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© ddp

Schalke 04: Lieber Olympia als Bundesliga

Die Bundesligisten verweigern Olympioniken ihren Auftritt in Peking. Jetzt ist Schalkes Rafinha unerlaubt nach Peking geflogen.

Auf Rafinha warten, weil er vielleicht verschlafen hat, musste die Mannschaft von Schalke 04 gestern gar nicht erst. Manager Andreas Müller hatte schon am Abend vor der Abreise ins Trainingslager nach Stegersbach mit dem Brasilianer telefoniert, der auf die Aufforderung, zu erscheinen, geantwortet hatte, dass er stattdessen am Dienstag zum Treffpunkt der brasilianischen Olympia-Mannschaft nach Paris fliegen werde. „Der Spieler hat eine eigenständige Entscheidung trotz der klaren Ansage des Vereins getroffen“, sagte Müller. „Das hat eine andere Qualität, als wenn jemand später aus dem Urlaub kommt.“ Im Gegensatz zu anderen Profis wie etwa dem 21 Jahre alten Herthaner Gojko Kacar (Serbien), der auf Olympia verzichtet, stellt sich Rafinha offen gegen seinen Arbeitgeber. Über Sanktionen gegen ihn sei noch nicht entschieden, ausschließen wollte Müller gestern nichts.

Es erscheint sogar eine Trennung von dem 22-Jährigen denkbar, der in dem Gewirr um die Abstellung von Profis für Olympia eine andere Meinung hat als der Belgier Vincent Kompany (22) vom HSV oder der Leverkusener Constant Djakba (21), der nicht für die Elfenbeinküste bei Olympia spielen wird. „Es war sicherlich eine der schwierigsten Entscheidungen in meiner bisherigen sportlichen Laufbahn. Aber ich respektiere die schwierige Lage des Vereins und akzeptiere damit die getroffene Vereinbarung“, sagte Djakpa. Er einigte sich offiziell im Guten mit seinem Klub. Das ist nicht bei allen Profis so, Diego würde sehr gerne bei Olympia spielen. Werder Bremen gibt ihn aber nicht frei. Die Klubs sind der Meinung, keine Spieler abstellen zu müssen, weil das olympische Fußballturnier nicht im internationalen Rahmenterminkalender des Weltverbandes Fifa steht.

Diese Lücke in den Regularien ist den Klubs erst neuerdings aufgefallen. Bisher war es üblich, dass die Vereine ihre U-23-Spieler wie Diego abstellen, aus denen der Großteil der Kader bei Olympia besteht. Einspruch legten sie nur bei Spielern ein, die zu den dreien pro Nation gehörten, die älter als 23 Jahre alt sein dürfen. Dem 29-jährigen Marko Pantelic wurde von Hertha BSC gestern endgültig die Freigabe verweigert. Jetzt wollen die Klubs aber auch ihre jüngeren Spieler nicht mehr hergeben, auch wenn dies dem Weltverband Fifa und dem Internationalen Olympischen Komitee nicht passt.

In einer Erklärung der Fifa aus der vergangenen Woche heißt es: „Die Freigabe für Spieler unter 23 Jahren steht ... außer Zweifel. Diese ist ... verpflichtend: Die Freigabe von Spielern unter 23 Jahren wird seit 1992 von den Vereinen akzeptiert, daher muss das auch diesmal gelten.“ Die Fifa drohte sogar damit, jüngere Spieler, die von den Klubs nicht für Olympia freigegeben werden, zu sperren. Die Deutsche Fußball-Liga prüft hingegen ihrerseits, ob Spieler wie Rafinha, die ohne die Zustimmung ihrer Klubs nach Peking reisen, für Olympia gesperrt werden können. Die Verwirrung war komplett, als Wolfgang Niersbach, der Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes, sagte, dass ihm die Fifa bestätigt habe, dass keine Abstellungspflicht bestehe. Gestern war bei der Fifa niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Die Spieler könnten also gesperrt werden, wie auch immer sie sich entscheiden. Hinzu kommt, dass das olympische Turnier in vielen Ländern eine weitaus größere Bedeutung hat als in Deutschland. So wurde der Druck aus der Heimat auf den Nigerianer Chinedu Obasi so groß, dass ihn die TSG Hoffenheim schließlich freigab, um danach unbelastet mit dem Spieler weiterarbeiten zu können. Auch Rafinha wird sich überlegt haben, ob er es wagen kann, der Einladung des Trainers der Olympiaauswahl nicht Folge zu leisten. Der heißt Carlos Dunga und coacht eigentlich die A-Nationalmannschaft. Und zu der zu gehören, ist für einen Brasilianer wirklich das Größte.

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