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Schach

© dpa

Schach-WM: Fehlerlos langweilig

Die erste WM-Partie im Schach zwischen Titelverteidiger Anand und Kramnik beginnt eher zurückhaltend und endet mit einem Remis.

In zwei Zeichen fasste Weltmeister Viswanathan Anand jene Feinheit zusammen, die ihm zum Auftakt der Schach-Weltmeisterschaft gegen Wladimir Kramnik ein müheloses Remis bescherte. „Ich denke, a5 war wichtig“, sagte Anand. Was jedoch an dem kleinen Bauernzug aufs Feld a5 so bedeutend war, schien allenfalls für die Experten unter den Zuschauern in der Bonner Bundeskunsthalle reizvoll.

Auch die zweite Partie von Bonn endete Remis . Weltmeister Viswanathan Anand und Herausforderer Kramnik einigten sich am Mittwoch nach 32 Zügen auf die Punkteteilung. Der 33 Jahre alte Kramnik, der die schwarzen Figuren führte, bot das Unentschieden an. Damit steht es nach zwei von zwölf Spielen 1:1. Nach einem Ruhetag wird der WM-Zweikampf am Freitag fortgesetzt. In der dritten Begegnung wird Kramnik wieder mit den weißen Steinen eröffnen können.

Es lag nicht an Anand, dass besonders die erste von zwölf zu spielenden Partien recht farblos geriet. Schließlich hatte sein Herausforderer am Abend vorher, beim Empfang im Alten Rathaus, schon einen kleinen Vorteil erzielt. Als ihre Unterschriften im Goldenen Buch der Stadt getrocknet waren, ging es zur Farbenwahl: Kramnik zog eine weiße Mini-Büste von Beethoven, dem berühmten Bonner, und Anand eine schwarze. Folglich durfte der Russe die erste Partie mit Weiß beginnen.

Doch statt einer furiosen Ouvertüre wählte Kramnik ein bedächtiges Adagio: die trockene Abtauschvariante des slawischen Damengambits. „Gar nicht so harmlos, wie sie aussieht“, fand Anand die Stellung. Der Weltmeister hatte aber alle verborgenen Gefahren frühzeitig erkannt, einen Bauern geopfert und Kramniks Gewinnchancen erstickt.

„Remis ist ein ziemlich logisches Ergebnis im Schach, wenn beide Spieler fehlerlos spielen“, erklärte Kramnik. Außerdem müsse man sich erst einmal an die Spannung und die besondere Atmosphäre eines WM-Kampfes gewöhnen. „Es wird bestimmt nicht so friedlich weitergehen.“ Das sah dann allerdings gestern bei der zweiten Partie anders aus – sie war ähnlich unspektakulär wie die erste.

Kramnik – Anand (1. WM-Partie): 1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.cxd5 (Dass Anand mit 2...c6 das slawische Damengambit spielen würde, war keine große Überraschung, weil es zu seinem Standardrepertoire gehört. Im Gegensatz zu Kramniks Wahl. Denn die Abtausch-Variante, 4.cxd5, hat der Russe bislang nur sehr selten gespielt.) 4...cxd5 5.Lf4 Sc6 6.e3 Lf5 7.Sf3 e6 8.Db3 Lb4 9.Lb5 0–0 10.Lxc6 Lxc3+ 11.Dxc3 Tc8 12.Se5 Sg4 (Statt sich nach 12...bxc6 mit einem zur Schwäche neigenden c-Bauern herumzuplagen, opfert Anand diesen lieber. Er setzt dafür auf aktives Figurenspiel.) 13.Sxg4 Lxg4 14.Db4 (Auch im Fall von 14.Da3 Txc6 15.Dxa7 würde Schwarz die wichtige c-Linie beherrschen, z.B. 15...De7 16.0–0 Tfc8.) 14...Txc6 15.Dxb7 Dc8 16.Dxc8 Tfxc8 17.0–0 a5! (Laut Anand ein Schlüsselzug.) 18.f3 Lf5 19.Tfe1 Lg6! 20.b3 f6 21.e4 dxe4 22.fxe4 Td8 23.Tad1 Tc2 24.e5 (Nach fast halbstündigem Nachdenken gespielt. Naheliegender sah 24.d5 aus, aber Kramnik missfiel die Antwort 24...e5! 25.Td2 Tdc8; dies sei der klarste Remisweg für Schwarz. Wenn Weiß danach weiter auf Gewinn spielen wollte, müsse er 26.d6 versuchen, „aber dann verliere ich einfach meinen d-Bauern“. Der Russe gab folgende Variante an: 26...T2c6! 27.Lg3 Td8 28.d7 Tc7 29.Ted1 Lh5.) 24...fxe5 25.Lxe5 Txa2 26.Ta1 Txa1 27.Txa1 Td5 28.Tc1 Td7 29.Tc5 Ta7 30.Tc7 (Als Kramnik seinen Turm hier hingeschoben hatte, lächelte ihn Anand an. Der freundliche Blick sollte wohl ein stilles Remisangebot sein. Doch erst nach den schnell ausgeführten Zügen...) 30...Txc7 31.Lxc7 Lc2 32.Lxa5 Lxb3 (... lächelte Kramnik zurück und reichte ihm die Hand.) – remis.

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