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Schalke - Hannover 2:0: Erst schweigen, dann schreien

Hannover 96 verliert das erste Bundesligaspiel nach Robert Enkes Tod 0:2 beim FC Schalke 04. Im Stadion ist vieles anders als sonst.

Vor dem Anpfiff ist die Arena ein Hort der Ruhe. Das Vorprogramm des Bundesligaspiels Schalke 04 gegen Hannover 96 steht im Zeichen der Trauer um Nationaltorwart Robert Enke, der sich am 10. November das Leben genommen hat. „Ruhe in Frieden, Robert“ steht in großen weißen Lettern auf schwarzem Grund. Und: „Der Tod trennt – der Tod vereint“. Auf einem anderen Spruchband heißt es: „Unser Mitgefühl gilt Teresa, Leila, der Familie & Hannover 96“.

Als das Gedenken vorüber ist, stellt sich allmählich das ein, was viele Fußballanhänger sich erhoffen: ein Stück Normalität. Der Alltag kehrt mit einem 2:0 (0:0)-Sieg der Schalker zurück. Sogar besonders laut. Denn die Fans beider Parteien schalten blitzschnell um von Schweigen auf Geschrei, um ihre jeweilige Lieblingsmannschaft anzufeuern. „Es war wichtig, dass wieder richtige Bundesliga-Atmosphäre mit den Schlachtgesängen der Fan-Gruppen herrschte“, sagte Hannovers Trainer Andreas Bergmann hinterher.

Auch die Spieler gehen, gerade in den Anfangsminuten, vor 61505 Zuschauern mit Schwung ans Werk. Auch der junge Torhüter Florian Fromlowitz, der das sportliche Erbe von Robert Enke im Tor antritt. Der neue Stammtorwart, der Enke schon einige Male ersetzt hatte, zeigt sich seiner neuen Aufgabe von Anfang an gewachsen, so etwa beim ersten Schreckschuss von Christoph Moritz, den er pariert oder bei einem wuchtigen Versuch Kevin Kuranyis, den er im zweiten Durchgang entschärft. „Für ihn war es ja auch nicht so einfach. Er hat eine bärenstarke Leistung gezeigt“, befand Bergmann.

Fromlowitz wird zum besten Spieler seiner Elf, die in der zweiten Hälfte von den Schalkern stark unter Druck gesetzt wird. Die drohende Niederlage aber kann Fromlowitz auch nicht verhindern. Als Jefferson Farfan in der 69. Minute einen Eckball von Rafinha mit dem Kopf ins Tor wuchtet, muss er sich geschlagen geben. Ebenso in der Nachspielzeit bei Jan Moraveks Abstaubertor. Jefferson Farfan bejubelt seinen Treffer gut sichtbar und lautstark, auch ein Stück Normalität. Kevin Kuranyi hätte es allerdings anders gemacht. „Aus Respekt vor Robert würde ich nicht wie üblich jubeln, sondern mich nur innerlich freuen“, hatte er angekündigt.

Am Ende freuen die Schalker sich über drei Punkte – jeder nach seiner Facon, die meisten laut, andere vielleicht ein wenig stiller. Auch Florian Fromlowitz und seine Kollegen von Hannover 96 dürften nicht all zu sehr über die Niederlage in Gelsenkirchen enttäuscht gewesen sein. „Es war sehr schwierig heute“, sagte Hannovers Kapitän Arnold Bruggink nach der Partie unter Tränen zu. „Aber nach der Trauerminute ging es einfach los. Und wenn man dann erstmal angefangen hat, geht es auch irgendwie. Wir haben alles versucht.“ Sie haben die erste Etappe auf dem Weg in die Normalität bewältigt. Auch die Sechsundneunziger werden von ihren Anhängern gefeiert – trotz der Niederlage in Schalke.

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