bundesliga aber nur sporadisch eingesetzt. Anand, der als Schnellschach-Spezialist Dauersieger bei den Chess-Classics in Mainz ist, lebt seit einigen Jahren mit seiner Frau Aruna in Spanien und teilweise auch im Taunus in Deutschland.

Dagobert Kohlmeyer (dpa)

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