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Was nun? Der Norweger Magnus Carlsen, 26, hatte mit dem neunrundigen Superturnier in seiner Heimat kein Glück. Am Ende schrammte er gerade noch an einem Desaster vorbei. Carlsen profitierte von einem schweren Fehler seines Gegners (Archivbild).

© dpa

Schach: Das Genie Magnus Carlsen schwächelt

Ausgerechnet in Norwegen: Schachweltmeister Magnus Carlsen patzt beim Superturnier. Am Ende verhindert er mit viel Glück ein Desaster.

Es sollte sein Turnier werden: „Norway Chess“ – der Schachweltmeister in seinem Heimatland gegen den Rest der Welt. Magnus Carlsen gegen neun Großmeister, allesamt aus den Top Ten der Weltrangliste, eines der best besetzten Schachturniere aller Zeiten. Am Ende wurde es fast zu einem Desaster für den Aufsteiger der Schachszene der vergangenen Jahre. Carlsen belegte in dem am Freitagabend zu Ende gegangenen Turnier den vorletzten Platz, eine Schmach für den norwegischen Weltmeister. Sieger wurde Lewon Aronjan.

Zwischendrin hatte es noch schlimmer ausgesehen. Vor der achten Runde hatte Carlsen keine einzige Partie gewonnen, sogar zwei Spiele verloren, eines gegen den russischen Ex-Weltmeister Wladimir Kramnik und eines gegen den Armenier Aronjan (der spielte einst in der Bundesliga für die Schachfreunde Berlin), der Carlsen in Runde Vier in einer brillanten Partie mit einem typischen Läuferopfer auf h7 besiegt hatte.

Auch wenn Carlsen die letzten beiden Partien mit einem Sieg gegen Sergej Karjakin und einem Remis gegen Ex-Weltmeister Vishy Anand etwas erfolgreicher gestalten konnte, so ein Turnier ist dem 26-jährigen Weltmeister in seiner Karriere selten unterlaufen. Er muss Wunden lecken. Ist Magnus Carlsen in seiner ersten größeren sportlichen Krise? Bis zum vergangenen Jahr ging es steil bergauf für das einstige Schach-Wunderkind, das mit 13 Jahren Großmeister und mit 23 Weltmeister wurde. Schon bei der Verteidigung des Titels im November 2016 gegen Karjakin hatte Carlsen Probleme, als klarer Favorit. Er konnte spät ausgleichen und im Stichkampf gewinnen. Bei der Schnellschach-WM in Doha, Ende Dezember, wurde Carlsen als Titelträger abgelöst. Er brüllte seinen Ärger heraus.

Im Frühjahr spielte Carlsen in Baden-Baden die Grenke Chess Classic. Er belegte hinter Aronjan den geteilten zweiten Platz, wirkte noch relativ gelassen, mit Struwwelfrisur und markanter Brille. Grund dafür soll eine neue Freundin sein. Über sein Privatleben schweigt sich Carlsen aus, auch in einer 2016 erschienenen Kinodoku erfuhr man nicht viel. Nun will die norwegische Boulevardpresse die 22-jährige Journalistin Synne Christin Larsen als Freundin von Carlsen ausgemacht haben.

Ein schwerer Fehler Karjakins brachte Carlsen den Sieg

Ob die Freundin nun in Stavanger dabei war, ist nicht bekannt. „Norway Chess“ ist eine Art Mini-WM, eigens für Carlsen ins Leben gerufen. Das Turnier steht für ihn unter keinem guten Stern. 2013 triumphierte Karjakin, vor Carlsen, der im selben Jahr Weltmeister wurde. Das gleiche Ergebnis 2014. Ganz schlecht lief es im dritten Jahr. Es siegte Weselin Topalow. Carlsen kassierte vier Niederlagen, darunter gegen Landsmann Jon Ludvig Hammer, Nummer 61 der Welt. Carlsen schlug dem Reporters eines Norwegischen Senders das Mikrofon aus der Hand, der ihn gefragt hatte, wie er sich fühle – der Weltmeister wurde Siebter. 2016 gewann Carlsen es dann endlich, „sein“ Turnier.

Und nun dieser maue, fast katastrophale Auftritt. Dabei hatte es mit einem Sieg im Auftakt-Blitzturnier gut begonnen. Von neun Partien gewann Carlsen sieben, verlor eine. Davon war dann im großen Turnier nicht viel zu sehen. Nur ein Sieg in neun Partien. Bei der Niederlage gegen Kramnik berechnete der Russe komplizierte taktische Varianten viel präziser als Carlsen, der aus der ungewohnten Rolle vom Tabellenende her zu viel Druck ausübte und seine gewohnte Stärke im Mittel- und vor allem Endspiel gar nicht entfalten konnte.

In der Weltrangliste, die er seit 2011 anführt, fiel Carlsen auf 2817 Punkte zurück. Damit ist er weiter die Nummer eins, liegt aber nur noch wenige Punkte vor Kramnik. Im Falle einer Niederlage gegen Karjakin drohte ihm, seinen angestammten ersten Platz in der Weltrangliste räumen zu müssen. Erst ein schwerer Fehler Karjakins im 41. Zug brachte Carlsen den Sieg. Vielleicht hat es der Norweger nach der Titelverteidigung zu entspannt angehen lassen. Zur Erholung ging es mit Eltern und Schwestern auf die Malediven. Vielleicht ist es auch nur ein Durchhänger des Weltmeisters. Carlsen muss nun abwarten, welcher seiner starken Kontrahenten sich im Kandidatenturnier 2018 fürs nächste WM-Finale qualifiziert. Und er muss mal wieder ein Turnier gewinnen.

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