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Sport: Schalke 04 wider den dänischen Realismus

Schalke im Herbst, das ist kein farbenfrohes Bild. Beim 1:4 gegen Werder Bremen präsentierten sich die Gelsenkirchener in ihren königsblauen Trikots so grau in grau wie der Himmel über der Arena.

Schalke im Herbst, das ist kein farbenfrohes Bild. Beim 1:4 gegen Werder Bremen präsentierten sich die Gelsenkirchener in ihren königsblauen Trikots so grau in grau wie der Himmel über der Arena. Selbst im hallenähnlichen Prachtbau war es nasskalt und ungemütlich. Und wenn die Profis dann noch eine Stunde lang über den Platz schleichen, als seien sie von einer November-Depression gebeutelt, kommt bei den Fans keine Freude auf.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Es war, als hätten Kapitän Tomasz Waldoch und seine Mitstreiter den Nachmittag lieber mit einem guten Glas Rotwein am Kaminfeuer verbracht, die alten Scheiben von Jacques Brel rausgekramt und sich ihrer Melancholie hingegeben. Doch zum Erschrecken des überwiegenden Teils der 60 000 Zuschauer hatten sie sich entschlossen, Fußball zu spielen. Und so ergab sich die erste Bundesliga-Niederlage seit dem Umzug in die neue Heimat, und die fiel auch gleich deftig aus. Die Schalker ließen sich von ihren mit beeindruckender Geschlossenheit auftretenden Kontrahenten auskontern, dass ihnen Hören und Sehen verging. Manager Rudi Assauer konstatierte "einen kleinen Tiefschlag, den wir wegstecken müssen".

Wer die Ambitionen des Beinahe-Meisters kennt, weiß, dass es weit mehr war. Es war ein harter Punsh, geführt durch einen Gegner, der von den Experten in dieser Spielzeit in hinteren Regionen vermutet worden war. Dagegen hatte Schalkes Torjäger Ebbe Sand noch vor dem Spiel verkündet, "realistisch würde ich sagen, dass wir Dritter werden können". Der dänischen Realismus steht in krassem Widerspruch zur harten Bundesliga-Realität. Und die besagt, dass Werder vorerst an Schalke vorbeigezogen ist.

Sechs Siege aus den letzten sieben Partien, dabei zuletzt die besonders wertvollen gegen Meister Bayern und beim Vizemeister Schalke, so lautet das Zwischenzeugnis von Trainer Thomas Schaaf. Werder Bremen präsentiert sich seit Wochen als kollektiver Block, in dem jeder Spieler zumindest starke läuferische Akzente zu setzen vermag. Mit Andreas Herzog wurde ein Star abgeschoben, der als Spielmacher der alten Schule gilt. Starke Akzente nach vorne und Defizite in der Defensivarbeit, das reicht nicht mehr für einen Stammplatz im Bremer Ensemble. Die Vertreter der neuen Generation heißen Torsten Frings und Kristzian Lisztes. Beide sind keine Zampanos am Ball, doch in ihrer Art zu spielen emsig, blitzgescheit und effektiv. Dabei agiert Frings in seiner neuen, zentralen Position so überzeugend, dass ihn Manager Klaus Allofs erneut für höhere Aufgaben empfahl: "Ganz klar, in dieser Form ist er einer für Rudi Völler."

Es scheint, als habe der schweigsame Schaaf in seinem Team ein Motto zum Leben erweckt, das im Profifußball längst überlebt schien: Einer für alle, alle für einen. In Zeiten von Ablösensummen und Gagen in zweistelliger Millionenhöhe klingt das schon fast kitschig. Am nächsten Wochenende kommt der ungeschlagene Tabellenführer aus Leverkusen zur nächsten Prüfung ins Weserstadion. In Bremen glauben sie an einen Sieg, doch "wie weit uns das alles führt", sagt Frings, "wird man erst sehen, wenn wir mal wieder verlieren".

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