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Schacholympiade: Georg Meier: Talent am Brett

Georg Meier beeindruckt bei der Schacholympiade im Jugendteam gegen namhafte Gegner.

Drei Spiele, drei Siege – die erste Bilanz bei der Schacholympiade in Dresden hätte für die Deutschen kaum besser ausfallen können. „Das hat aber noch nicht viel zu bedeuten, weil wir erst einen ernsthaften Gegner gehabt haben“, sagt der deutsche Großmeister Jan Gustafsson. Mit den Favoriten wie Russland, Armenien oder Aserbaidschan habe man es ja noch nicht zu tun gehabt. Ohnehin standen im Internationalen Kongresszentrum an der Elbe, wo Tag für Tag über tausend Spielerinnen und Spieler aus 144 Nationen stundenlang grübeln, bislang eher die Begegnungen zwischen Klein und Groß im Blickpunkt.

Wie dünn mittlerweile der Abstand zwischen hochbegabten, aber international kaum bekannten Nachwuchsspielern und der Weltspitze geworden ist, hat in Dresden beispielhaft Großmeister Georg Meier gezeigt. Der 21-jährige Trierer gehört nicht zur ersten Auswahl, sondern zum sogenannten Jugendolympiateam. Deutschland durfte nämlich als Ausrichter der 38. Schacholympiade jeweils drei Teams aufbieten, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen. Doch Meiers Heldentaten haben sich natürlich auch zur ersten Mannschaft herumgesprochen. „Ich habe zwar noch nicht Georgs Partien gesehen, freue mich aber über seine tollen Ergebnisse“, sagt Gustafsson.

Zum Auftakt besiegte Meier, Nummer 17 der deutschen Rangliste, den hoch favorisierten Bulgaren Iwan Tscheparinow. „Ich hatte nicht gedacht, dass sie uns unterschätzen“, wunderte sich Meier, „ich hatte damit gerechnet, gegen Wesselin Topalow zu spielen.“ Der Verzicht auf den früheren Weltmeister rächte sich für die an sechs gesetzten Bulgaren: Das deutsche B-Team gewann sensationell mit 2,5:1,5 Punkten.

Meier blieb nach seinem spektakulären Sieg gelassen. „Ich bin eben nicht so der emotionale Typ.“ Klar, er freue sich, in seiner bisherigen Karriere sei Tscheparinow der zweitstärkste Gegner gewesen. Diese Aussage sollte jedoch keine 24 Stunden Bestand haben. Dann saß Meier einem gegenüber, der trotz seiner Jugend schon als einer der stärksten Spieler aller Zeiten gilt: Magnus Carlsen. Der 17-jährige Wunderjunge aus Norwegen ist bereits Vierter der Weltrangliste. Gegen Georg Meier konnte Magnus Carlsen jedoch am Ende froh sein, ein Remis erreicht zu haben.

Die beiden Erfolge zeigen Meiers beachtliches Potenzial, sie sollten aber nicht überbewertet werden. Denn in Dresden sitzen Dutzende ähnlich begabter Nachwuchsspieler an den Brettern. Für Georg Meier scheint mittelfristig der Aufstieg in die Top 100 realistisch. Er habe in der letzten Zeit verstärkt an seinen Fehlern gearbeitet und in den vergangenen Turnieren gute Ergebnisse erzielt, sagt Meier.

Georg Meiers Vorbild ist der frühere Weltmeister Wassili Smyslow. Im Rahmen der Vorbereitung auf Dresden machte er Bekanntschaft mit einem anderen Heroen der Schachgeschichte: Anatoli Karpow. Der Deutsche Schachbund hatte sich nämlich das Training für seine Mannschaften einiges kosten lassen und neben anderen namhaften Spielern auch Karpow für einige Sitzungen eingeladen.

Damit die jungen Spieler aus erster Hand etwas von den strategischen Geheimnissen des Spiels erfahren. Gerne hätte der Schachbund einen deutschen Karpow oder Carlsen in seinen Reihen. Doch solch ein Ausnahmespieler ist bislang in Deutschland nirgendwo in Sicht. Dennoch scheinen sich die erheblichen Anstrengungen im Vorfeld auszuwirken – auch bei den deutschen Frauen, die mit zwei Siegen und einem Unentschieden zum Auftakt den Kontakt zur Spitze halten.

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